Historischer Sennefriedhof wird Bielefelds erstes Gartendenkmal

Bielefeld. Jetzt ist es amtlich: Der ältere Teil des Sennefriedhofs wird komplett unter Denkmalschutz gestellt, inklusive Wege, Wasserbecken, Wetterhäuschen, Grabstätten und -steine. Für die Besucher ändert sich nichts, wohl aber für die Familien, deren Angehörige dort begraben sind - und auch für die Friedhofsverwaltung. &bdquo;Für Bielefeld wird damit zum ersten Mal eine Grünanlage als Gartendenkmal unter Schutz gestellt“, sagt die Leiterin der Friedhofsverwaltung im städtischen Umweltbetrieb, Silke Kroll. Der Sennefriedhof im Bielefelder Süden, 104 Hektar groß und 1912 eröffnet, fasziniert mit seinem alten Baumbestand, den geschwungenen Wegen, den Rhododendronhecken, (mitunter monumentalen) Grabanlagen, kunstvollen Skulpturen, steinernen Brunnen sowie den imposanten Gebäuden. Und durch seine Weitläufigkeit: Er gehört zu den fünf größten Begräbnisstätten in Deutschland. Bereits jetzt ist hier schon einiges denkmalgeschützt. Dazu gehören seit 1986 die beiden Torgebäude von 1911 am früheren Eingang an der Brackweder Straße, das Fachwerk-Kutscherhaus ein paar Meter weiter und die Alte Friedhofskapelle mit dem drei Meter breiten Relief des Bildhauers Hans Perathoner. Sie wurde einst vom Bielefelder Stadtbaurat Friedrich Schultz geplant und 1913 eingeweiht. Neu unter Denkmalschutz In diesem Februar kamen die Neue Kapelle (erbaut zwischen 1959 und 19961) am südlichen Endpunkt der Hauptallee hinzu, die am Haupteingang beginnt. Sie liegt auf einem rund 44 Hektar großen Erweiterungsbereich, der seit den 1960er Jahren für Begräbnisse genutzt wird. Denkmäler sind seitdem auch das Verwaltungs- und das frühere Toilettengebäude mit den zurückhaltend-gelben Fassaden, die sich am Eingangsplatz gegenüber liegen. Bitte lesen Sie auch: 15 versteckte Gräber auf dem Sennefriedhof: Wer liegt hier begraben? Auf Initiative des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe hat die Untere Denkmalbehörde den ein Drittel großen historische Friedhofsteil vor rund vier Jahren zunächst vorläufig unter Schutz gestellt. Das damit begonnene Verfahren stehe jetzt kurz vor der Anhörung, berichtet Silke Kroll. Dort könnten sich auch die Eigentümer der einzelnen Grabstätten dazu äußern. &bdquo;Sie werden von uns als Friedhofsbehörde benachrichtigt, sobald wir wissen, wann die offizielle Bekanntmachung ist.“ Vorab müsse allerdings noch der Stadtrat informiert werden. Mit der offiziellen Unterschutzerstellung rechne die Denkmalbehörde im nächsten Frühjahr. Historische Siedlung am Sennefriedhof: Zeitreise: Als in der Oetker-Siedlung Schweine im Garten standen Zu den laut Kroll betroffenen 251 Grabsteinen (insgesamt gibt es rund 27.000 Grabstätten auf dem Friedhof) gehören die von bekannten Bielefeldern wie dem ehemaligen Bürgermeister Rudolf Stapenhorst, Robert Hoppe (an dessen Schirm-Fachgeschäft in der Altstadt sich wohl viele älter Bielefelder noch erinnern) und Stadtbaurat Friedrich Schultz; sowie das Grab von Henriette Ziemann, die hier als erstes bestattet wurde: am 11. August 1912 auf einer Heidelichtung. Geschützt werden darüber hinaus die Kriegsgräberstätte für die Toten der beiden Weltkriege und Ehrenfelder wie das für die politisch Verfolgte. Künftige Pflichten für die Eigentümer Rund die Hälfte der schützenswerten Grabsteine seien bereits an die Friedhofsverwaltung zurückgegeben worden, berichtet Kroll. Bei den anderen seien die Eigentümer künftig verpflichtet, für den Erhalt zu sorgen. Bei Veränderungen, wenn etwa weitere Angehörige dort begraben werden und eine Nachbeschriftung geplant ist, gehe dies nur per Antrag. &bdquo;Die neue Beschriftung soll sich möglichst angleichen, bei Bronzeschrift etwa wieder in Bronze sein und in der gleichen Schriftart.“ Nach Ablauf der Nutzung müsse das Grab von seiner Bepflanzung (sie ist nicht geschützt) freigeräumt werden, der Stein aber und oft auch die Skulpturen müssten bleiben. Eine Kompensation für die Besitzer gebe es nicht, so Kroll. Sie verwies darauf, dass viele Objekte von bekannten Künstlern wie Käthe Kollwitz, Hugo Lederer, Peter August Böckstiegel und Bruno Buschmann geschaffen worden seien. &bdquo;Viele Steine gehen auch an uns über. Dann sind wir verpflichtet, sie zu erhalten.“ Auch interessant: Das sind die 10 außergewöhnlichsten Grabstätten Bielefelds Nächste Führung auf dem Sennefriedhof Auf dem Sennefriedhof gibt es regelmäßig Führungen über die Vogelwelt (im Frühjahr), kabarettistische mit Heinz Flottmann und informative zu Geschichte, Kunst und Kultur. Die letzte Veranstaltung für dieses Jahr ist am Sonntag, 26. Oktober. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Haupteingang, Brackweder Straße 80. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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