Bielefeld: Jahrhundertealter Hof wird zum Schnäppchenpreis verkauft

Bielefeld. Schon die Anfahrt ist ein unerwartetes Abenteuer. Wer zum Hof Flöthmann am Fechterweg in Senne will, muss über einen holprigen Sandweg, der in diesen Wintertagen von Pfützen übersät ist. In einem Hain mit knorrigen alten Eichen verbergen sich dann neben dem fast 200 Jahre alten Fachwerkhof von 1832 die Scheunen und Ställe aus verschiedenen Jahrzehnten. Riesige Brombeerbüsche wuchern über die Wege, ihre Ranken versperren die Zugänge. Es wirkt gespenstisch hier, das Anwesen ist seit fast 14 Jahren verlassen, die Gebäude sind ungenutzt. Alles ist in zweifelhaftem Zustand. Eine Fertiggarage, vollkommen von Efeu überwachsen, ist wohl das neueste Gebäude des einsamen Gehöfts. Ein prominenter Landwirt aus der Nachbarschaft hat das Flöthmann-Gehöft nun bei einer Zwangsversteigerung erworben – mitsamt fast 90.000 Quadratmetern Grund und Boden in drei Parzellen. &bdquo;Ich bin an den Flächen interessiert“, versicherte der neue Eigentümer, dessen Betrieb etwa für Spargel und Kartoffeln bekannt ist, unmittelbar nach der Versteigerung. Was er mit den maroden Hofgebäuden anstellen will, vermochte er allerdings noch nicht zu sagen. Zu dem Flöthmann-Hof gehören auch ein kleineres eingeschossiges Fachwerk-Kötterhaus mit 87 Quadratmetern Wohnfläche, das sich dem Gutachter zufolge wie das Haupthaus in einem &bdquo;desolaten Zustand“ befindet (&bdquo;zur Nutzung wäre eine Kernsanierung erforderlich“), sowie ein noch kleineres Einfamilienhaus mit nur 74 Quadratmetern Wohnfläche am nahe gelegenen Nordfeldweg, das noch bewohnt wird. 📱News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Die 17 Miteigentümer und Erben der Immobilien hatten sich in der Vergangenheit offenbar nicht einigen können, wie der einst noch größere Resthof nun verwertet werden sollte. Rechtspfleger Christian Wintermeyer hatte bei der von einem der Miteigentümer angemeldeten Zwangsversteigerung nun die Aufgabe, für das Anwesen einen &bdquo;meistbietenden“ neuen Eigentümer zu finden. Hier finden Sie die aktuellen Zwangsversteigerungstermine in Bielefeld Zahlreiche Interessierte drängen in den Gerichtssaal Schon vor der Versteigerung hatten sich die Mitglieder der Eigentümergemeinschaft gefragt: Würde einer der Erben selbst ein Gebot abgeben? Würden Vertreter der Stadt sich interessieren? Oder könnte ein Investor auftreten, der insgeheim auf eine spätere Umwandlung der im baurechtlichen Außenbereich gelegenen landwirtschaftlichen Grundstücke in ein Wohn- oder Gewerbegebiet spekuliert? Immerhin liegen die versteigerten Immobilien in direkter Nachbarschaft zum Neubau-Wohngebiet Breipohls Hof und auf der anderen Seite unweit verschiedener Gewerbegebiete. Tatsächlich drängten in den kleinen Saal 18 des Bielefelder Amtsgerichts zur Versteigerung gut 30 Interessierte, Beteiligte und Beobachter – eine recht große Zahl an Menschen, wie Wintermeyer feststellte. Auch einige Mitglieder der verzweigten Alteigentümer-Familie, in deren Besitz der Hof 1899 gekommen war, fanden sich ein. Nachdem Wintermeyer den veranschlagten Verkehrswert des Gesamtpaketes auf 835.000 Euro und das geringste zulässige Gebot auf 17.000 Euro beziffert hatte, fand sich schnell ein zur Familie gehörendes Ehepaar, das 430.000 Euro bot und damit den Mindestpreis vorgab. Danach tat sich lange nichts. Als Auktionator versucht Wintermeyer, die Interessierten zum Handeln zu bewegen: &bdquo;Es bringt nichts, bis zur letzten Minute zu warten“, ermuntert er die Anwesenden. Aber alle halten sich zurück und schweigen hartnäckig. Zwei Bieter wollen irgendwann das erste Gebot hochschrauben, sie können die geforderte Sicherheitsleistung – zehn Prozent vom Verkehrswert - jedoch nicht hinterlegen. Ihre Gebote werden zurückgewiesen. Erst kurz vor Ablauf der Frist entspinnt sich doch noch das erwartete Bieterduell: Ein Bauer aus der Senner Nachbarschaft überbietet das Ehepaar. In einem guten Dutzend Zwischenschritten steigt der Preis, am Ende sind es 610.000 Euro. Mit diesem Gebot erwirbt der Bielefelder Landwirt schließlich neun Hektar Land in Stadtnähe samt der hinfälligen Gebäude. Ein Schnäppchenpreis von nur 73 Prozent des Verkehrswertes. Aber keiner der bisherigen Miteigentümer beklagt sich. Der stolze Meistbietende erntet freundliche Gratulationen und Glückwünsche. Zum Thema: Bauen und Wohnen in Bielefeld – alle Nachrichten .responsive23-JwwjuN0icKDccEGq-map-zwangsversteigerung-in-senne { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-JwwjuN0icKDccEGq-map-zwangsversteigerung-in-senne { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-JwwjuN0icKDccEGq-map-zwangsversteigerung-in-senne { padding-top: 142.86%; } }

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