„Krypto-Queen“: Bielefelder Staatsanwaltschaft darf 20 Millionen Euro einziehen

Bielefeld. Sie gilt als Erfinderin der Krypto-Währung OneCoin – und somit als Hauptverantwortliche in einem der größten Betrugskrimis der jüngeren Vergangenheit: Ruja Ignatova, auch bekannt als &bdquo;Krypto-Queen“, ist laut FBI die meistgesuchte Frau der Welt. Sie soll Millionen von Kleinanlegern um ihr Erspartes gebracht haben. Nun hat die ermittelnde Bielefelder Staatsanwaltschaft zumindest einen kleinen Finger auf das Vermögen der Gesuchten legen können: Das Oberlandesgericht (OLG) in Hamm hat einen Beschluss des Bielefelder Landgerichts über die Einziehung von 20 Millionen Euro rechtskräftig werden lassen, teilte Landgerichtssprecher Guiskard Eisenberg mit. Die im Schwarzwald aufgewachsene Deutsch-Bulgarin Ruja Ignatova bewarb ab 2014 die von ihr erdachte Krypto-Währung OneCoin offensiv als Alternative zum mal mehr, mal weniger erfolgreichen – aber stets riskanten – Bitcoin. Doch war der erstaunlicherweise stets steigende Wert der OneCoin-Währung schlicht und ergreifend erfunden. Weltweit sollen rund dreieinhalb Millionen Anleger um ihr Geld – die Ermittler gehen von drei bis vier Milliarden Dollar aus - gebracht worden sein, 60.000 davon in Deutschland. Die OneCoin-Börse wurde im Januar 2017 plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung geschlossen: Während einige wenige, die ganz oben in der mittels eines Schneeballsystems aufgebauten Netzwerkpyramide standen, Gewinne im Millionenbereich eingefahren hatten, verloren die allermeisten Anleger alles. Ruja Ignatova wurde zur Fahndung ausgeschrieben, ist seither untergetaucht: Im Oktober 2017 stieg die heute 45 Jahre alte Frau in Sofia in ein Flugzeug nach Athen. Seither verliert sich ihre Spur. Es gilt als denkbar, dass sie sich in Südafrika aufhält – konkrete Beweise dafür gibt es jedoch nicht. Ein angebliches Dokument der bulgarischen Polizei, das die Ermordung der &bdquo;Krypto-Queen“ belegen soll, gilt den Ermittlern als Fälschung, um den Tod der promovierten Juristin vorzutäuschen. Luxus-Wohnungen für 20 Millionen Euro Die Schwerpunktabteilung der Bielefelder Staatsanwaltschaft ermittelt in der Causa Ignatova, seit weitere Beteiligte aufgrund auffälliger Geldtransfers im Kreis Steinfurt der Geldwäsche verdächtig wurden. Nun ist dem ermittelnden Oberstaatsanwalt Carsten Nowak zumindest ein Etappen-Erfolg in der Sicherung des durch die Straftaten erwirtschafteten Vermögens der &bdquo;Krypto-Queen“ gelungen: So soll eine Treuhandfirma, die über einen mittlerweile verurteilten Anwalt 20 Millionen Euro erhalten hatte, unter anderem zwei Nobel-Immobilien in London finanziert haben. Immobilien, die aus Sicht der Ermittler eindeutig der Deutsch-Bulgarin zugeschrieben werden können. Nach dem mittlerweile erfolgten Verkauf der Luxus-Wohnungen lagern nach Abzug von Ausständen noch 10,3 Millionen Euro auf einem Konto der Royal Bank of Scotland. Mit Podcast: Krypto-Queen jetzt in Südafrika? Bielefelder Ermittler auf neuen Spuren Oberstaatsanwalt Nowak beantragte beim hiesigen Landgericht, die Einziehung der genannten 20 Millionen Euro mittels eines sogenannten Arrestbeschlusses anzuordnen. Diesem Ansinnen kam die IX. Große Strafkammer – eine Wirtschaftsstrafkammer – nach. Gegen diese Entscheidung legte der vom Landgericht zum anwaltlichen Vertreter der untergetauchten &bdquo;Krypto-Queen“ bestellte Rechtsanwalt Peter Rostek Beschwerde beim OLG in Hamm ein. Das OLG hat diese Beschwerde nun zurückgewiesen, die Anordnung der Einziehung der 20 Millionen Euro ist somit rechtskräftig. Doch bleibt es noch ein langer Weg, bis dieses Geld irgendwann vielleicht auch bei den geprellten Anlegern ankommt – müssen doch nun zunächst allerlei Formalitäten in Form von Rechtshilfeersuchen mit den britischen Behörden geklärt werden. Das Geld liegt nicht zur Verteilung an die Opfer vor Darüber hinaus ist de facto ja auch nur etwa die Hälfte des zur Einziehung vorgesehenen Betrags tatsächlich gesichert: Will die Staatsanwaltschaft an weiteres Geld der Untergetauchten gelangen, so muss einwandfrei nachgewiesen werden, dass es sich dabei auch tatsächlich um Vermögen von Ignatova handelt. &bdquo;Wenn es sich dabei um Geld von irgendwelchen dubiosen Gesellschaften auf den Cayman Islands handelt, so dürfte das schon wieder ganz schön knifflig werden“, zeigt sich Oberstaatsanwalt Nowak nicht gerade optimistisch, in näherer Zukunft tatsächlich auf 20 Millionen Euro zugreifen zu können - und weist, auch um entsprechenden Anfragen von Anlageopfern vorzugreifen, explizit darauf hin, dass das Geld trotz des rechtskräftigen Beschlusses bislang nicht zur Verteilung vorliege. Nowak: &bdquo;Man hat uns sozusagen einen Beutel zur Verfügung gestellt. Nun müssen wir zusehen, dass wir diesen Beutel mit 20 Millionen Euro füllen.“

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