Bielefeld. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten der Stadtwerke-Bielefeld-Gruppe, des Umweltbetriebs, alle Kitas sowie der Sparkasse Bielefeld zu einem neuen Warnstreik aufgerufen. Streiktag ist der heutige Mittwoch, der 12. März.
Das hat erhebliche Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr, kündigten die Stadtwerke schon am Freitag an. Auch der Betrieb der Müllverbrennungsanlage wurde wegen des Warnstreiks stillgelegt.
Am Vormittag kamen Demonstrationszüge aus mehreren Richtungen zur zentralen Streikkundgebung am Bielefelder Rathaus zusammen. Laut Verdi-Angaben nahmen insgesamt 4.000 Beschäftigte aus ganz Ostwestfalen-Lippe an den Demonstrationen teil.
Große Verdi-Kundgebung in der Innenstadt
Auch die Sparkassen-Mitarbeiterin Michaela Heuermann ist dem Demo-Aufruf von Verdi gefolgt. Von der bisherigen Verhandlungsposition der Arbeitgeber-Seite zeigte sie sich enttäuscht: „Wir hätten überhaupt gerne mal ein Angebot. Das ist ja noch gar nichts“, kommentierte sie die bisherige Haltung des Arbeitgeberverbandes.
Ähnlich äußerte sich die Kita-Mitarbeiterin Helena Hoppe: Sie lege heute die Arbeit nieder, um für mehr Urlaubstage und eine faire Bezahlung zu streiten. „Wir in den Kitas leiden unter einem akuten Personalmangel“, sagte sie. Das Mittel der Wahl, um dem etwas entgegenzusetzen, liege ihrer Meinung nach in mehr Freizeit und besserer Entlohnung.
Streik in Bielefeld: Busse und Bahnen betroffen
Besonders hart trifft der Warnstreik erneut die Fahrgäste der Bielefelder Busse und Bahnen. Mobiel hat den Betrieb seit Mittwochmorgen um 4 Uhr bis 4 Uhr am Donnerstag, 13. März, stillgelegt, von der ersten Frühschicht bis zur letzten Spätschicht also.
Konkret bedeutet das: Alle Stadtbahnen und die meisten Busse fahren nicht. Betroffen sind das gesamte Stadtgebiet Bielefeld und auch alle Verbindungen in die Nachbarkreise. In Bielefeld hat außerdem das Servicecenter von Mobiel am Jahnplatz geschlossen.

Bus-Linien, die von Fremdunternehmen bedient werden, fahren nach Plan. Darüber hinaus sind auch die Deutsche Bahn, die BVO mit Linien wie 350 oder 351, die ArGe ÖPNV Gütersloh mit Linien wie 48, 59, 61/62, 63, 68, 80.2, 83, 88, 163, N19 oder 157, die Westfalen-Bahn (RE70), die Nordwestbahn (RE74, RE75) und die Eurobahn (RE61, RE67, RE69, RE71, RE73, RE78, RE82) nicht vom Streik betroffen.
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Die Bielefelder Stadtwerke verweisen außerdem auf das Fahrradverleihsystem „meinSiggi“. Zudem nutzt E-Scooter-Anbieter Dott die Gelegenheit und will während des Streiks verstärkt Roller an Verkehrsknotenpunkten verteilen.
Streikaufruf an Bielefelder Kitas
Der Warnstreikaufruf gilt auch für die Beschäftigten der Bielefelder Kitas. Wie viele Kitas deshalb geschlossen sein werden, war am Montag, 10. März, noch unklar. Martina Schu, Bezirksgeschäftsführerin von Verdi OWL, rechnete damit, dass viele Einrichtungen geschlossen bleiben werden. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kündigte in einer Pressemitteilung eine Streikbeteiligung an. Sie zählt bundesweit allein 240.000 Kita-Beschäftigte.
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Opernvorstellung fällt ersatzlos aus
Wegen des Warnstreiks fällt die im Stadttheater angesetzte Vorstellung von „Hoffmanns Erzählungen“ am Samstag, 15. März, aus. Das Theater Bielefeld teilt mit, dass der vom 13. bis einschließlich 15. März angekündigte Warnstreik von Verdi auch Auswirkungen auf den Spielbetrieb habe und daher die geplante Opernvorstellung leider ersatzlos entfallen müsse.
