Bundesverdienstkreuz für Bielefelder Konfliktforscher: Ehre für einen Wissenschaftler mit Haltung

Bielefeld. Er ist es eigentlich gewohnt, vor laufenden Kameras aus dem Stand Kommentare oder vor großem Publikum wissenschaftliche Einschätzungen zu geben. Im Bielefelder Rathaus flatterten Andreas Zick gestern allerdings deutlich die Nerven, als er von Bürgermeisterin Christina Osei das Bundesverdienstkreuz ans Revers geheftet bekam. &bdquo;Das haut einen dann doch ziemlich um“, räumte der 63-Jährige unumwunden ein. Der Sozialpsychologe und Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld wird mit der höchsten Ehrung der Bundesrepublik für seine herausragenden Leistungen in der Konflikt- und Gewaltforschung ausgezeichnet – und für seinen unermüdlichen Einsatz gegen Rassismus, Extremismus und gesellschaftliche Spaltung. Zick gilt bundesweit als einer der wichtigsten Forscher, wenn es um das Verständnis von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und gesellschaftliche Radikalisierung geht. Immer wieder hat er mit Studien zum gesellschaftlichen Klima, etwa zum &bdquo;Rechtsruck“ in Deutschland, Debatten angestoßen und Politik wie Öffentlichkeit zum Nachdenken gebracht. Kennedy-Zitat zum Wahlspruch genommen Dies hob auch Osei in ihrer Laudatio hervor: Zick habe das Kennedy-Wort &bdquo;Frag nicht, was dein Land für dich tun kann – frag, was du für dein Land tun kannst“ zur Richtschnur seines Handelns erhoben. &bdquo;Und Sie haben dabei längst erkannt, dass man in dem Zitat ,Land auch durch ,Gesellschaft oder einfach ,Menschen ersetzen kann. Andreas Zick stammt gebürtig aus Essen, studierte Psychologie und Evangelische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum und promovierte 1996 in Marburg über Vorurteile und Rassismus. Nach Stationen in Wuppertal, Dresden und Jena kam er 2008 an die Universität Bielefeld, wo er seitdem als Professor für Sozialisation und Konfliktforschung lehrt. 2013 übernahm er die Leitung des IKG von seinem Vorgänger Wilhelm Heitmeyer – der seinerseits erst vor wenigen Tagen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden ist. Lesen Sie auch: &bdquo;Schwimmen auf der Welle der Rechten“: Bielefelder Forscher kritisiert etablierte Parteien Unter Zicks Führung hat sich das Institut zu einer der führenden Forschungseinrichtungen Europas auf dem Gebiet der Konflikt- und Gewaltforschung entwickelt. Die Bielefelder Wissenschaftler untersuchen Ursachen und Dynamiken gesellschaftlicher Spannungen – von Radikalisierung über Hass im Netz bis zu Gewalt im Fußball. &bdquo;Es sind Themen, die aufrütteln“, hob Osei hervor. &bdquo;Aber es sind auch Themen, die Mut machen, weil Sie zeigen, dass auch nach Lösungen gesucht wird.“ .responsive23-ZCAJB2fGfwvE8Ltv-bar-grouped-vertical-entwicklung-des { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ZCAJB2fGfwvE8Ltv-bar-grouped-vertical-entwicklung-des { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ZCAJB2fGfwvE8Ltv-bar-grouped-vertical-entwicklung-des { padding-top: 153.85%; } } &bdquo;Ich muss jetzt erst einmal durchatmen“ Die Bürgermeisterin würdigte auch Zicks Engagement, das weit über die Arbeit im Institut hinausgeht: Zick ist Mitglied im Expertenrat Antirassismus der Bundesregierung, im Beirat der Bundeszentrale für politische Bildung und im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Stiftung Friedensforschung. Seit 2023 leitet er außerdem die neu gegründete Konfliktakademie (ConflictA) an der Universität Bielefeld, die Forschung und Praxis in der Konfliktprävention enger verzahnt. Für seine Vermittlungsarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft wurde Zick bereits mehrfach ausgezeichnet – unter anderem 2016 mit dem Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und 2022 mit dem internationalen Nevitt Sanford Life-Time Award for Political Psychology. Einen richtigen Orden wie das Bundesverdienstkreuz habe er aber noch nie erhalten, so Zick – entsprechend groß sei dann auch die Aufregung gewesen. &bdquo;Ich muss jetzt erst einmal durchatmen“, sagte der Forscher, ehe er in seiner Dankesrede kurzerhand jedem Anwesenden aus dem Kreis der Familie, des Freundeskreises und der Kollegen eine persönliche Laudatio gab. &bdquo;Ihr verkörpert alle das, was ich mir für unsere Gesellschaft wünsche“, schloss Zick. Auch interessant: Angriffe auf Politiker: Bielefelder Forscher warnt vor Strafverschärfungen

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