Besonderer Einsatz für Tierschutz: Bielefelderin findet die Halter toter Haustiere

Bielefeld. Wenn ein Totenkopf-Emoji und ein Katzen-Emoji auf ihrem Handy aufploppen, ist es wieder soweit. Aktuell etwa einmal in der Woche. Florence Köster wird gerufen, wenn die Stadtreinigung ein totes Haustier auf Bielefelds Straßen gefunden hat. Sie liest – wenn vorhanden – den Chip des Tieres aus, sucht nach weiteren Kennzeichnungen und informiert die Besitzer. Damit sie endlich abschließen und ihren geliebten Vierbeiner womöglich noch beerdigen können. Damit übt Köster ein makabres und zugleich einzigartiges Ehrenamt aus. &bdquo;Wenn ich das nicht mache, macht es keiner“, sagt sie. 2021 hat sie sich dieser Aufgabe angenommen. Auslöser war der Verlust ihres eigenen Katers: &bdquo;Pablo ist durch ein Loch im Netz auf dem Balkon entwischt und auf der Heeper Straße überfahren worden.“ Eine Freundin hat den Kadaver entdeckt. Doch bevor Köster zur Stelle war, hatte der Umweltbetrieb den Kater bereits eingesammelt und zur Müllverbrennungsanlage gebracht. Für sie war es ein herber Schlag, da sie ihre verstorbenen Katzen sonst einäschern lässt und in einer Urne zu Hause in der Vitrine aufbewahrt. Ehrenamtlich arbeitet sie sowohl für den Tierschutzverein Bielefeld als auch für die Tiernothilfe Kitty-Checker. Gemeinsam mit den Vereinen hat sie nach einer Lösung gesucht. &bdquo;Es muss doch möglich sein, dass die Stadtreinigung ein Chiplesegerät dabei hat, um aufgefundene Tiere auszulesen – nur so haben die Besitzer irgendwann Gewissheit und können trauern oder ihr Tier bestatten“, sagt Köster. Ein solches Gerät hat sie für 150 Euro selbst beschafft und darum gebeten, dass es mitgeführt wird. Doch der Plan ging nicht auf. Zu viele verschiedene Fahrer der Stadtreinigung sind auf den Straßen unterwegs. Auch mit dem Auslesen der Nummern ist es nicht getan. Die Nummern müssen in Datenbanken eingegeben werden, um den Halter ausfindig zu machen. Von April bis September ist Hochphase bei Totfunden Der Kompromiss war die Anschaffung einer großen Tiefkühltruhe, in der seit 2021 alle toten Haustiere zwischengelagert werden. &bdquo;Es sind vor allem Hunde und Katzen, die im öffentlichen Raum aufgefunden werden“, erklärt Köster. Immer wenn eine gewisse Anzahl an Tieren dort hineingelegt wurde, bekommt sie eine kurze Nachricht auf ihr Handy und fährt hin. &bdquo;Von April bis September ist Hochphase, weil sich immer noch sehr viele Katzen unkontrolliert vermehren und viele Jungtiere überfahren werden“, sagt Köster. Ihre Beobachtungen gehen auch an das Veterinäramt und tragen dort zur Populationskontrolle bei, was sich wiederum auf die mögliche Verlängerung der Katzenschutzverordnung auswirke. Lesen Sie auch: Niedlicher Polizeiwelpe &bdquo;Pivo“ verzückt Bielefeld: Was ihn in der Ausbildung erwartet 2024 hat sie insgesamt 120 Katzen und sieben Hunde in der Truhe begutachtet. Sie beschreibt das Vorgehen routiniert: &bdquo;Ich muss den gefrorenen Kadaver aus der Plastiktüte nehmen und das Ohr warmrubbeln, um eine mögliche Tätowierung zu erkennen.“ Parallel versucht sie, den Chip im Nacken auszulesen. &bdquo;Das Lesegerät hat Rillen, immer wieder laufen Blut und andere Körperflüssigkeiten rein“, beschreibt sie die Problematik. Sie hat sich selbst eine Lösung einfallen lassen: Ein Bielefelder Kondomhersteller sponsert sie: Jedes Jahr bekommt sie eine größere Menge Kondome und zieht diese zum Schutz über das Lesegerät. Lesen Sie auch: Angst vor Tierarztbesuch: Hund flieht kreuz und quer durch Bielefeld Der Grausamkeit sind kaum Grenzen gesetzt Der Anblick sei niemals schön. Es habe gebraucht, bis sie sich an den Geruch aus der Truhe und die Maden an den Kadavern gewöhnt habe. &bdquo;Teilweise ist nicht mehr viel von den Tieren übrig“, sagt sie. Immer wieder seien auch illegal entsorgte Tiere wie der kürzlich in Stieghorst mit Brandspuren aufgefundene Hund dabei. Nicht selten muss sie aufgrund des Zustands des Tieres eine Anzeige bei der Polizei erstatten. Der Grausamkeit sind kaum Grenzen gesetzt: &bdquo;Neulich hat jemand seine Katze in einem Jutebeutel in einem Gartenteich ertränkt“, sagt sie. Sie selbst habe einen Weg gefunden, mit solchen Situationen umzugehen. Zeigt ihr Lesegerät eine Nummer an, gibt sie diese in den gängigen Haustierregistern Tasso und Findefix ein und bekommt mit etwas Glück die Daten des Besitzers angezeigt. Ist kein Halter zu ermitteln, wird das Tier entsorgt. Gelingt die Suche, können die Besitzer ihr Tier abholen. &bdquo;Die meisten Menschen sind überrascht, wenn ich anrufe, und emotional sehr aufgewühlt, traurig und überfordert“, beschreibt Köster die Situation. Da sei Fingerspitzengefühl gefragt: &bdquo;Wenn die Menschen es möchten, komme ich mit und bin für sie da“, sagt die Katzenliebhaberin. Rettung aus Horror-Haus: 47 Hunde befreit - Video zeigt ihr neues Leben in Bielefeld Auf die Trauer folgt die Dankbarkeit Im Nachhinein seien die meisten Tierhalter sehr dankbar für die Hilfe von Köster. &bdquo;Viele melden sich später noch einmal, schicken eine Postkarte oder eine kleine Spende ans Tierheim“, sagt sie. Für Köster ist der Dank der Lohn. Sie mache es für Pablo, weil sie nach seinem Unfall keine Möglichkeit mehr hatte, Abschied zu nehmen. Eine Bitte hat sie daher auch: &bdquo;Wer ein totes Haustier auf der Straße findet, soll den Umweltbetrieb anrufen. Bitte auf keinen Fall selbst beerdigen, sonst bekommt der Halter keine Gewissheit. Wer glaubt, das Tier sei nicht gechippt, kann sich irren – diese Kennzeichnungen sind nicht zu ertasten.“ Verantwortungsvolle Tierhalter lassen ihre Katzen kastrieren und kennzeichnen. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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