Bielefeld. Der Ortsteil Windflöte in Bielefeld-Senne mit seinen jetzt rund 21.000 Einwohnern soll wachsen, und das auf lange Sicht nicht zu knapp. Wohngebiete sind geplant ebenso wie Gewerbegebiete, unter anderem in der Nähe des Autobahnkreuzes. Für große und kleinere Betriebe könnte es neue Flächen geben. Gleichzeitig soll es nicht an Grünflächen, Gelegenheiten für Spiel und Sport und neuen Treffpunkten mangeln und Rücksicht auf die örtliche Biodiversität und das Waldbiotop genommen werden.
Grobe Überlegungen gehen davon aus, dass zwischen 62 und 84 Hektar in einem interkommunalen Gewerbegebiet mit dem Nachbarn Verl entstehen könnten. Beim Wohnen könnten rund um Buschkampstraße, Postheide und Lohmannsweg, wo bislang weitgehend landwirtschaftliche Fläche vorherrscht, auf 46 Hektar Wohnhäuser entstehen. Allerdings dürfen die Planer schon jetzt mit Widerständen rechnen, vor allem der Naturschützer.
Kurzfristig sollen bestehende Gebäude saniert werden, mittelfristig sind Ergänzungen innerhalb der bestehenden Gebiete geplant, langfristig soll die Windflöte sich nach Süden und Osten deutlich ausdehnen, östlich bis zur A2. Dabei wurden allerdings Vorschläge für Flächen entwickelt, die sich in Privatbesitz befinden und bei denen nicht klar ist, ob sie zur Verfügung stehen.
Lesenswert: Unbekannte entsorgen auffälligen Bauschutt in Bielefelder Naturschutzgebiet
Beginn für neue Wohnflächen in Bielefeld frühestens in fünf Jahren

Um den Sennern das Konzept, den aktuellen Stand und geplante Maßnahmen zu präsentieren, gab es nun eine erneute Informationsveranstaltung in der Grundschule Windflöte. Christine Thenhaus, Temleiterin „Gesamträumliche Planung“ der Stadt Bielefeld, und Holger Hoffschröer, Stadtplaner der „Reicher Haase Assoziierte GmbH“, präsentierten die Entwürfe und traten mit den Anwesenden für Fragen und Hinweise in Dialog. Ebenfalls mit dabei war Bauamtsleiter Lars Bielefeld.
Passt zum Thema: Reger Verkehr – Bielefelds einzige Grünbrücke an der A33 wird 15 Jahre alt
Die Referenten stellten ein Konzept vor, das die Dortmunder Stadtplaner von „Reiche Haase“ im Auftrag des städtischen Bauamtes erarbeitet haben. Die Veranstaltung war gut besucht, die Senner zeigten sich interessiert, brachten allerdings in ihren Nachfragen auch einige Sorgen zum Ausdruck.Wie genau die Erweiterungen aussehen sollen, ist noch nicht in Stein gemeißelt. Hoffschröer zeigte den Bürgerinnen und Bürgern mehrere mögliche Varianten. Viele der Flächen, die genutzt werden können, gehören aktuell Privatbesitzern. Mit einigen sind die Planungsverantwortlichen bereits in Kontakt getreten.
Ziel: Kompakte, nachhaltige, behutsame Entwicklung der Windflöte
Mehrere Gesichtspunkte sollen oder müssen allerdings in jedem Fall beachtet werden. Beim Entwickeln neuer Siedlungsflächen soll, so Hoffschröer „behutsam, nachhaltig und möglichst kompakt“ vorgegangen werden, mit wenig Zerstörung der natürlichen Grundlagen. Unter anderem muss die in NRW vom Aussterben bedrohte Knoblauchkröte geschützt werden.

Lesen Sie auch: Wohnen in Bielefeld – Genossenschaft sucht dringend Handwerker
Für Trockenheit muss Wasser gespeichert, bei Starkregen muss es abgeführt werden können. Bezahlbares Wohnen soll gefördert werden, ebenso altersgerechtes Wohnen. Eines der Ziele ist „erlebbare Landschaft“ mit Freiraum, Grünflächen, Treffpunkten und Spiel- und Sportangeboten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.Bestehende Zentren und Treffpunkte sollen gefördert, weitere geschaffen werden. Auch haben die Verantwortlichen den Wunsch nach einem Drogeriemarkt und einem Vollsortimenter auf dem Schirm. Diese und andere Anregungen gab es bei einer Öffentlichkeitsveranstaltung zum selben Thema vor etwa einem Jahr.
Neue Gewerbegebiet müssten „sinnvoll an die A33 angeschlossen werden“
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Mobilität. In der Planung wollen Christine Thenhaus und Holger Hoffschröer sowohl Möglichkeiten für den Auto- als auch für Bus- und Radverkehr schaffen. Ein weiteres mögliches Konzept, das etabliert werden soll, ist das Carsharing. Insbesondere die Gewerbegebiete müssen sinnvoll an die A33 angeschlossen werden, ohne dass große Lastwagen durch Wohngebiete donnern. Außerdem müssten Altlasten berücksichtigt werden, wenn beispielsweise der Boden in Folge der vorherigen Nutzung durch Gefahrenstoffe belastet oder in seiner Tragfähigkeit eingeschränkt sei.
Auch interessant: Diese Bäckerei im Bielefelder Süden hat für immer geschlossen
Die Fragen der Senner Bürger waren vielfältig: Reichen die Kapazitäten der Schule, wenn neue Wohngebiete hinzukommen? Die Grundschule könne womöglich noch um einen Zug erweitert werden, dann allerdings seien die Kapazitäten erschöpft. Aus diesem Grund sei die zeitliche Planung darauf ausgelegt, nicht alles gleichzeitig in Angriff zu nehmen, sondern Stück für Stück. Was bedeutet kurzfristig, mittelfristig und langfristig, in Bezug auf die Planung? Hier können Thenhaus und Hoffschröer noch keine genauen Angaben machen, da nach wie vor Änderungen möglich und manche Variablen nicht geklärt sind.
Neue Wohnflächen könnten frühestens in fünf Jahren begonnen werden
Thenhaus allerdings geht davon aus, dass weitere Wohnflächen frühestens in fünf Jahren in Angriff genommen werden können, Gewerbeflächen tendenziell später. Weitere Fragen drehten sich um Naturschutz, Lärmschutz und Verkehrsregelung. Bei manchen Punkten können Thenhaus und Hoffschröer noch keine genauen Angaben machen, versichern allerdings, dass diese in der Planung berücksichtigt werden.
Lesen Sie auch: Mit Geheimtipps: Die teuersten und die günstigsten Wohnviertel in Bielefeld Einige Besucher blieben noch etwas länger, nahmen das aushängende Struktur- und Nutzungskonzept genauer unter die Lupe und unterhielten sich weiter mit den Verantwortlichen.
📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld