Neuer Bildungscampus in Bielefeld – Böllhoff-Gruppe investiert fünf Millionen Euro

Bielefeld. Einst stand manches Unternehmen in dem Verdacht, seine Lehrlinge als billige Arbeitskräfte auszubeuten. Heute ist jedem Unternehmer klar, dass er in Nachwuchskräfte investieren und sie bestmöglich ausbilden muss, um die Zukunft meistern zu können. Die Bielefelder Böllhoff-Gruppe hat dafür ein Zeichen gesetzt: Der Verbindungstechnik-Produzent habe mit seinem jetzt neu eröffneten &bdquo;Bildungscampus“ einen &bdquo;Leuchtturm“ geschaffen, zeigten sich die Gäste bei der Eröffnung schwer beeindruckt. Rund fünf Millionen Euro hat Böllhoff in einen Komplex investiert, der auf rund 1.600 Quadratmeter Fläche modernste Technik für die Aus- und Weiterbildung anbietet: So stehen Industrieroboter der Firma Kuka und KI-gestützte Maschinen zur Verfügung, 3-D-Drucker und moderne technische Werkbänke sowie Schulungsräume in verschiedenen Größen. Die Schulungskonzepte setzen zudem auch auf Augmented Reality - also die Verbindung von virtuellen und realen Details. &bdquo;Unsere Ausbildungswerkstatt war schon immer sehr gut ausgestattet - aber das ist natürlich kein Vergleich mit diesem Neubau“, schwärmte Frank Nientiedt, der Leiter des Bildungscampus, von den neuen Möglichkeiten. Ein achtköpfiges Team steht an seiner Seite, um Aus- und Weiterbildung zu gewährleisten. Lesen Sie auch: &bdquo;Rückenwind fehlt“: Wie die Industrie in Ostwestfalen in die Zukunft blickt Voll des Lobes war zum Beispiel Friedrich Hubert Esser, der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) in Bonn: &bdquo;Hier wurde eine starke Lernumgebung geschaffen, eine Werbung für die Ausbildung in Deutschland“, so der Experte. Angesichts des massiven Rückgangs bei den Auszubildenden-Zahlen - von 1,7 Millionen im Jahr 2000 auf zuletzt nur noch 1,2 Millionen - drohe der Fachkräftemangel zu Wachstumsbremse und Betriebsrisiko Nummer Eins zu werden. Investitionen wie die von Böllhoff könnten in dieser Lage positiv ausstrahlen. Hochschullehrer setzt kleinen Seitenhieb auf NRW-Sparkurs Petra Pigerl-Radtke, die Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostwestfalen, betonte, dass die Region gut ausgebildete Fachkräfte brauche, um ein starker Wirtschaftsstandort zu bleiben. Das nun eröffnete &bdquo;beeindruckende Gebäude“ sei in dieser Hinsicht ein Versprechen für die Zukunft - ein Ort, an dem Lernen, Technik und Kreativität zusammenkommen. Und Ute Horstkötter-Starke, Geschäftsführerin Berufliche Bildung der Bielefelder IHK, urteilte, der Campus sei &bdquo;mega - ich wäre gern jünger und hätte Lust auf eine Ausbildung hier.“ Lesen Sie auch: Bielefelder Unternehmer setzen auf Zuversicht: &bdquo;Wir sind stark genug“ Ingo Ballschmieter, BWL-Professor der Hochschule Bielefeld, lobte, dass &bdquo;Böllhoff gegen den Trend in Bildung investiert“, und das konnte als kleiner Seitenhieb auf den Bildungs-Sparkurs des Landes NRW verstanden werden. Dabei sei Bildung höchst relevant, weil Deutschland sonst kaum andere Rohstoffe habe. BWL-Professorin Christina Hoon von der Uni Bielefeld (Institut für Familienunternehmen) betonte die Bedeutung engagierter Unternehmer für die Bildungsangebote und letztlich die Attraktivität der Region. Michael W. Böllhoff, geschäftsführender Gesellschafter und zuständig für Produktion und Marketing, freute sich sichtlich, dämpfte die Vorschusslorbeeren aber und erklärte ganz im Böllhoff-Stil, der Leuchtturm müsse ja nun erst einmal zum Leuchten gebracht und das Versprechen gehalten werden. Nachdenklich klang auch sein Bruder Wilhelm A. Böllhoff, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter und verantwortlich für Personal und Logistik, als er den aus vielen Unternehmen berichteten und auch bei Böllhoff notwendigen Abbau von Arbeitsplätzen ansprach. Rezession, Transformation und die Veränderung der internationalen Rahmenbedingungen müssten ernst genommen werden, mahnte er. Trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - komme der Bildungscampus &bdquo;zum richtigen Zeitpunkt“. In drei bis fünf Jahren werde die neue Einrichtung so richtig zur Wirkung kommen, glaubt er. .responsive23-MezXxl7bp6PQCON9-map-neuer-boellhoff-bildungscampus { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-MezXxl7bp6PQCON9-map-neuer-boellhoff-bildungscampus { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-MezXxl7bp6PQCON9-map-neuer-boellhoff-bildungscampus { padding-top: 142.86%; } } Kooperationen mit Firmen, Schulen und Hochschulen Der Bedarf ist groß, allein in der Böllhoff-Gruppe werden bundesweit derzeit 97 Auszubildende beschäftigt, davon 77 am Standort Bielefeld. Hinzu kommen mehr als 30 Studierende, 16 von ihnen in Dualen Studiengängen. Um die Kapazitäten des Bildungscampus optimal auszunutzen, hat Böllhoff eine Kooperation mit mehr als 20 Partnerunternehmen geschmiedet, wie Frank Nientiedt berichtete. Die Palette reicht von Euscher und Goldbeck bis Gundlach und MöllerTec: Diese Firmen können pro Jahr etwa 100 Auszubildende aus gewerblich-technischen Berufen zum Campus schicken, um dort von der Ausstattung und dem Ausbilderteam zu profitieren. Kooperationen für Praktika, Trainings oder gemeinsame Forschungsprojekte gebe es zudem mit Schulen, Hochschulen und der IHK Ostwestfalen. Und ein besonderer Clou: Als Lernprojekt soll im Campus eine Azubi-Firma gegründet werden. Arbeiten wie im Start up, verspricht Nientiedt.

Meistgelesen