Bielefeld baut für 34 Millionen Euro eine Schule im Grünen – und rodet dafür Bäume

Bielefeld. Die Idee und die ersten Pläne für die neue Schule gibt es bereits seit mehr als fünf Jahren, in der Zwischenzeit hat schon eine improvisierte Einrichtung den Betrieb aufgenommen. Jetzt hat die Bezirksvertretung Stieghorst mit einem einstimmigen Beschluss den Weg dafür frei gemacht, dass es bis voraussichtlich Sommer 2028 eine &bdquo;richtige“ Grundschule in Sieker geben wird. Am Donnerstagabend stellte die Technische Leiterin des Immobilienservicebetriebs der Stadt, Christine Harodt, und Projektleiter Jan Schwarz den Kommunalpolitikern den finalen Entwurf für die dreizügige Grundschule inklusive Einfeldsporthalle mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 34 Millionen Euro vor. Demnach soll die Schule auf einem nordöstlich vom Friedhof Sieker an der Oldentruper Straße gelegenen Grundstück entstehen. Aktuell befinden sich dort ein Park und zwei Flächen, die vom Umweltbetrieb zur Bewirtschaftung des Friedhofs genutzt werden. &bdquo;Der erste Schritt wird sein, diese Flächen zu verlegen“, erläutert Harodt. Der Betrieb des Friedhofs bleibe &bdquo;lückenlos gewährleistet“. Mit der Verlegung einher werden Baumfällungen gehen, die &bdquo;unumgänglich“ seien. 51 Bäume müssen weichen: &bdquo;Um jeden Baum gerungen“ &bdquo;Wir haben um jeden Baum gerungen“, beteuert Harodt. Bei der Ausschreibung sei der möglichst umfassende Erhalt des Baumbestandes auf dem Grundstück &bdquo;ausdrücklich abverlangt“ worden, der letztlich ausgewählte Entwurf sei am ehesten auf die Landschaft eingegangen. Trotzdem müssten 51 Bäume weichen – und das auch sehr kurzfristig, da diese Maßnahme mit dem Baum- und Naturschutz im Einklang stehen müsse. Lesen Sie dazu: Die Frist läuft bald ab: Wann darf ich meine Hecke schneiden? Trotz der Rodungen würde aber eine &bdquo;Schule im Grünen“ entstehen, die sich in den Park und in die Umgebung gut einfüge. So werde etwa die Einfeldsporthalle tiefer gelegt, damit die Konstruktion mit den anderen Gebäuden ein gleich hohes und damit harmonisches Ensemble bildet. Geplant sind drei &bdquo;Lernhäuser“, die durch eine zentrale Halle – praktisch einem &bdquo;Mehrzweck-Forum“ – verbunden werden. Durch den Neubau sollen rund 6.500 Quadratmeter schulische Fläche entstehen, darüber hinaus sind &bdquo;großzügige Außenbereiche zum Spielen, Toben und Entspannen“ geplant. Auch interessant: Wie bei Harry Potter: Neue Bielefelder Grundschule hat echtes &bdquo;Hogwarts“-Flair In der Bezirksvertretung stießen die Pläne auf ein im ersten Moment begeistertes Echo. &bdquo;Ich bin beeindruckt“, sagte etwa Marc Burauen (Grüne). Die Bezirksvertretung habe &bdquo;sehnsüchtig auf diese Ideen und Planungen gewartet“, zumal vor wenigen Monaten noch die Befürchtung im Raum stand, dass die Schule wegen fehlender Schülerzahlen doch nicht gebaut werden könnte. Kurzfristig gegebene Informationen wirken &bdquo;wie Kalkül“ Die Schule wirke lichtdurchflutet, und das ganze Konzept sei in sich schlüssig und nachhaltig. &bdquo;Es ist ein Segen, dass Sie diese Auswahl getroffen haben.“ Allerdings mache ihn ein Punkt in der Beschlussfassung wütend: &bdquo;Dass wir jetzt hingehen und innerhalb kürzester Zeit einen Kleinstwald roden, bekommen wir hier als Randnotiz mitgeteilt.“ Baumfällungen seien in Bielefeld ein äußerst sensibles Thema, das von der Öffentlichkeit auch genau beobachtet wird. Lesen Sie auch: Anwohner sind schockiert: Bielefelder Wäldchen nach Abholzung kaum wiederzuerkennen Hier würden jetzt in den nächsten Tagen mehr als 50 Bäume gefällt, während die eigentlichen Bauarbeiten noch lange auf sich warten ließen. &bdquo;Wir werden bis zum Ende des Jahres noch nicht einmal den ersten Spatenstich erleben“, erklärt Burauen. &bdquo;Damit jetzt so kurz auf knapp um die Kurve zu kommen, wirkt wie Kalkül.“ Er sei weiterhin dafür, die Schule zu bauen, die Informationspolitik gegenüber der Bezirksvertretung sei allerdings &bdquo;unterirdisch“. Die Kritik teilte auch Simon Lange (CDU) – allerdings auch das Lob für das Projekt. &bdquo;Wir haben lange auf die Pläne gewartet, und es ist gut, dass wir jetzt zu Potte kommen.“ Der endgültige Beschluss, den Neubau auf den Weg zu bringen, böte sowohl den Kindern und den Eltern als auch der Schule endlich eine Perspektive. &bdquo;Wir hätten uns allerdings auch gewünscht, dass wir frühzeitiger in die Planung eingebunden worden wären“, sagt Lange. &bdquo;So geht man mit dem politischen Beschlussorgan einfach nicht um.“ Baumfällungen beginnen bereits Ende Februar Christine Harodt räumte ein, dass die finale Phase der Planungen unter großem Zeitdruck gestanden habe. &bdquo;Wir hatten uns entschlossen, richtig Gas zu geben“, sagt die Technische Leiterin mit Blick auf das knappe Zeitfenster, in dem die Bäume überhaupt noch hätten gefällt werden dürfen. Allerdings sei es keineswegs so, dass jetzt ein Kahlschlag gemacht werde und danach gar nichts mehr passiere. &bdquo;Der konkrete Plan ist, dass wir im Frühjahr oder im Sommer beginnen, die Flächen des Umweltbetriebes zu verlegen.“ Zudem würden für die jetzt gefällten Bäume auf dem Außengelände der Schule Neupflanzungen vorgenommen. &bdquo;Das können wir alles vorweisen.“ Die Mitglieder der Bezirksvertretung Stieghorst stimmten trotz der Kritik dem Neubau einstimmig zu, im März wird das Projekt noch einmal nachrichtlich im Schul- und Sportausschuss sowie im ISB-Betriebsausschuss vorgestellt. Bis dahin wird an der Oldentruper Straße schon unübersehbar sein, dass die Grundschule Sieker kommt: Voraussichtlich ab kommenden Montag werden die Baumfällarbeiten beginnen. Das könnte Sie auch interessieren: Bielefelder will prächtigen Baum fällen – obwohl er ihn eigentlich behalten möchte

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