Spektakuläre Funde in Bielefeld: Archäologen stoßen auf Siedlung aus der Römerzeit

Bielefeld. Dass es im Bielefelder Stadtteil Sieker einst eine germanische Siedlung gegeben hat, ist schon länger bekannt. Jetzt haben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) jedoch herausgefunden, dass die 1.900 Jahre alte Siedlung deutlich größer gewesen ist, als bislang angenommen: Bei einer &bdquo;Rettungsgrabung“ im Vorfeld des Baus der neuen Grundschule Sieker kamen westlich des Mühlenbachs Hausgrundrisse und mächtige Holzpfostenstellungen ans Tageslicht – und eine kleine römische Münze. Spätestens damit wurde die Routinearbeit zu einer der spannendsten archäologischen Entdeckungen der vergangenen Jahre in Westfalen. Schon vor rund 40 Jahren hatten die Experten des LWL auf der östlichen Bachseite Spuren von 25 Langhäusern und zahlreichen Nebengebäuden freigelegt. Nun wird klar: Die Siedlung war nicht nur größer, sondern vermutlich auch strukturierter, als man bisher annahm. Rund zwölf Hektar Fläche – das entspricht etwa 17 Fußballfeldern – mit Spuren von Gebäuden, die teils mehr als 30 Meter lang waren. Eine enorme Dimension, die für damalige ländliche Verhältnisse außergewöhnlich ist: Üblich waren in der Zeit eher kleinere Weiler oder einzelne Gehöfte. Was die Funde besonders macht, ist nicht allein die Größe der Siedlung, sondern deren kultureller Kontext. Welche Objekte in Bielefeld gefunden wurden Zwischen germanischen Hausgrundrissen tauchen immer wieder römische Objekte auf: ein bronzener &bdquo;As“ (römische Kleingeldmünze) aus der Mitte des 2. Jahrhunderts, ein verzierter Pferdegeschirranhänger mit plastischem Pferdekopf, der Griff einer römischen Bronzekanne. Alles Stücke, die nicht wie üblich eingeschmolzen, sondern offenbar bewusst aufbewahrt wurden. &bdquo;Der hohe Anteil römischer Importfunde ist auffällig“, erklärt Sebastian Düvel von der LWL-Archäologie für Westfalen. &bdquo;Sie zeigen, dass intensive Kontakte jenseits des Limes auch lange nach dem gescheiterten Eroberungsversuch der Römer bestanden.“ Es sei zwar kein friedliches Nebeneinander im modernen Sinne gewesen, es habe aber ein reger Kontakt bestanden: durch Handel, Söldnerdienste – vielleicht sogar durch gemeinsame Allianzen. Mehr zum Thema: Spektakuläre Funde: Wo vor 1.800 Jahren in Bielefeld die Germanen hausten Bielefelder Mühlenbachtal schon in der Eisenzeit attraktiv Das Besondere an Sieker: Es ist ein Ort, der immer wieder besiedelt wurde – aus gutem Grund. Fließendes Wasser, hochwassersichere Bauplätze und fruchtbarer Boden machten das Mühlenbachtal bereits in der Eisenzeit attraktiv. Auch wenn die Siedlung im 5. Jahrhundert zunächst aufgegeben wurde, ist sie ein frühes Beispiel für dauerhafte Besiedlung in der Region – wenn auch von einer &bdquo;Keimzelle Bielefelds“ nicht gesprochen werden kann, wie LWL-Expertin Julia Hallenkamp-Lumpe betont. Für Bielefelds Geschichte aber ist der Ort ein Glücksfall: Nirgendwo sonst in der Region wurde bislang so intensiv gegraben. Was heute als Parkplatz, Schule oder Park erscheint, war einst Heimat für Generationen – ein Ort, an dem germanisches Leben und römischer Einfluss aufeinandertrafen. Lesen Sie auch: Sensationelle Funde bei Ausgrabungen am Alten Markt LWL bietet ab September Führungen in Sieker an Um diese Geschichte nicht erneut im Boden verschwinden zu lassen, setzt der LWL auf Transparenz: Ab September werden mittwochs kostenlose Führungen über das Grabungsgelände angeboten. Treffpunkt ist jeweils um 17 Uhr an der Oldentruper Straße, westlich des Mühlenbachs. Interessierte können dabei nicht nur Fundstücke bestaunen, sondern live erleben, wie Archäologie Geschichte sichtbar macht – und Geschichte, die direkt vor der eigenen Haustür liegt, neu erzählt. Römisches Goldschloss: Wie ein echter Sensationsfund nach Bielefeld kam

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