Bielefelder Landgericht urteilt nach Stadtbahn-Streit - Angeklagter verurteilt, Zeuge verhaftet

Bielefeld. Es war ohne Frage eine lebensgefährliche Situation, in die insbesondere ein 22 Jahre alter Bielefelder geraten war: Im Januar dieses Jahres war es auf dem Stadtbahn-Bahnsteig am Landgericht zu Handgreiflichkeiten zwischen zwei jungen Männern gekommen. Einer der beiden stürzte schließlich ins Gleisbett zwischen zwei Waggons einer gerade wieder anfahrenden Bahn. Er kam mit ein paar Schrammen davon. Das Landgericht hat seinen damaligen Kontrahenten nun wegen Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe von 15 Monaten verurteilt. Es hätte für beide beteiligten Männer deutlich schlimmer kommen können, zuvorderst für den 22 Jahre alten Elijah B. (Namen aller Betroffenen geändert). Dieser war am 21. Januar an der Haltestelle am Landgericht zufällig auf den ihm bekannten Ljubinko L. (24) getroffen. Es gab einen Streit, der sich um tatsächliche oder vermeintliche Schulden von B. drehte, schließlich kam es zu Handgreiflichkeiten. Mehr zum Hintergrund: Lebensgefährlicher Streit an Stadtbahn: Bielefelder klemmt plötzlich zwischen Waggons Elijah B. schickte sich letztlich an, in die dort wartende Bahn der Linie 2 einzusteigen. Doch war die Sache für seinen Kontrahenten offenbar noch nicht erledigt: Ljubinko L. riss den 22-Jährigen zurück auf den Bahnsteig, die beiden Männer rangelten nun direkt an einem der Waggons. Als die Bahn vom Typ Vamos losfuhr, verloren die Kämpfenden den Halt. Beide stürzten. Bielefelder Angeklagte wird verurteilt Doch während sich L. auf dem Bahnsteig halten konnte, fiel Elijah B. zwischen den Triebwagen und einen Waggon der anfahrenden Bahn. Wie durch ein Wunder gelang es ihm, sich mit einem Fuß auf der Kupplung abzufangen und sich wieder nach oben zu hangeln. Der 22-Jährige kam mit ein paar Schrammen am Bein und dem Schrecken davon. Nun musste sich Ljubinko L. wegen dieses Vorfalls vor der X. Großen Strafkammer des Landgerichts verantworten. Die Staatsanwaltschaft hatte ihn wegen versuchten Totschlags angeklagt. Dies sah die Kammer unter dem Vorsitz von Richter Christoph Meiring jedoch anders. &bdquo;Einen bewussten Stoß hat niemand beobachtet“, sagte Meiring in der Urteilsverkündung, &bdquo;dass Ljubinko L. seinen Gegner hat umbringen wollen, kann keiner behaupten.“ Die Kammer habe, so führte Meiring weiter aus, zwar aufklären können, was an jenem Morgen passiert sei. Doch sei dies schwierig zu bewerten, handle es sich doch um einen Grenzfall zwischen Fahrlässigkeit und Vorsatz: Der Angeklagte habe dadurch, dass sich die Auseinandersetzung auf einem schmalen Bahnsteig ausgerechnet in einem Moment abgespielt habe, als ein Zug dort stand, Elijah B. in konkrete Lebensgefahr gebracht. Einen Vorsatz, also Tötungsabsicht, vermochte die Kammer letztlich jedoch nicht zu erkennen. Das Gericht verurteilte den geringfügig vorbestraften Angeklagten, der bereits am vorangegangenen Verhandlungstag aus der Untersuchungshaft entlassen worden war, zu einer Bewährungsstrafe von 15 Monaten. Das Gericht machte es dem von den Rechtsanwälten David Volke und Alexander Klemme verteidigten L. zur Auflage, 180 Stunden gemeinnütziger Arbeit zu verrichten. Haftbefehle gegen den Geschädigten Während der vorangegangene Verhandlungstag für Ljubinko L. also auf freiem Fuß geendet hatte, sah dies bei Elijah B. etwas anders aus. Der 22-Jährige war trotz ordnungsgemäßer Ladung nicht zu seiner angesetzten Zeugenvernehmung erschienen, sodass er später von der Polizei zum Gericht geleitet wurde. Er dürfte geahnt haben, dass er dort Probleme bekommen könnte: Nach seiner Vernehmung verkündete Staatsanwalt Veit Walter dem Bielefelder wegen nicht bezahlter Geldstrafen zwei Haftbefehle – Elijah B. wurde festgenommen und in Handschellen von den Justizwachtmeistern aus dem Saal geführt. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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