Neue Details zu den Schüssen am Landgericht: Die letzten drei Patronen blieben stecken

Bielefeld. Die Schüsse vor dem Bielefelder Landgericht am 26. Februar waren der neuerliche Höhepunkt einer gewalttätigen und tödlichen Fehde zwischen zwei Bielefelder Familien. Am 5. August soll nun der Prozess wegen vierfach versuchten Mordes gegen Berat Nimani und eine seiner Schwestern beginnen. Ein dritter Mittäter – der Fahrer oder die Fahrerin des Fluchtwagens – konnte bis heute nicht identifiziert werden. Gerichtssprecher Guiskard Eisenberg nennt nach der Zulassung der Anklage die Details der Ermittlungsergebnisse. Nach Ende der Gerichtsverhandlung um den ermordeten Ex-Boxer Besar Nimani soll der Bruder des Mordopfers, Berat Nimani, mit einer 9-Millimeter-Schusswaffe den Angehörigen des inzwischen wegen Mordes verurteilten Hüseyin A. an der Kreuzstraße aufgelauert haben. Diese hatten sich nach Ende der Verhandlung auf den Weg zu ihren Fahrzeugen gemacht, die sie dort geparkt hatten. Eisenberg berichtet: &bdquo;Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklage davon aus, dass zunächst Berat Nimani angegriffen hat.“ Demnach soll der Bruder des am 9. März erschossenen Ex-Profiboxers insgesamt sechs Schüsse auf die Angehörigen von Hüseyin A. abgegeben haben. Dabei traf er den Vater laut Anklage in den linken Thorax sowie in die rechte Leiste. Der 63-Jährige schwebte in akuter Lebensgefahr, als die ersten Polizeibeamten am Tatort eintrafen, um den Schwerstverletzten zu versorgen. Der Podcast zum Fall: Der Podcast zu den Schüssen am Bielefelder Landgericht: Ein Augenzeuge berichtet Mehrere Verletzte nach Schüssen vor dem Bielefelder Landgericht Der Schütze erfasste aber noch zwei Begleiter der Familie. Einer wurde gleich dreimal getroffen: in den Hals, in den linken Mittelbauch und in den rechten Oberschenkel. Auch er wurde dadurch lebensgefährlich verletzt. Der zweite Begleiter wurde ins linke Schulterblatt getroffen. Wenn man davon ausgeht, dass keins der Projektile zwei Personen gleichzeitig getroffen hat, hat keiner der sechs Schüsse verfehlt. Doch nach Ansicht der Anklage reichte das dem Täter nicht aus. Nach Ansicht der Ermittlungsbehörden soll Berat Nimani nun den Bruder des Angeklagten Hüseyin A. ins Visier genommen haben. Der soll hinter einem Audi Deckung gesucht haben. Zeugen berichteten später, dass der Täter immer wieder versuchte, den flüchtenden Bruder einzuholen. Dabei fielen zwei weitere Schüsse, die aber den 25-jährigen Bruder verfehlten. Doch irgendwann stürzte dieser bei dem Versuch, seinen Verfolger abzuschütteln. Nach Ansicht der Ermittler soll Berat Nimani in diesem Moment dem am Boden liegenden 25-Jährigen ins Knie geschossen haben. Der rappelte sich aber auf und floh über die Kreuzstraße in Richtung Stadtbahnschienen. Berat Nimani soll ihn aber weiter verfolgt und auch weiter abgedrückt haben. Ein verwackeltes Zeugenvideo, das in den sozialen Medien aufgetaucht war, zeigt diese Szene. &bdquo;Doch die letzten drei Patronen blieben in der Waffe“, erklärt Eisenberg. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Waffe eine Ladehemmung hatte. Dem Verfolgten gelang trotz der Schussverletzung am Knie die Flucht in einen nahe gelegenen Imbiss. Fahrer des Autos konnte noch nicht identifiziert werden Berat Nimani soll daraufhin abgedreht sein und die Schusswaffe in ein Fahrzeug gelegt haben. Hierbei handelt es sich laut Anklage um den VW Tiroc, in dem seine ebenfalls wegen vierfach versuchten Mordes angeklagte Schwester gesessen haben soll. &bdquo;Wer zu diesem Zeitpunkt am Steuer des Fahrzeugs saß, konnte bisher nicht ermittelt werden“, berichtet der Gerichtssprecher. Die Schwester soll zunächst aus dem Wagen ausgestiegen sein, als sie aber die Polizisten sah, die aus dem Landgerichtsgebäude herbeieilten, soll sie wieder in den Wagen gesprungen sein – auf den Beifahrersitz. Die Ermittler der &bdquo;Mordkommission Kreuz“ gehen davon aus, dass der VW Tiroc zunächst nach rechts abbog und über die Straße Schmale Gasse vom Tatort flüchtete. In dieser Gasse soll später eine Tatwaffe in einer Papiermülltonne gefunden worden sein – womöglich war es die Waffe mit der Ladehemmung.Die beiden Personen im VW fuhren aber weiter und kehrten über den Niederwall zurück zur Kreuzstraße, wo der 25-Jährige mit der Knieverletzung aus Sorge um seinen niedergeschossenen Vater wieder auf den Gehweg zurückgekehrt war. Auf seinem gesunden Bein hüpfend, bewegte er sich in Richtung der drei Verletzten, als aus dem vorbeifahrenden VW nochmals fünf Schüsse abgegeben wurden. Auch diese Szene wurde von einem Zeugen gefilmt und landete später im Internet. Lesen Sie auch: Schüsse in Bielefeld: Verhinderte ein Pistolen-Defekt den tödlichen Ausgang? Schüsse aus fahrendem Auto Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Schwester diese Schüsse aus dem langsam fahrenden Auto auf den 25-Jährigen abgegeben habe. Doch keiner der Schüsse habe getroffen, so Eisenberg. Am Ende fielen also 14 Schüsse. Neunmal soll Berat Nimani geschossen haben. Sieben seiner Kugeln trafen vier verschiedene Personen. Zwei Schüsse auf den Bruder verfehlten ihr Ziel, drei Kugeln blieben wegen einer Ladehemmung im Magazin der Pistole. Mit einer anderen Schusswaffe soll Berats Schwester fünf Schüsse abgegeben, aber nicht getroffen haben. Die beiden angeklagten Geschwister des 2024 ermordeten Profiboxers sind – wie berichtet – deshalb wegen vierfach versuchten Mordes, wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Waffengesetz angeklagt. Die beiden Angeklagten hatten sich kurz nach der Tat bei der Polizei gestellt. Allerdings haben sie sich zu den Tatvorwürfen bisher nicht geäußert. Der Prozess vor der 10. Großen Strafkammer des Landgerichts Bielefeld beginnt erneut unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen am 5. August. Angesetzt sind laut Gerichtssprecher Eisenberg elf Verhandlungstage. Demnach könnte der Prozess bis Ende Oktober dauern. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der &bdquo;NW“ Bielefeld

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