Verurteilter Bielefelder Apotheker erneut angeklagt – Verdacht auf illegalen Medikamentenhandel

Bielefeld. Der Fall hatte einigen Wirbel in der Region verursacht: Ein Apotheker aus Bielefeld-Brackwede war zunächst vom Amts-, in zweiter Instanz vom Landgericht zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten verurteilt worden, weil er Unterschriftenlisten für ein Bürgerbegehren gefälscht und dazu die Daten seiner Kunden und Kundinnen verwendet hatte. Schon bald muss er sich erneut vor einem Schöffengericht verantworten: Die Staatsanwaltschaft wirft dem 60-Jährigen dieses Mal vor, illegal Corona-Medikamente ins Ausland verkauft zu haben. Die Anklage gegen den Apotheker aus Brackwede ist das Ergebnis umfangreicher Ermittlungsarbeiten mehrerer Staatsanwaltschaften. Der Hintergrund: Im Februar 2022 hatte das Bundesgesundheitsministerium unter Leitung des damaligen Gesundheitsministers Karl Lauterbach beim Hersteller, dem US-Pharmaunternehmen Pfizer, eine Million Packungen des Corona-Medikaments Paxlovid eingekauft. Der Preis: 665 Euro pro Packung, bezahlt aus Steuergeldern. Corona-Medikament wurde kostenlos ausgegeben Das Medikament, das die Symptome einer Infektion mit dem Corona-Virus bei Betroffenen abschwächen soll, wurde kostenlos an Ärzte und eben auch Apotheker ausgegeben, damit diese Paxlovid an Erkrankte weiterverkaufen können. Die Bedingung: Die Abgabe durfte nur an Patienten aus Deutschland und auch nur gegen Rezept erfolgen. 15 Euro sollten die Apotheker pro abgegebener Packung als Vergütung abrechnen dürfen. Doch erwies sich das Präparat als Ladenhüter. Daher wurde das Bundesgesundheitsministerium hellhörig, als Ende 2022 plötzlich große Bestellungen seitens etlicher Apotheker beim Ministerium aufliefen. Schnell stand der Verdacht im Raum, dass die Medikamente an unberechtigte Dritte, mutmaßlich mit Sitz im Ausland, verkauft würden. Lesen Sie zu illegalem Medikamentenhandel bei Facebook: Apotheker aus OWL erringt ersten Erfolg Auf eine entsprechende Strafanzeige des Ministeriums hin ermittelten mehrere Staatsanwaltschaften, mittlerweile gibt es die ersten Urteile in diesem Verfahrens-Komplex. So wurde ein Apotheker in Berlin zu einer Bewährungsstrafe von 14 Monaten, eine Apothekerin aus Baden-Baden zu einer solchen von 19 Monaten verurteilt. Allerdings hatten beide mit deutlich größeren Mengen gehandelt, als es bei dem Bielefelder Apotheker der Fall gewesen sein soll. Apotheker soll Medikament nach China verkauft haben Diese Ermittlungen richteten sich auch gegen den mittlerweile wegen der gefälschten Unterschriftenlisten rechtskräftig verurteilten Bielefelder Apotheker. Nun hat die Bielefelder Staatsanwaltschaft Anklage zum Schöffengericht erhoben. Der Vorwurf: Der 60-Jährige soll 851 Packungen Paxlovid zumindest zu einem Teil ins Ausland, mutmaßlich nach China, verkauft haben. Der angenommene Schaden für den Bund, der ja Eigentümer der Medikamente gewesen sei, betrage nach Schätzung der Staatsanwaltschaft 75.000 Euro, teilte Larissa Misera mit, stellvertretende Pressesprecherin des Amtsgerichts. Ein Verhandlungstermin stehe jedoch noch nicht fest. Lesen Sie auch: &bdquo;Es geht so nicht mehr“: Große Apotheke in der Bielefelder Innenstadt gibt auf Doch sind es nicht nur strafrechtliche Fragen, die den Bielefelder Apotheker derzeit umtreiben. Nachdem das Oberlandesgericht in Hamm die Revision des Apothekers gegen seine Verurteilung zu einer elfmonatigen Bewährungsstrafe nebst einer zu zahlenden Geldauflage von 30.000 Euro verworfen hatte und das Urteil somit rechtskräftig geworden war, entzog die zuständige Aufsichtsbehörde, die Bezirksregierung Detmold, dem Bielefelder die Approbation. Entsprechende Schritte hatte die Behörde bereits vor der Berufungsverhandlung am Landgericht in Aussicht gestellt. Doch wolle man, so hatte es im Februar dieses Jahres geheißen, die Rechtskraft des Urteils abwarten. Bezirksregierung äußert sich nicht zu Einzelfällen Gegen die Entscheidung der Bezirksregierung setzt sich der Apotheker vor dem Verwaltungsgericht Minden zur Wehr. Ein entsprechendes Verfahren sei dort anhängig, bestätigte die stellvertretende Sprecherin des Verwaltungsgerichts, Rebbeca Höke. Im Raum steht, dass die Bezirksregierung den Entzug der Zulassung des Apothekers auch mit dem aktuell gegen diesen erhobenen Vorwurf des illegalen Medikamentenhandels begründet habe. Zu diesem Punkt mochte sich Höke jedoch nicht äußern. Mehr zum Thema: Apotheken im Kreis Herford um hochpreisige Medikamente betrogen Auch Peter Westphal, Pressesprecher der Bezirksregierung Detmold, gab an, dass aus Datenschutzgründen keine Auskunft zu konkreten Einzelfällen gegeben werde. Generell, so Westphal, könne eine Approbation entzogen werden, wenn das Verhalten eines Betroffenen dafür sorge, dass &bdquo;die Würdigkeit oder die Zuverlässigkeit der Ausübung des Berufes“ nicht mehr gegeben sei. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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