Bielefelder Staatsanwaltschaft klagt Krypto-Queen an

Bielefeld. Wo sich Ruja Ignatova, die laut FBI meistgesuchte Frau der Welt, derzeit aufhält, ist den Ermittlern weiterhin nicht bekannt. Und doch hat die Bielefelder Staatsanwaltschaft nun Anklage wegen gewerbsmäßigen Betruges in 17.552 Fällen sowie Geldwäsche gegen die Erfinderin der Krypto-Währung OneCoin erhoben, teilte Oberstaatsanwalt Carsten Nowak nun mit. Die Deutsch-Bulgarin Ruja Ignatova hatte die von ihr erdachte Krypto-Währung OneCoin ab 2014 als Alternative zum Bitcoin angepriesen, Investitionen in die OneCoin-Währung sollten laut der im Schwarzwald aufgewachsenen promovierten Juristin eine zweite Chance für diejenigen sein, die nicht rechtzeitig auf den Bitcoin-Zug aufgesprungen seien. Doch bestand die von Ignatova erdachte Krypto-Währung nur auf dem Papier. 2017 schloss die OneCoin-Börse plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung. Während einige wenige, die in der Netzwerkpyramide ganz oben gestanden hatten, Millionengewinne eingefahren hatten, verloren die meisten Anleger ihr investiertes Geld vollständig. Lesen Sie auch: Milliardenbetrug – Darum ermitteln Bielefelder Juristen gegen Krypto-Queen Ein Dokument, das den Tod der Gesuchten belegen soll, gilt als Fälschung Weltweit wurden so rund dreieinhalb Millionen Anleger um ihr Geld gebracht. Die Anklageschrift der Schwerpunktabteilung für Wirtschaftskriminalität der Bielefelder Staatsanwaltschaft listet 17.552 geprellte Anleger aus Westfalen auf, der dort genannte Schaden beläuft sich auf rund 57 Millionen Euro. Darüber hinaus ist die sogenannte Krypto-Queen wegen des Verdachts der Geldwäsche angeklagt: Eine Treuhandfirma hatte über einen mittlerweile verurteilten Rechtsanwalt 20 Millionen Euro erhalten, mit denen diese zwei Nobelwohnungen in London für Ignatova erwarb. Weitere 75 Millionen Euro sollen laut Staatsanwaltschaft in einen eigens dafür auf den britischen Jungferninseln eingerichteten Fonds eingezahlt worden und von dort auf ein Konto auf den Cayman Islands weitergeflossen sein. Ein Etappenerfolg war der hiesigen Staatsanwaltschaft immerhin gelungen: Oberstaatsanwalt Nowak erwirkte zwischenzeitlich bei der IX. Großen Strafkammer des Landgerichts die Einziehung der genannten 20 Millionen Euro mittels eines sogenannten Arrestbeschlusses anzuordnen. Eine Beschwerde des der untergetauchten Ignatova zum anwaltlichen Beistand bestellten Rechtsanwalts Peter Rostek gegen diese Anordnung wies das Oberlandesgericht in Hamm zurück. Die Anordnung der Einziehung war somit rechtskräftig. Entsprechende Rechtshilfegesuche werden derzeit von den britischen Behörden bearbeitet. Hierbei geht es insbesondere um den Erlös aus dem Verkauf der beiden Luxusimmobilien: Zehn Millionen Euro befinden sich nach Abzug von Ausständen noch auf einem Konto der Royal Bank of Scotland. Bedeutet dies, dass sich Ignatova demnächst tatsächlich vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Bielefelder Landgerichts verantworten muss? Das bleibt abzuwarten. Im Oktober 2017 stieg die heute 45 Jahre alte Juristin in Sofia in ein Flugzeug. Das Ziel: Athen. Seither verliert sich ihre Spur. Ein zwischenzeitlich aufgetauchtes Dokument, das eine Ermordung der Gesuchten belegen sollte, gilt den Ermittlern als Fälschung. Als ein möglicher Aufenthaltsort wurde in der Vergangenheit zwar immer mal wieder Südafrika genannt, &bdquo;konkrete Hinweise haben wir jedoch nicht“, führte Oberstaatsanwalt Nowak nun aus. Mehr zum Thema: Krypto-Queen jetzt in Südafrika? Bielefelder Ermittler auf neuen Spuren Die Staatsanwaltschaft gewinnt Zeit So stellt sich die Frage, wieso die Staatsanwaltschaft nun Anklage gegen Ignatova erhebt – dürfte in ihrer Abwesenheit doch gar nicht gegen die 45-Jährige verhandelt werden. Carsten Nowak erklärt: &bdquo;Die Taten, um die es geht, stammen aus der Zeit von Ende 2015 bis zum August 2016. Spätestens im August des kommenden Jahres wären diese alle verjährt, eine Strafverfolgung somit nicht mehr möglich. Im Idealfall eröffnet die Kammer das Hauptverfahren“, sagt Nowak. Dann komme die Verjährung für fünf Jahre zur Ruhe. Fünf Jahre, in denen die Ermittler nach der Krypto-Queen suchen können. Vielleicht, ganz vielleicht kann binnen der kommenden fünf Jahre dann ja auch in Anwesenheit von Ruja Ignatova verhandelt werden. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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