In Bielefelder AfD-Hochburg: Schule will Wahl zur „coolen Party“ machen

Bielefeld. In der Schule lerne man kaum etwas fürs wirkliche Leben, Jugendliche interessierten sich nicht für Politik, so häufig die Kritik. &bdquo;Unser Projekt beweist genau das Gegenteil“, sagt Kisani (17) aus der Q1 des Hans-Ehrenberg-Gymnasiums (HES) in Sennestadt. Zusammen mit anderen Freiwilligen aus der Oberstufe hat sie jetzt für Freitag, 12. September, eine Briefdirektwahl für Erstwähler in der Schulzeit organisiert. Und nicht nur das. Auch eine Podiumsdiskussion vor einer Woche, bei der sie die Oberbürgermeisterkandidatinnen und -kandidaten &bdquo;kurzzeitig ganz schön ins Straucheln gebracht“ hätten, berichten sie. In ihrem einminütigen Schlusswort dürften sie bestimmte Tabuwörter, wie Sicherheit oder Verkehr, nicht verwenden, berichtet Dominik (16, EF), einer der Moderatoren. &bdquo;Damit sie nicht einfach wieder nur ihre Wahlkampfslogans herunter rattern.“ Die Wahl sei eine Einladung zur Demokratie, sagt Daniel Mörchen. Zusammen mit seinen Kollegen aus der Sowi-Fachschaft hat der Politiklehrer an der HES die Projekte zur Kommunalwahl an der Schule betreut. &bdquo;Wie cool die Party wird, entscheiden die, die hingegangen sind“, ergänzt er. Für junge Menschen sei die erste Wahlteilnahme besonders prägend. Studien belegen, dass diejenigen, die schon bei der ersten möglichen Wahl wählten, mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit auch an späteren Wahlen regelmäßig teilnähmen – und umgekehrt. Kommunalwahl 2025 in Bielefeld: Ergebnisse und aktuelle Infos finden Sie im Liveticker Wahlteam der Stadt Bielefeld unterstützt die Schule Aber an einem Sonntag, an dem man ausschlafen und &bdquo;tausend andere Dinge machen könnte, für ein dröges Thema aus dem Haus zu gehen“, sei eine Hürde. &bdquo;Deshalb wollen wir es allen bequemer machen.“ Das Beispiel der Luisenrealschule, die zur Europawahl im Juni 2024 eine Briefdirektwahl mit 100 Prozent Wahlbeteiligung organisiert hatte, habe sie inspiriert. &bdquo;Ich habe dann schon vor einem Jahr bei der Stadt angerufen und mich erkundigt, ob wir das hier zur Kommunalwahl auch machen können“, berichtet Mörchen. Das Wahlteam der Stadt sagte zu und unterstützt die Schule bei der Realisierung des besonderen Vorhabens, mit Wahlurnen und Kabinen. Was genau ist die Kommunalwahl überhaupt? Warum habe ich da drei oder vielleicht sogar vier Stimmen? Was machen die Bezirksvertretungen und der Oberbürgermeister oder die Oberbürgermeisterin? Mit Fragen wie diesen haben sie sich im Vorfeld im Unterricht beschäftigt. Es gehe dabei um Selbstwirksamkeit, sagt Schulleiterin Patricia Drewes. Lesen Sie auch: Wahlkampf in Bielefeld: AfD-Einladung sorgt für Proteste am Gymnasium Bethel Die Schüler sollten wissen, wie Politik vor Ort aussieht, wie die Menschen argumentieren, und dann die Chance bekommen, direkt ihre Stimme zu nutzen. &bdquo;Wir müssen politisch mündige Menschen heranbilden, gerade auch mit Blick auf das Erstarken rechtspopulistischer und -extremistischer politischer Positionen“, sagt Drewes. Sennestadt ist Bielefelder AFD-Hochburg. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl hatte die Partei dort die meisten Erst- und Zweitstimmen der Wählerinnen und Wähler erhalten. Was sich Bielefelder Erstwähler von der Politik wünschen Mehr kostenlose Sportangebote und attraktive Plätze für Jugendliche, das wünschen sich Paula (16) und Zoé (17) aus dem engagierten Wahlteam der HES. &bdquo;Dann würden auch weniger am Rewe abhängen und auch nicht auf dumme Gedanken kommen“, sagen die Jugendlichen. Außerdem eine bessere ÖPNV-Anbindung, mehr gegenseitiger Respekt und Zusammenhalt der Gesellschaft im Kampf gegen Rechtsextremismus. &bdquo;Und, dass die Politikerinnen und Politiker ihre Versprechen nach der Wahl auch einhalten“, ergänzen Dominik und Bryan (16). Mehrere Schulen hatten sich im Vorfeld beim Wahlteam der Stadt bezüglich einer Briefdirektwahl erkundigt. &bdquo;Letztlich aber wegen der späten Sommerferien von einer Umsetzung abgesehen“, berichtet die Stadt auf Nachfrage. Lediglich an der Hans-Ehrenberg-Schule gebe es jetzt die Möglichkeit zur Briefdirektwahl in der Schule. Grundsätzlich könne sie an mehreren Schulen eingerichtet werden. Eine Ausweitung auf alle weiterführenden Schulen in Bielefeld sei aber kapazitätsmäßig nicht zu leisten. Unglaublicher Erfolg: Bielefelder Schüler sorgen für 100 Prozent Wahlbeteiligung 100 Prozent Wahlbeteiligung bei Europawahl Die Schüler sind gespannt, wie viele Mitschüler der rund 300 Erstwähler ihrer Schule jetzt am Freitag in ihr Wahllokal in der Aula kommen. Die Luisenschule konnte sich zur Europawahl über 100 Prozent Wahlbeteiligung freuen. Ein Riesenerfolg: Maximal fünf der 85 wahlberechtigten Schüler hätten sonst überhaupt nur ihre Stimme abgegeben, hatte eine Umfrage im Vorfeld ergeben. &bdquo;Weil die Kommunalwahl jetzt so früh im Schuljahr war, haben wir nur 19 Schüler, die wählen dürfen“, berichtet Lehrer Matthias Sondermann, der das Projekt an der Luisenschule betreut hat. Deshalb habe sich das jetzt zur Kommunalwahl nicht gelohnt. &bdquo;Wir sind aber jetzt einfach während der Unterrichtszeit gemeinsam zur Briefdirektwahl in die Stadtbibliothek gegangen.“ Mehr zum Thema: Alle wichtigen Infos und Hintergründen zur Kommunalwahl 2025 in Bielefeld

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