Bielefelder packt aus: Mutmaßlicher Mordversuch soll Racheakt gewesen sein

Bielefeld. Immer wieder soll der Hauptangeklagte vor dem Neuen Rathaus auf einen 21-jährigen Bielefelder eingestochen haben. Erst als ein Freund des Angegriffenen dazwischenging und dem 20-Jährigen die Stichwaffe abnahm, soll er mit seinem Komplizen die Flucht ergriffen haben. Bei dem Handgemenge wurde der junge Angreifer selbst verletzt, sodass sich später eine lange Blutspur fand, die den Fluchtweg der beiden Freunde durch die Bielefelder Innenstadt dokumentierte. Das Leben des Opfers konnte nur durch die schnelle Hilfe der Rettungskräfte und eine Not-OP in der Klinik gerettet werden. Die mutmaßlichen Täter – zwei 20-jährige Deutsche aus Bielefeld – müssen sich seit Dienstag, 11. Februar, für die Bluttat vor der XX. Großen Jugendstrafkammer des Landgerichts verantworten. Die ermittelnde Staatsanwältin, Beatrice Schäfers, wirft dem Hauptangeklagten und seinem Freund gemeinschaftlich begangenen versuchten Mord vor. Sie geht nach Abschluss der Ermittlungen der &bdquo;Mordkommission Doppel“ davon aus, dass beide am späten Abend des 17. August 2024 geplant haben, ihr Opfer in einen Hinterhalt zu locken und aus Rache zu töten. Der Grund für den mutmaßlichen Mordplan ist mehr als erstaunlich. Der Bulgare soll in einem Ermittlungsverfahren umfassend ausgepackt und dabei zwei Komplizen schwer belastet haben, berichtete Schäfers in ihrer Anklage. Weil der Hauptangeklagte den 21-Jährigen und seine verpfiffenen Komplizen aus der Vergangenheit aus dem Jugendgefängnis in Herford kannte, wusste er davon. Mordmotiv Rache? Das Opfer soll Komplizen schwer belastet haben An jenem Abend waren sich das spätere Opfer – unterwegs mit einem Kumpel – und die beiden angeklagten Freunde gegen 23.15 Uhr zufällig am Rathausplatz über den Weg gelaufen. Der 21-Jährige sei auf die Angeklagten zugegangen, um sich von ihnen für sein Handy eine Powerbank zu leihen. Die beiden Deutschen reagierten laut Anklage sofort aggressiv: &bdquo;Bist Du nicht der, der Ibrahim und Reza verraten hat?“, soll der Hauptangeklagte gefragt haben (alle Namen geändert). Anschließend bedachten die Freunde den jungen Bulgaren mit wüsten Beschimpfungen. Der zog sich daraufhin in den hinteren Teil des Platzes zurück. Lesen Sie dazu: Messerattacke schockierte Bielefeld: Helfer rettete 21-Jährigem das Leben Nach Ansicht der Mordermittler schmiedeten die nun angeklagten Männer in diesem Moment den Plan, den 21-Jährigen zu töten – mutmaßlich aus Rache für den Verrat. Selbst von dem Verrat betroffen waren weder der Hauptangeklagte, der ein Klappmesser mit neun Zentimeter langer Klinge zur Hand nahm, noch sein Begleiter, der sich mit einer Wodkaflasche bewaffnete. Nach Darstellung der Anklagebehörde wollten sie ihr Opfer nun in einen Hinterhalt locken und baten den 21-Jährigen, zum Kesselbrink mitzukommen. So wollten sie den Bulgaren von seinem Freund trennen. Die Angreifer sollen von hinten angegriffen haben Der 21-Jährige kam erst mit, bekam aber dann doch Angst und drehte wieder um. Auf dem Weg zurück zu seinem Begleiter sollen ihn die beiden Angeklagten von hinten angegriffen haben, heißt es in der Anklageschrift. Der erste Stich mit dem Messer ging demnach in Richtung Oberkörper. Als der 21-Jährige begann, sich zu wehren, warf der Komplize seine Wodkaflasche nach ihm, verfehlte ihn damit aber. Schließlich soll er mehrfach zugeschlagen und zugetreten haben. Der Hauptangeklagte soll seinerseits weiter mit dem Klappmesser zugestochen haben. Insgesamt fünf Stichverletzungen zählten die Ärzte später. Einer von zwei Stichen in den Bauch verletzte die Milz und die Bauchspeicheldrüse des 21-Jährigen, der dadurch mit starken inneren Blutungen in akuter Lebensgefahr schwebte. Weitere Stiche trafen den jungen Mann in die Leiste und zweimal in die Arme. Rettung in letzter Sekunde – das Opfer überlebt Zum Glück für den Angegriffenen kam nun sein Begleiter dazu. Er soll in den Arm des bewaffneten Angreifers gegriffen und diesen so schmerzhaft nach hinten verdreht haben, dass er das Messer fallen lassen musste. &bdquo;Die beiden Angeklagten sahen, dass sie ihr Ziel, das Opfer zu töten, nun nicht mehr verfolgen können und traten die Flucht an“, berichtete Staatsanwältin Schäfers. Zuvor sollen sie noch die Tasche des Opfers mit Kopfhörern, Geld und Pass an sich genommen haben. Auch interessant: Messerattacke in Bielefeld: Verdächtiger läuft Mordermittlern zufällig in die Arme Die beiden Freunde auf der Anklagebank tauschten am Dienstag im Gerichtssaal schüchterne, verstohlene Blicke aus. Fragen der Vorsitzenden Richterin Verena Willeke beantworteten sie mit kurzen, leisen Worten. Zu den Tatvorwürfen wollen sich beide aber erst beim nächsten Verhandlungstag äußern. Das kündigten ihre Strafverteidiger an. Der Prozess wird mit den Aussagen der beiden 20-Jährigen am Freitag fortgesetzt.

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