20-jähriger Bielefelder gesteht blutige Messerattacke am Neuen Rathaus

Bielefeld. Davon, dass es gleich sechs Stiche waren, die seinen Kontrahenten getroffen hatten, will der Hauptangeklagte erst erfahren haben, als er die Ermittlungsakte gelesen habe: In der Nacht auf den 18. August war ein 21-jähriger Mann vor dem Neuen Rathaus durch mehrere Messerstiche lebensgefährlich verletzt worden. Derzeit müssen sich zwei 20-jährige Bielefelder vor dem Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen einen versuchten Mord vor. Nun berichtete der Hauptangeklagte über das, was sich an jenem Abend aus seiner Sicht ereignet hatte. &bdquo;Da muss ich etwas weiter ausholen“, sagte der Hauptangeklagte A. zu Beginn seiner Ausführungen. Er habe das spätere Tatopfer Valentin W. (Name geändert) bereits vor längerer Zeit flüchtig über gemeinsame Freunde kennengelernt. Allerdings habe er mit dem gebürtigen Bulgaren wenig zu tun gehabt. Etwas später habe er ihn dann im Jugendknast in Herford wiedergetroffen. Jedoch sei W. bald darauf in eine andere Haftanstalt verlegt worden. Dafür sei er etwas später mit zwei mittlerweile in Herford inhaftierten ehemaligen Mittätern von W. - gemeinsam hatten diese eine Serie von Einbruchsdiebstählen begangen - ins Gespräch gekommen. Sie hätten berichtet, dass W. sie vor Gericht &bdquo;in die Pfanne gehauen“ habe. Am Tattag habe er, so der 20-Jährige, mit seinem damals besten Freund, dem jetzt ebenfalls angeklagten E., zwei Flaschen Wodka geleert und etwa ein Gramm Kokain konsumiert. Am späteren Abend hätten sich beide schließlich am Neue Rathaus aufgehalten, als plötzlich Valentin W. hinzugekommen sei und gefragt habe, ob man ihm mit einer Powerbank aushelfen könne. Die Aussage des Täters weicht von der Anklage ab &bdquo;Ich habe ihn wiedererkannt“, führte A. weiter aus, &bdquo;und fragte ihn, ob er nicht derjenige“ sei, der damals seine Mittäter verpfiffen habe. Valentin W. habe dieses sogar bejaht, woraufhin A. ihn nach eigenen Angaben gebeten haben will, sich wieder wegzubegeben. Der 21-Jährige sei dieser Aufforderung auch gefolgt. Mehr zum Fall: Messerattacke schockierte Bielefeld: Helfer rettete 21-Jährigem das Leben Spätestens hier gehen die Darstellung des Bielefelders und die Anklage der Staatsanwaltschaft deutlich auseinander: Die Ermittler gehen davon aus, dass das vorgenannte Gespräch bereits mit erheblicher Aggressivität seitens der Angeklagten geführt worden war und dass diese im Anschluss W. in eine Falle locken und töten wollten, um den Verrat an dessen ehemaligen Mittätern zu rächen. Doch berichtet A. eine gänzlich andere Version. Etwa eine halbe Stunde nach dem Aufeinandertreffen habe er sich mit seinem Kumpel E. auf den Heimweg machen wollen, als sie hinter sich Gelächter hörten: &bdquo;Ich drehte mich um und sah W. mit einem Begleiter. Da ich ziemlich betrunken war, dachte ich, sie machten sich über uns lustig. Ich fragte ihn, ob er ein Problem habe.“ Wie es zur Festnahme kam: Messerattacke in Bielefeld: Verdächtiger läuft Mordermittlern zufällig in die Arme Auf Beleidigungen soll die Eskalation gefolgt sein Der Angesprochene habe ihm dann die gleiche Frage gestellt und die Angelegenheit habe sich hochgeschaukelt. &bdquo;Wir haben uns gegenseitig beleidigt. Schließlich fragte W., ob ich mich deswegen schlagen wolle. Da ich zu betrunken war, habe ich geantwortet, dass ich dann auch ein Messer einsetzen würde“, sagte der 20-Jährige vor Gericht. Er habe sodann ein Messer aus seiner Jackentasche gezogen und vor den Augen von W. aufgeklappt. &bdquo;Ich dachte doch, dass er dann nicht auf mich losgehen würde. Ich habe noch nie jemanden mit einem Messer verletzt“, fuhr A. fort. Als W. dennoch einen Schritt auf ihn zugegangen sei, habe er zugestochen - doch könne er sich nur an einen Stich erinnern. Dann seien beide Männer zu Boden gegangen. &bdquo;Ich habe wahllos mit dem Messer herumgefuchtelt und habe dabei noch E. am Bein verletzt“, sagte der 20-Jährige. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld Sein Freund habe ihn nach ein paar Sekunden hochgezogen, er habe sich dabei noch selber an einem Finger verletzt. Das Messer habe er liegen gelassen und stattdessen die Tasche von W. an sich genommen. Dann seien er und E. geflohen. Zwei Tage später sei er mit seiner Verletzung beim Arzt gewesen: &bdquo;Da bin ich dann verhaftet worden.“ Das Opfer konnte damals durch eine Notoperation gerettet werden. Der Prozess wird am Montag, 17. Februar, fortgesetzt.

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