Loch in der Sparrenburg: Das Bielefelder Wahrzeichen bröckelt

Bielefeld. Als sich vor rund drei Wochen Steine von der Außenmauer der Sparrenburg lösten, machten sich die Bielefelder Sorgen um ihr Wahrzeichen. Und diese Sorgen sind – genau so wie das Loch – in der Zwischenzeit größer geworden: Zahlreiche Spaziergänger haben festgestellt, dass die im Kiekstadtrondell klaffende Lücke deutlich sichtbar gewachsen ist. Die Stadt hat inzwischen reagiert: Die Schadensstelle wurde in den vergangenen aufwendig gesichert und eine &bdquo;engmaschige Untersuchung“ der gesamten Maueranlage der Sparrenburg angeordnet. Es könnte vielleicht tatsächlich genau so ausgesehen haben, als Anno Dazumal die Festung auf dem Sparrenberg von feindlichen Truppen angegriffen und mit Kanonen beschossen wurde: Die stolzen Außenmauern sind sichtbar lädiert, am Fuß des Rondells sammelt sich unterhalb des Lochs ein großer Haufen von Bruchsteinen. Doch während sich die zur Absicherung der Bruchstelle aufgestellten Strohballen noch halbwegs in das Bild einer mittelalterlichen Belagerung einfügen, sieht es wenige Meter weiter schon wieder eindeutig nach Neuzeit und nach bröselndem Wahrzeichen aus. Neben Bauzäunen und Warnleuchten weht das Flatterband einer Polizeiabsperrung im Wind, zudem warnt ein Schild vor dem Betreten der Baustelle. Im ersten Moment hatte die Stadt nach dem ersten Abbruch der Steine den kompletten Weg nördlich des Rondells aus Sicherheitsgründen gesperrt. &bdquo;Mittlerweile konnte eine Teilstrecke jedoch freigegeben werden, so dass die Sparrenburg wieder wie gewohnt zu Fuß oder auf dem Rad umrundet werden kann“, sagt Stadtsprecher Daniel Steinmeier. Im Auftrag des Immobilienservicebetriebs (ISB) der Stadt wurden dafür oberhalb des Wegs direkt unterhalb der Mauer große Betonsteine platziert, die herausbrechende Gesteinsbrocken ausbremsen sollen. Ob noch viele davon herunterkommen werden und ob die Sparrenburg auch an anderen Stellen bröselt, ist inzwischen auch Gegenstand von Untersuchungen gewesen. Erwin Schwing, emeritierter Professor für Bodenmechanik, Erd- und Tunnelbau sowie Grundbau, hat die schadhaften Stellen am Kiekstadtrondell in Augenschein genommen. Für ihn ist das fast ein Heimspiel: Der ausgewiesene Fachmann für die Standsicherheit historischer Stützwände hatte die Sanierung der Burgmauern seit 2005 mit betreut. &bdquo;Im nächsten Schritt soll nun Anfang April eine engmaschige Untersuchung beginnen“, erläutert Daniel Steinmeier das weitere Vorgehen. Dabei werde die gesamte Vorsatzschale des Kiekstattrondells kartiert und ein sogenanntes Schadensglossar erstellt. &bdquo;Parallel dazu soll bis Anfang Juli die gesamte Maueranlage der Sparrenburg auf Schäden untersucht werden“, so Steinmeier. Diese Untersuchungen werden nicht nur von Lokalpatrioten mit großer Aufmerksamkeit verfolgt werden. Denn schon wenige Tage später soll die Burg und vor allem auch der Bereich unterhalb der mächtigen Mauern wieder zum Schauplatz des Sparrenburgfests werden. Vom 25. bis 27. Juli will Bielefeld Marketing wieder ein mittelalterlich Spectaculum bieten, weshalb die Organisatoren ganz genau hinschauen, wie schwer die Schäden im Mauerwerk sind – oder noch werden können. &bdquo;Inwieweit das Fest durch die Schäden an der Außenmauer beeinträchtigt sein wird, ist aktuell noch schwer zu sagen“, sagt Jens Siekmann von Bielefeld Marketing. &bdquo;Wir sind dazu fortlaufend in Gesprächen mit dem ISB.“ Lesen Sie auch: Architektin fassungslos: Großes Loch klafft plötzlich in Bielefelder Sparrenburg Die wenig historischen Warnschilder und Bauzäune sind dabei das geringste Problem der Veranstalter. Immerhin war der Bereich unterhalb des Kiekstadtrondells in den vergangenen Jahren der Platz für zahlreiche gastronomische Zelte und auch eine große Bühne. Denkbar sei daher, dass das Fest möglicherweise kleiner ausfallen wird, weil die betroffenen Flächen ausgespart werden müssen. Ausfallen soll es jedenfalls nicht: &bdquo;Nach jetzigem Stand wird das Fest stattfinden“, beruhigt Siekmann. Bei allen Sorgen der Bielefelder um ihr Wahrzeichen: Das wäre dann eine weniger.

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