Keine weiteren Neubauten: Bielefelder Siedlung soll beschaulich bleiben

Bielefeld. Vor den Toren der Bielefelder City, am Südhang des Teutoburger Waldes, zieht sich zwischen Senner Hellweg und Brackweder Straße die beschauliche Buschkampsiedlung entlang – geprägt durch überschaubar kleine Ein- und Zweifamilienhäuser mit viel Grün und altem Baumbestand. Im vergangenen Herbst wurden die Anwohner am schmalen Schellingweg durch ein massives Nachverdichtungsprojekt aufgeschreckt. Dort werden auf einem einst waldähnlichen Grundstück derzeit vier Mehrfamilienhäuser mit 22 Wohnungen gebaut. So etwas soll es dort künftig nicht mehr geben, ist sich die Bezirkspolitik einig. Deshalb hat das Senner Bezirksparlament nun für das gesamte Wohngebiet eine sogenannte Veränderungssperre beschlossen. Eigentlich ist angesichts der Wohnungsnot eine Nachverdichtung stadtweit das Gebot der Stunde. Allerdings werden dadurch oft Grünflächen versiegelt, kleine Parks verschwinden unter Beton, und der Charakter bestehender Quartiere, ganzer Siedlungen gar, wird massiv verändert – so auch im Senner Ortsteil Buschkamp. Der zeichnet sich eigentlich durch ein beschauliches Wohnen an kleinen Straßen mit hohen Bäumen und grünen &bdquo;Tupfern“ aus, durch Ein- und Mehrfamilienhäuser mit oft großen Gärten – typisch für den Stadtrand eben. Schon mehrere große Bauprojekte im Buschkamp genehmigt Doch gerade die Buschkamp-Anwohner hatten in den vergangenen Jahren bereits mehrfach große Bauprojekte in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft entstehen sehen. Aufgrund des bisherigen Planungsrechts im Außenbereich waren den Steuerungsmöglichkeiten von Politik und Verwaltung enge Grenzen gesetzt. Und so wurden dort eigentlich siedlungs-untypische Mehrfamilienhäuser mit hochpreisigen Eigentumswohnungen genehmigt und gebaut, auf parkähnlichen Grundstücken. Dazu gehören die beiden exklusiven Stadtvillen am Senner Hellweg mit zwei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss, deren elf Eigentumswohnungen 2017 bezogen wurden. Oder der Neubau an der Ecke Senner Hellweg/Nolkenfeld, der durch die Hanglage vier Etagen hat – inklusive Dachgeschoss und Souterrain. Auch gegenüber stehen zwei dreigeschossige Neubauten mit Flachdach. Lesen Sie auch: Nachverdichtung in Bielefeld: 22 alte Wohnungen weichen für 82 neue Mit den vier Mehrfamilienhäusern am Schellingweg soll die Nachverdichtung in der Siedlung nun ein Ende haben. Entsprechend wurde der Bebauungsplan &bdquo;Wohnen nördlich des Senner Hellwegs – zwischen den Hausnummern 1 und 115“ eingestellt. Stattdessen haben die Senner Bezirksvertreter in ihrer jüngsten Sitzung zu fünf Bebauungsplänen – für das Gebiet zwischen Teutoburger Wald und Brackweder Straße, Feuerbachweg und Spiegelsberger Weg – Entwurfs- und Veröffentlichungsbeschlüsse gefasst und zudem gleich noch Veränderungssperren. Neue Vorgaben für Bauprojekte im Buschkamp Dazu kommen eine ganze Reihe von Vorgaben. So sind etwa je Einzelhaus nur noch bis zu vier Wohneinheiten zulässig, als Einfriedungen sind nur lebende Hecken aus heimischen Laubgehölzen gestattet, Maschendraht- oder Gitterzäune nur noch darin integriert erlaubt. Auflagen gibt es außerdem zur Befestigung von Zufahrten und Stellplatzflächen, um eine Überschwemmungsgefahr etwa bei Starkregen in dem Wohngebiet am Waldhang zu vermeiden. Auch interessant: Kritik an Träger für geplante Kita in Senne Das Verwaltungsverfahren zur Aufstellung der Bebauungspläne hatte die Bezirksvertretung bereits 2019 angestoßen, der Stadtrat hatte dem ein Jahr später ebenfalls zugestimmt. Seitdem aber passierte offenbar nichts, was schon der verstorbene Bezirksbürgermeister Gerhard Haupt kritisiert hatte. Wenn diese Bebauungspläne nicht zeitnah auf den Weg gebracht würden, dann könnte man sich die Sache bald ganz schenken, hatte er im Frühjahr 2023 erklärt. Auch sein Nachfolger Stefan Mahne kann die lange Dauer des Verwaltungsverfahrens nicht nachvollziehen. In der Sitzung des Bezirksparlaments kam er zu einer ähnlichen Bewertung - die Bebauungspläne kämen Jahre zu spät.

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