
Bielefeld. Für viele war 2024 ein Chaos-Jahr, für den Bielefelder Nahrungsmittelhersteller Dr. Oetker ist es ein „respektables Geschäftsjahr“ gewesen. „Trotz aller Widrigkeiten“ sei es dem Unternehmen gelungen, erneut leicht die Umsätze zu steigern und weiterzuwachsen, so kommentiert Albert Christmann die Geschäftsentwicklung des vergangenen Jahres. Als Vorsitzender der Internationalen Geschäftsführung hat Christmann 2024 letztmalig ein volles Oetker-Geschäftsjahr verantwortet, er wechselt nun zum 1. Mai 2025 in den Konzernbeirat und wird an der operativen Spitze von Carl Oetker abgelöst, dem 42-jährigen Sohn von Richard Oetker. Der heute 74-Jährige hatte den Konzern als bisher letztes Familienmitglied an der Spitze bis 2016 geführt.
Die politischen und wirtschaftlichen Widrigkeiten hatten in der Tat ein einschüchterndes Ausmaß, die Oetker-Führung erinnert an den anhaltenden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die blutige Krise im Nahen Osten, aber auch an Chinas Druck auf Taiwan, die erneute Präsidentschaft von Donald Trump in den USA und den seither schwelenden Handelskonflikt sowie auf das unerwartete Ende der Berliner Ampel-Regierung.
Angesichts der Probleme habe sich das Konsumklima nicht erholen können – umso erfreuter zeigt sich Christmann, dass der Umsatz der Nahrungsmittelsparte mit der Marke Dr. Oetker und der Tiefkühltorten-Tochter Coppenrath & Wiese 2024 um etwa 3 Prozent auf 4,3 (Vorjahr 4,2) Milliarden Euro gesteigert worden sei. Auch das Jahresergebnis der Sparte sei „erfreulich respektabel“ gewesen, ordnet Christmann die Gewinne ein. Nicht enthalten sind hier andere Konzerngeschäfte wie die Brauerei-Sparte Radeberger oder der Lieferdienst Flaschenpost.
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Investitionen gesteigert, Belegschaft stabil
Der Wirtschaftskrise zum Trotz steigerte die Nahrungsmittelsparte des Oetker-Konzerns die Investitionen erneut kräftig, und zwar um mehr als 7 Prozent von 171 auf 184 Millionen Euro. Ein großer Teil des Geldes sei in den Ausbau der Kapazitäten in den internationalen Pizzawerken geflossen, berichtet das Unternehmen. Bei Coppenrath Wiese sei in nachhaltige Energielösungen investiert worden – etwa in die Optimierung von Lüftungsanlagen oder der Stromversorgung.
Stabil blieb den Informationen zufolge 2024 die Belegschaft im Geschäftsbereich Nahrungsmittel: Die Zahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist den Angaben zufolge leicht von 16.510 auf 16.599 gewachsen. Gut 43 Prozent der Beschäftigten arbeiten in Deutschland, obwohl Dr. Oetker im Inland nur etwa 35 Prozent seiner Umsätze erzielt.
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Für den weiteren Ausblick auf das laufende Jahr 2025 ist bereits Christmanns Nachfolger Carl Oetker zuständig: Er erwarte für Oetkers Nahrungsmittelgeschäft und die Conditorei Coppenrath & Wiese „ein moderates Umsatzwachstum“, sagt der neue Mann an der Spitze. „Trotz der derzeitigen Situation auf den Weltmärkten rechnen wir insgesamt mit einer stabilisierten Konsumnachfrage“, so Oetker. Die Investitionen in Innovationen, Nachhaltigkeit und Digitalisierung will er noch weiter steigern.
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