Hinter den Kulissen: Wie im Theater Bielefeld eine Oper entsteht

Bielefeld. Auf der Bühne liegt ein überdimensionierter Frauenkopf aus Pappmaché. Statt Perlenkette &bdquo;zieren“ übergangsweise schwarze Plastikeimer ihren Hals. &bdquo;Sie sehen Fragmente unserer Inszenierung, manches ist unfertig wie die fragmentarische Oper selbst“, begrüßt Dramaturgin Laura Herder schwungvoll das Publikum zur öffentlichen Probe von &bdquo;Hoffmanns Erzählungen“. Viele Opernfans und solche, die es werden wollen, sind am Samstagmorgen ins Stadttheater gekommen, um sich einen (kostenlosen) Eindruck zu verschaffen. Das wohl berühmteste Fragment der Opernliteratur steht ab dem 1. März auf dem Programm im Großen Haus – aktuell läuft die nur sechswöchige Probenphase. Die Zuschauerinnen und Zuschauer im gut gefüllten Parkett erhalten spannende Einblicke in das Feilen und Probieren, Verwerfen und neu Justieren einer Opern-Produktion und in das Zusammenspiel der Gewerke. Zeitweilig bevölkern mehr als 20 Menschen die Bühne in diesem fünften und letzten Akt. Ein buntes Miteinander von Verantwortlichen der Inszenierung, Darstellern und Souffleuse, Pianistin, Chormitgliedern, Dirigent, Regie und Assistenz. Und von Bühnenarbeitern, die sonst eher unsichtbar ihren Dienst versehen. Hier sind auch sie dabei, spielen Abläufe durch, besorgen das Auf und Ab von Wänden und Ausstattung. Zum Thema: Was das Bielefelder Kulturjahr 2025 zu bieten hat Zuschauer in Bielefeld erleben mit, wie ein Stück entsteht Sie sorgen auch dafür, dass Hoffmanns imaginierte Angebetete unfallfrei durch den Kühlschrank (!) aus der Wohnung des Liebeskranken verschwinden kann. Die Zuschauer erleben amüsiert und hautnah mit, wie ein Stück entsteht. Eines, so sagt es das Programm, &bdquo;das den fantastischen Wahnsinn, die tiefe Verzweiflung und das Eifern nach Kreativität, Erfolg und Liebe der Titelfigur erfindet und uns vor ein immer währendes Rätsel stellt“. Zuerst aber gibt’s Infos zur Werkentstehung: Bis heute umweht ein Hauch von Tragik die Oper, deren Libretto Ausschnitte aus Erzählungen des romantischen Dichters E. T. A. Hoffmann (1776-1822) zu einer fantastischen Handlung verdichtet und dessen Klangschöpfer Jacques Offenbach neben der leichten Muse stets den Wunsch hatte, eine Oper zu komponieren. Lesen Sie auch: Barbier von Sevilla in Bielefeld: Eine Oper als schräges Labor Zum Unglück erlebte er deren Uraufführung im Jahr 1881 nicht mehr – sondern starb 1880 in der Entstehungsphase. Die ersten vier Akte hatte Offenbach noch im Wesentlichen handschriftlich skizziert, andere ergänzten später Fehlstellen und den fünften Akt. Basis für das Libretto ist ein 1851 von Jules Barbier und Michel Carré verfasstes Stück, die jeweiligen Fassungen behielten einen gewissen &bdquo;fragmentarischen Charakter“, was den jeweiligen Adaptionen Freiräume gibt. Bielefelder Regisseur verrät Einzelheiten zur Oper Roter Faden bleibt die aussichtslose Liebe des Protagonisten zu wahlweise Giulietta, Olympia, Antonia. Sie sind Facetten der einzig Gemeinten, Stella. Bielefelds Regisseur Wolfgang Nägele erklärt: &bdquo;So wie Sie es hier sehen, sehen Sie es zum ersten Mal.“ Dies und mehr erfährt das gespannt lauschende Publikum von Herder, Nägele und Dirigent Alexander Kalajdzic, die Wissenswertes zur Historie, zur konkreten Bielefelder Fassung und der Personnage erzählen. Kalajdzic: &bdquo;Die Herausforderung ist, in die Fragmente eine Linie hineinzubekommen.“ Dann geht es los, entern die Männer des Opernchors die Bühne, auf der sich inzwischen ein gerüstähnlicher Aufbau mit Hoffmanns Kücheninterieur (anstelle einer Gaststube in der Originalfassung) in luftiger Höhe befindet. Protagonist Hoffmann (gesungen und gespielt von Nenad Čiča) musste einige Zeit warten, bevor Regisseur Nägele mit Position, Auf- und Abgängen und dem Agieren der Sänger einverstanden ist. Dann darf auch er seine nuancenreiche Stimme erklingen lassen – die Texte auf Französisch. Stühle und Wände sausen auf und ab (Kalajdzic zum Publikum: &bdquo;War doch magisch, oder?“), der Damenkopf erhält seine Idealposition. Hoffmann ertränkt sein Liebesleid am heimischen Küchentisch in reichlich Schnaps, was die Albträume von seiner angebeteten Stella (Du&scaron;ica Bijelic, krankheitsbedingt wird sie von Choreografin Sommer Ulrickson physisch vertreten) beflügelt. Bis er erschöpft am Tisch zusammensackt. Das Publikum applaudiert, zufrieden mit den Kostproben, die Appetit machen auf mehr. Bei der Premiere am Samstag, 1. März, 19.30 Uhr, und an sieben weiteren Terminen besteht Gelegenheit zur Vertiefung. Tickets: gibt es bei der NW-Hotline: 0521 555444 Weitere Infos unter: buo-bielefeld.de

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