Nebelbombe gegen Kakerlaken: Bielefelder Bande soll 113.500 Euro Schaden angerichtet haben

Bielefeld. Die verwendeten Präparate trugen klangvolle Namen wie &bdquo;Flüssige Mäusegranaten“, fachgerecht eingesetzt wurden sie aber definitiv nicht: Die Staatsanwaltschaft hat fünf Männer aus Bielefeld angeklagt, gemeinsam mit weiteren Beteiligten verschiedene Dienstleistungen – die sie gar nicht hätten erbringen dürfen – zu weit überzogenen Preisen abgerechnet zu haben. Es dürfte sich bei den nun angeklagten Fällen lediglich um die Spitze des Eisbergs handeln: 167 Fälle legt die Staatsanwaltschaft den fünf Männern im Alter von 28 bis 33 Jahren zur Last. Dies teilte Oberstaatsanwalt Carsten Nowak nun mit. Die Ermittler gehen bislang von folgendem Geschehen aus: Im August 2018 meldete einer der Beschuldigten ein Gewerbe für verschiedene Dienstleistungen an. Hierzu zählten unter anderem ein Schlüsselnotdienst, Safe- und Pkw-Öffnung sowie Schädlingsbekämpfung. Bezahlt wurde sofort vor Ort In der Folge boten die Bielefelder unter mehr als 20 Internet-Domains ihre Dienste an. Die dabei verwendeten Firmennamen sollten den Eindruck alteingesessener inhabergeführter Betriebe suggerieren. Einer der nun angeklagten Beteiligten war insbesondere für die Internetauftritte sowie die Google-Optimierung zuständig – sollten die Seiten der mutmaßlichen Täter doch bei entsprechenden Suchanfragen stets weit oben erscheinen. Zwar traten die Beschuldigten in einigen Fällen auch selber bei den Kunden auf, doch bedienten sie sich für die Verrichtung der Arbeiten, zu denen gelegentlich auch Rohrreinigungen und Elektroarbeiten zählten, insbesondere einer Vielzahl von Mitarbeitern. Lesen Sie auch: Gestorben: Abschied von der &bdquo;Bergwacht“ an der Bielefelder Schwedenschanze Die Mitarbeiter der Bielefelder waren mehr oder weniger als Notdienste tätig. Wurden sie von Kunden gerufen, so ließen die sogenannten Monteure – Qualifikationen hatten sie für die angebotenen Tätigkeiten keine – die Kunden ein Formular unterschreiben, in dem diese erklären mussten, sich nicht in einer Notlage zu befinden. Auf diese Weise wollten sich die Männer offenbar gegen den naheliegenden Vorwurf des Wuchers absichern. Denn: Wenn die Arbeiten überhaupt verrichtet wurden, so war dies nie fachmännisch – und die Rechnungen, die den verdutzten Kunden überreicht wurden, waren weit überzogen. Bezahlen mussten die Auftraggeber, bei denen es sich oftmals um ältere Personen handelte, stets sofort vor Ort. Dabei konnte es auch vorkommen, dass bei der Kartenzahlung eine falsche, deutlich höhere Summe, in das Lesegerät eingegeben wurde. Ein Dachstuhl und eine Küche mussten renoviert werden Die Arbeiter, die weder über die notwendigen Qualifikationen im Umgang mit Schadstoffen noch im Umgang mit unerwünschten Tieren verfügten und diese Arbeiten deshalb gar nicht hätten verrichten dürfen, gaukelten ihren Kunden vor, mit ganz speziellen Mitteln zu agieren. Hierfür überklebten sie beispielsweise die Etiketten von gängigen, in Baumärkten oder Drogerien erhältlichen Schädlingsbekämpfungsmitteln. In einigen Fällen sollen sie lediglich gefärbtes Wasser aufgebracht haben. Der Erfolg dürfte überschaubar gewesen sein. In seltenen Fällen hinterließen die alles andere als seriösen Anbieter im Wortsinn verbrannte Erde: Um einen mutmaßlichen Kakerlakenbefall zu bekämpfen, zündeten sie in einer Küche in Elmshorn eine Nebelbombe. Es gab eine Verpuffung, die erheblichen Schaden an der Einrichtung und den Wänden hinterließ. In einem anderen Fall galt ein Dachstuhl nach der Behandlung durch die Mitarbeiter der Angeklagten zwar nicht wie gewünscht als holzwurmfrei, dafür jedoch als komplett kontaminiert. Die Konsequenz: Der Dachstuhl musste vollständig renoviert werden. Lesen Sie auch: Vollständige Überforderung: Bielefelder tötet seine pflegebedürftige Ehefrau Das Verfahren hatte seinen Ursprung in fünf vor sechs Jahren gestellten Strafanzeigen, rund 300 weitere aus dem gesamten Bundesgebiet sollten folgen. Die nun angeklagten Bielefelder sollen die Führungsriege der kriminellen Gruppierung gebildet haben. Bis zum September des vergangenen Jahres setzten sie ihr Treiben fort. Ein Termin für die Verhandlung vor dem Landgericht steht noch nicht fest. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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