Bereits gekaufte Karten für „Hoffmanns Erzählungen“ können an der Theater- und Konzertkasse an der Altstädter Kirchstraße 14, Tel. 0521 515454, bzw. an der jeweiligen Vorverkaufsstelle gegen einen späteren Vorstellungstermin getauscht oder zurückgegeben werden. Die nächsten Aufführungen sind am 18 und 30. März sowie am 6. April im Stadttheater.
Bielefelder Bäder können nur eingeschränkt öffnen
Die Stadtwerke kündigten an, dass die Bielefelder Bäder (BBF) „aller Voraussicht nach“ drei Einrichtungen betreiben können: Die Oetker-Eisbahn, das Freizeitbad Ishara und das Familienbad Heepen öffnen wie gewohnt. In den beiden Bädern finde auch das Schulschwimmen planmäßig statt, heißt es. Im Sportbad Sennestadt könne bis mittags das Schulschwimmen stattfinden. Ab 13 Uhr sei das Bad geschlossen. Das Aquawede bleibt ganztägig geschlossen. Dort müsse das Schulschwimmen entfallen.
Bielefelder Wertstoffhöfe bleiben beim Verdi-Streik geschlossen
Auch die Beschäftigten der Wertstoffhöfe des Bielefelder Umweltbetriebs hat Verdi zum Warnstreik aufgerufen. Von Freitag, 7. März, bis einschließlich Mittwoch, 12. März, bleiben deshalb alle drei Höfe geschlossen.
Müll-Touren fallen aus und werden nicht abgeholt
Durch die erneut hohe Streikbeteiligung können am Streiktag, 12. März, keine regulären Abfall- und Wertstofftouren abgefahren und auch die ausgefallenen Müll-Touren nicht nachgefahren werden.
Das bedeutet für die heute vom Streik betroffenen Bürger, dass die Restmüll-, Biomüll- sowie Papier- und Wertstofftonnen erst wieder zur nächsten regulären Tour geleert werden können.
Aufgrund der mehrtägigen Streikstilllegungen der Wertstoffhöfe bestehe leider keine Möglichkeit einer kostenlosen Anlieferung von Rest- und Biomüll an den Wertstoffhöfen. Auch die kostenlosen Abfallsäcke können nicht ausgegeben werden. Der Umweltbetrieb bittet darum, von telefonischen und schriftlichen Nachfragen abzusehen. Aktuelle Infos finden sich auf der Seite www.bielefeld.de/warnstreik
Da der Warnstreikaufruf den gesamten Umweltbetrieb betrifft, ist damit zu rechnen, dass auch weitere Leistungen des Umweltbetriebs nur eingeschränkt erfolgen. Hierzu zählt unter anderem der gesamte Bereich der Stadtreinigung und Grünflächenpflege.
15 Filialen der Sparkasse Bielefeld bleiben geschlossen
Auch die Mitarbeiter der Bielefelder Sparkasse sind vom Verdi zum Warnstreik aufgerufen. Dadurch kommt es zu Einschränkungen im Geschäftsverkehr kommen. „15 unserer Filialen können heute nicht öffnen“, so Sparkassensprecherin Rabea Giersch. Auch einzelne Beratungstermine könnten verschoben werden.
Diese Sparkassen-Filialen bleiben am Mittwoch, 12. März, geschlossen:
- Filiale Brake
- Filiale An der Reegt
- Filiale Baumheide
- Filiale Heeper Straße
- Filiale Ziegelstraße
- Filiale Hillegossen
- Filiale Ubbedissen
- Filiale Oldentruper Straße
- Filiale Senne
- Filiale Sennestadt
- Filiale Brackwede
- Filiale Betheleck
- Filiale Quelle
- Filiale Großdornberg
- Filiale Sudbrack
Das Online-Banking, die Geldautomaten und die Selbstbedienungsterminals werden uneingeschränkt zur Verfügung stehen, so Giersch. Das telefonische Kundenservicecenter der Sparkasse ist stark eingeschränkt bis 16.30 Uhr unter der Telefonnummer 0521 2940 erreichbar. Für dringend notwendige Kartensperrungen empfiehlt die Sparkassensprecherin die bundesweite Telefonnummer 116116.
Worum geht es im Tarifstreit?
Die Gewerkschaft fordert in den Tarifverhandlungen von Bund und Kommunen unter anderem acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr, sowie drei zusätzliche freie Tage. Verhandelt wird für insgesamt 2,5 Millionen Beschäftigte. Die Arbeitgeber haben bisher kein konkretes Angebot vorgelegt. Die dritte Verhandlungsrunde beginnt am 14. März in Potsdam.