Kontrollzone in Bielefeld: Stadthalle setzt auf Hausrecht gegen Unsicherheit

Bielefeld. Seit Jahren wird darum gerungen, das Stadthallenumfeld sicherer und attraktiver zu gestalten. Jetzt hat die Verwaltung der Stadt konkrete Vorschläge entwickelt, um die Situation kurz- und vor allem auch langfristig zu verbessern. Am Mittwoch stellten die Dezernenten Ingo Nürnberger und Martin Adamski dem Haupt-, Wirtschaftsförderungs- und Beteiligungsausschuss der Stadt ihre Pläne zur Neugestaltung des Areals rund um die &bdquo;Tüte“ vor. Der Kern der Vorschläge: eine &bdquo;gestalterische Intervention“. Der Bereich rund um Bahnhof und Stadthalle sorgt als Treffpunkt der Drogen- und Trinkerszene seit geraumer Zeit für Probleme. Passanten klagen über ein ungutes Gefühl, wenn sie den Bereich rings um die Stadtbahnhaltestelle passieren müssen. Die Polizei reagierte zuletzt mit der Gründung der &bdquo;Soko Innenstadt“, die mit Kontrollen oder groß angelegten Razzien den Druck auf die Szene an der Tüte, am Kesselbrink und auch im Ostmannturmviertel erhöht hat. Jetzt zieht die Verwaltung der Stadt mit einem Konzept nach, durch das das direkte Umfeld der Stadthalle kurzfristig umgestaltet und langfristig aufgewertet werden soll. Dadurch soll sowohl das Sicherheitsempfinden als auch die Attraktivität des Ortes erhöht werden. &bdquo;Das Bahnhofsumfeld inklusive des Bereichs um die &bdquo;Tüte“ ist ein zentraler Ort zur Passantenlenkung, der subjektiv wie objektiv sicher gestaltet werden muss“, sagt Umweltdezernent Martin Adamski. Die Stadthalle mit dem Kongresszentrum sei &bdquo;hoch frequentiert“ und eine Visitenkarte der Stadt. &bdquo;Wir möchten, dass Aussteller und Anbieter den Ort als attraktiv für sich und ihre Kundschaft erleben.“ Hausrecht rund um die Bielefelder Stadthalle Dafür soll das Umfeld rings um die Stadthalle durch eine vertragliche Vereinbarung an die Bielefelder Beteiligungs- und Vermögensgesellschaft (BBVG) übertragen werden, damit diese dort Hausrecht ausüben kann. Ist dies geschehen, können die Betreiber der Stadthalle auch Menschen vom Gelände verweisen. Damit jedem klar wird, dass der derzeit noch völlig öffentliche Bereich dann eben nicht mehr öffentlich ist, sind die &bdquo;gestalterischen Interventionen“ geplant – also Abtrennungen, die den Bereich vor der Stadthalle optisch markieren. &bdquo;Wir brauchen da keine Berliner Mauer“, sagt Sozialdezernent Ingo Nürnberger. Es reicht eine &bdquo;Einfriedung“, die deutlich macht, dass ab hier das Hausrecht gilt. Zudem müsse die Abgrenzung nicht massiv oder unüberwindbar sein, weil gemäß dem Plan der Verwaltung den derzeit an der &bdquo;Tüte“ stehenden Menschen ein anderer Ort angeboten werden soll: Im Park der Stadthalle soll eine Art Unterstand entstehen, der vor Regen oder im Sommer vor großer Hitze schützt. &bdquo;Das soll dann aber keine Akzeptanzfläche für illegale Aktivitäten darstellen“, betont Nürnberger. Dort würde genau so von Polizei und Ordnungsamt kontrolliert wie auch jetzt an der &bdquo;Tüte“. .responsive23-L9bvrIettMjkVJaM-map-die-bielefelder-tuete-und-ihr { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-L9bvrIettMjkVJaM-map-die-bielefelder-tuete-und-ihr { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-L9bvrIettMjkVJaM-map-die-bielefelder-tuete-und-ihr { padding-top: 142.86%; } } Ein weiteres Problem: Es ist nicht einfach damit getan, irgendwo vor die Stadthalle eine Hütte zu stellen. Die Neugestaltung des Parks mit seinen rechtlich geschützten Wellen-Motiven erfordert eine enge Abstimmung mit den Urhebern. Der Park war von dem renommierten Hamburger Landschaftsplaner und Architekten Hinnerk Wehberg gestaltet worden, die Rechte liegen bei den Architekturbüros WES, deren Geschäftsführerin Wehbergs Tochter Henrike Wehberg-Krafft ist. &bdquo;Wir werden zeitnah das Gespräch suchen“, sagt Martin Adamski, der sich auch vorstellen kann, dass das Büro selbst den Unterstand in die ursprüngliche Idee integrieren kann. &bdquo;Man könnte so die damalige Planung an die heutigen Bedürfnisse und an die bestehende Problematik anpassen.“ Tatsächlicher Umbau des Bielefelder Areals lässt auf sich warten All dies sollen kurzfristige Maßnahmen sein, durch die zeitnah Verbesserungen erreicht werden könnten – wenn denn die Politik mitzieht. &bdquo;Wenn es gewollt ist, werden wir dort in diesem Jahr schon etwas sehen“, sagt Ingo Nürnberger. Mittelfristig ist hingegen die Planung für die Aufwertung des Bahnhofsumfeldes, für die eine Machbarkeitsstudie zur Grundlage eines Realisierungswettbewerbs beschlossen worden ist. Dieser soll in diesem Jahr beginnen und bis Mitte 2026 abgeschlossen sein. Geschichte des Drogen-Hotspots: Brennpunkt &bdquo;Tüte“ – Chronik eines unendlichen Konflikts &bdquo;Ein Baubeginn zur Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes kann frühestens ab 2028 erwartet werden“, so Adamski. Er sieht es aber durchaus positiv, dass man schon jetzt durch die temporären Initiativen Erfahrungen sammeln könne, die dann in die endgültigen, langfristigen Konzepte einfließen könnten. &bdquo;Wir sind jetzt im Doing und nicht mehr beim Reden.“ Vermieter-Gespräche für neue Anlaufstelle laufen Neben den Plänen für die Tüte und die Stadthalle arbeitet die Verwaltung derzeit an weiteren Maßnahmen, die auch eine neue Anlaufstelle für Wohnungslose und Suchtkranke enthält. Hier sind die Gespräche mit Vermietern schon weit gediehen, auch hier könnte es bis Ende des Jahres losgehen – wenn denn auch hier die Politik grünes Licht gibt. Denn der &bdquo;Pferdefuß“ sind die hohen Personalkosten, auf die bei der angespannten Finanzlage der Stadt besonders kritisch geschaut wird. Reportage: 24 Stunden an der &bdquo;Bielefelder Tüte“: So ist es wirklich am Drogen-Hotspot Das Ziel ist, neben einer Entzerrung der Szene rings um die Hotspots der Innenstadt auch die Lebenssituation der Betroffenen verbessern und gleichzeitig das Sicherheitsempfinden der Stadthallenbesucher und Stadtbahnfahrgäste zu erhöhen.

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