Bringt diese Fahrradstraße in Bielefeld Patienten des Klinikums in Gefahr?

Bielefeld. Es mutet wie eine Posse an: Jahrelang wurde die Fahrradstraße gen Osten über Rohrteichstraße und Ehlentruper Weg heiß diskutiert, vor zwei Jahren die Planung öffentlich gemacht, vor einem Jahr öffentlich beschlossen. Und jetzt kommt das Klinikum Mitte – kurz vor der Kommunalwahl – mit einem Brandbrief an die Bezirksvertretung Mitte und erklärt, mit der Planung nicht einverstanden zu sein. Politik und Verwaltung reagieren irgendwo zwischen verärgert, perplex, sensibel. Hauptkritikpunkt von Geschäftsführer Michael Ackermann ist an der Teutoburger Straße die Zufahrt zum Notfall- und Intensivmedizinischen Zentrum (NIZ). Dieses soll in einem Jahr eröffnet werden, ist im Bau. Nun soll im Bereich der NIZ-Hauptzufahrt (Rohrteichstraße/Teutoburger Straße) eine Verkehrsinsel entstehen, die, so Ackermann, &bdquo;die originären Interessen der Notfallversorgung von schwer kranken Patienten in Frage stellt“. Vor allem für Rettungs- und Notarztfahrzeuge sei die geplante &bdquo;Engstelle kritisch“. Baustelle &bdquo;schadet Außenwirkung und Wirtschaftlichkeit der Klinik“ Zudem werde es dem Klinikum erheblich &bdquo;in der Außenwirkung und der Wirtschaftlichkeit schaden“, wenn quasi vor der Haustür &bdquo;über mehrere Jahre eine Baustelle entsteht“. Die aktuelle Planung sei &bdquo;äußerst ungünstig“, so Ackermann. Der Chef des (städtischen!) Klinikums Mitte wirft Politik und Verwaltung vor, die Planung &bdquo;mutmaßlich zu einseitig aus der Perspektive des Radverkehrs betrachtet zu haben“. Und: Die &bdquo;ebenfalls sehr erheblichen Interessen des Rettungsdienstes sowie eines akut-stationären Notfallversorgers wurden nicht ausreichend berücksichtigt“. Angeblich soll das Klinikum erst im März – also vor drei Monaten – von der Stadt die Planung vorgestellt bekommen haben. Also: nachdem alles festgezurrt war. Lesen Sie dazu: Bielefelds erste Fahrradstraße bleibt dauerhaft – mit Änderungen Das wiederum mag Bezirksbürgermeister Frederik Suchla kaum glauben, er sagt: &bdquo;Die Stadt betreibt bei jeder Tempo-30-Zone eine aufwendige Bürgerbeteiligung, da erwarte ich, dass das auch bei einem so wichtigen Akteur wie einem Klinikum der Fall gewesen ist.“ Er könne sich aktuell nicht wirklich erklären, was da geschehen sei. &bdquo;Es muss doch ein korrektes Beteiligungsverfahren gegeben haben.“ Verwundert ist er aber so oder so, denn: Öffentlich seien die Planungen über sehr lange Zeit gewesen, der Zeitpunkt der Kritik irritiere. Trotz Irritation betonen Politik und Stadt herausragende Bedeutung der Klinik Unabhängig von der Wahrheitsfindung in der zeitlichen Frage betont er aber auch: &bdquo;Wir dürfen da nichts vor eine Klinik und die Ausfahrt des Rettungsdienstes bauen, was deren Arbeit erschwert.“ Nun setze er &bdquo;sehr schnell auf einen runden Tisch“. Donnerstag tagt die BZV (letztmals vor der Wahl), da könnte der Impuls für ein Krisentreffen erfolgen. Seinen Teil zur Wahrheitsfindung trägt auch Verkehrsdezernent Martin Adamski bei. Für ihn steht fest: &bdquo;Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ 2022 sei die Feuerwehr beteiligt und gefragt worden, sie leistet Rettungsfahrten. Fazit laut Adamski: Die Planung ist in Ordnung. 2023 sei die Klinik beteiligt worden, es habe sogar Gespräche über die Verkehrsinsel gegeben, diese sei nach Einwänden noch etwas verlegt worden in der Planung. &bdquo;Wir hatten Gespräche und E-Mail-Kontakt mit der Technischen Leitung des Klinikums.“ Adamski gibt sich betont sachlich, sagt aber auch: &bdquo;Offenbar hat das im Juni und Juli 2023 Besprochene für die Klinik heute nicht mehr dieselbe Wertigkeit wie damals – vielleicht sind da heute andere Personen dabei.“ Bereits 2022, als der Bauantrag der Klinik für das NIZ genehmigt worden sei, sei auf die anstehenden Planungen hingewiesen worden. Adamski: &bdquo;Alle Probleme schienen geklärt gewesen zu sein.“ Stadt: Seit 2022 stellen wir die Planung vor, gab es Informationen Das Treffen im März 2025 sei lediglich ein weiterer Baustein in der Information gewesen, &bdquo;weil wir da die Planungen ganz detailliert vorstellen konnten, aber die Verkehrsinsel war, wie gesagt, schon seit 2023 bekannt.“ Verärgerung über den Brandbrief lässt er nicht raus, er sagt nur: &bdquo;Warum es so und nicht anders ausfällt, keine Ahnung.“ Fakt ist: Das Klinikum sorgt für erhebliche Irritation. Doch es ist derart wichtig, dass alle den Ball betont flach halten wollen, zu wichtig sind die Belange eines Krankenhauses und des Rettungsdienstes. Und so sagt auch Adamski: &bdquo;Ich nehme das zur Kenntnis, versuche eine Lösung herzustellen, für August bieten wir Gespräche an – ich gehe aber nicht von einer Änderung der Planung aus.“ Sprachlich reicht er der Klinik die Hand: &bdquo;Sie hat dort vor Ort oberste Priorität, alles andere ist nachrangig.“ Für den Vorschlag der Klinik, die Fahrradstraße einfach komplett zu verlegen und den Ehlentruper Weg weiter stadteinwärts zu führen und über die Bielsteinstraße dann auf die Rohrteichstraße zu verschwenken, sieht er aber aktuell keine Veranlassung. Ist die von der Klinik vorgeschlagene Alternative machbar? Bezirksbürgermeister Frederik Suchla schlägt – bei aller Irritation – ähnliche Töne an: &bdquo;Das Klinikum ist ein extrem wichtiger Partner, da müssen wir eine Lösung finden.“ Die könne für ihn auch die neue, vom Klinikum vorgeschlagene Teil-Route sein: &bdquo;Da fahren schon heute die meisten Radfahrer lang, das scheint der natürlichste Weg zu sein.“ Für ihn wäre das zwar &bdquo;eine dicke Kröte, die wir schlucken müssten“, aber vielleicht gehe es hier ja &bdquo;als Schmalspurlösung“, also ohne die hohen Standards einer Fahrradstraße, ohne den Wegfall allzu vieler Parkplätze. Lesen Sie auch: Neustart in Heepen: Bielefelder Fachgeschäft flüchtet vor der Fahrradstraße

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