Opfer überlebte Schüsse in Bielefeld: „Die Waffe war dicht an meinem Kopf“

Bielefeld. &bdquo;Es sah so aus, als hätte er nach mir gesucht“, sagte am Dienstagvormittag, 12. August, der 25-jährige Zeuge vor dem Landgericht. Er geriet in einen Kugelhagel, für den der Bruder des ermordeten Boxers Besar Nimani verantwortlich sein soll. Auch eine Schwester soll an der Schießerei auf offener Straße beteiligt gewesen sein. Beide müssen sich wegen vierfachen, versuchten Mordes verantworten. Waren die Sicherheits- und Polizeikräfte zu Prozessauftakt vergangene Woche noch ziemlich alleine im und vor dem Gerichtsgebäude, so zeichnete sich am zweiten Verhandlungstag, bei dem es um die mutmaßliche Blutrache im Zusammenhang mit dem Mord am Boxer Besar Nimani ging, ein ganz anderes Bild ab. Vor der Sicherheitsschleuse zum Saal 1 im Bielefelder Landgericht bildeten sich lange Schlangen. Neben den üblichen interessierten Besuchern baten auch viele Freunde des 25-jährigen Opfers sowie seines 63-jährigen Vaters um Einlass. Beide Opfer der Schießerei sagten am Dienstag als Zeugen aus. Hintergrund des Prozesses: Ein Bruder des 25-jährigen Zeugen soll den Boxer Besar Nimani im vergangenen Jahr erschossen haben. Der 34-Jährige war deshalb wegen heimtückischen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Seine Anwälte haben Revision eingelegt. Mehr zum Thema: Prozessauftakt in Bielefeld – Angeklagte Nimani-Geschwister wollen schweigen .responsive23-8SYdocIKoL5eCzET-map-karte-schuesse-landgericht { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-8SYdocIKoL5eCzET-map-karte-schuesse-landgericht { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-8SYdocIKoL5eCzET-map-karte-schuesse-landgericht { padding-top: 142.86%; } } Opfer berichtet vom Tag der Schüsse Als dem Schützen im Februar der Prozess gemacht wurde, waren auch die Geschwister des Ermordeten im Gerichtssaal. Während des dritten Verhandlungstages schmiedeten sie mutmaßlich den Plan, aus Blutrache den Bruder und Vater des Mannes zu erschießen, der ihrem Bruder, Besar Nimani, auf der Obernstraße das Leben genommen haben soll. Der 25-jährige Zeuge erzählte am Dienstagmorgen vor Gericht, wie er ohne besondere Bedenken oder Angst den dritten Sitzungstag gemeinsam mit seinem Vater und Freunden besuchte. Dort musste sich sein Bruder wegen Mordes verantworten. Auch zahlreiche Mitglieder aus der Familie Nimani waren im Sitzungssaal, darunter der Bruder Berat und eine Schwester. Der Zeuge beobachtete, wie die beiden immer wieder den Gerichtssaal verließen. Er habe sich aber nichts dabei gedacht. Im Video: Der Prozessauftakt am Bielefelder Landgericht &bdquo;Nach Ende der Verhandlung sind wir rausgegangen, Freunde begleiteten mich noch zu meinem Auto. Als ich über eine Ampel am Niederwall Richtung Kreuzstraße gehe, höre ich Schussgeräusche.“ Er habe nach rechts geschaut und den Angeklagten neben sich gesehen. &bdquo;Breitbeinig stand er da. Ich wollte weglaufen, doch ich stürzte. Wieder wurden Schüsse auf mich abgefeuert.“ Das Opfer habe sich ganz klein gemacht und die Hände vor das Gesicht gelegt. &bdquo;Die Waffe war dicht an meinem Kopf, als ich das erste Klickgeräusch hörte. Es war wohl eine Ladehemmung.“ Hektisch habe der Angeklagte nach einem neuen Magazin in seiner Jackentasche gesucht. &bdquo;Ich versuchte zu fliehen und merkte schnell, dass Blut aus meinem Knie tropfte und ein Loch in der Hose war“, schildert der Zeuge die Minuten, als er um sein Leben fürchtete. Die Hintergründe: Schüsse am Bielefelder Landgericht: Was wir über die Tat wissen – in 16 Punkten Waffe im Auto des Zeugen gefunden Nach kurzem Aufenthalt in ein Lokal, in das er geflüchtet war, lief der 25-Jährige wieder auf die Kreuzstraße, um nach seinem Vater zu schauen. &bdquo;Ein schwarzes Auto näherte sich, ein Arm streckte sich aus dem Beifahrerfenster und ich hörte mindestens fünf Schüsse“, erinnert sich der Zeuge. Dann wurde er ins Krankenhaus gebracht. Auf die Frage des Richters, warum in seinem Fahrzeug, einem Leihwagen, die Waffe gefunden wurde, mit der der Boxer Besar Nimani im vergangenen Jahr erschossen worden war, wollte der 25-Jährige nicht antworten. Als zweiter Zeuge sagte der 63-jährige Vater aus, der mehrfach getroffen und dabei lebensgefährlich verletzt wurde. Er konnte jedoch wenig Erhellendes ins Dunkel des Tattags bringen. Er beschrieb sich als strenger, religiöser Familienvater. &bdquo;Wir leben streng religiös in der Familie. Dort passiert nichts, von dem ich nichts weiß. Ich muss alles wissen. Würden mir meine Kinder nicht alles erzählen, würde ich sie umbringen“, sagte der 63-Jährige und hinterließ viele Fragezeichen in den Gesichtern der Kammer. Er erzählte, dass die Verbindung zur Familie Nimani früher gut gewesen sei. Sie hätten in unmittelbarer Nachbarschaft in der Turnerstraße gewohnt. Er habe für alle gegrillt, die Kinder seien gemeinsam zur Schule gegangen. Der Prozess wird am heutigen Mittwoch um 9 Uhr fortgesetzt. Richtigstellung: In einer früheren Version berichteten wir, dass der Vater von Hüseyin A. in einer Zeugenaussage ausgesagt haben soll, einer seiner Söhne sei mit einer Nimani-Tochter liiert gewesen. Diese Berichterstattung war unrichtig und erfolgte aufgrund einer schwer verständlichen Übersetzung des eingesetzten Dolmetschers.Wir haben diese Aussage daher entfernt. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

Meistgelesen