Not-Kita in Bielefelder Kirche: Schnelle Lösung für Kinder ohne Betreuungsplatz

Bielefeld. Bauteppich, Legokisten, Kuschelecke: Ein bisschen sieht’s schon nach Kita aus im Kreuzkirchen-Forum an der Altmühlstraße in Sennestadt. &bdquo;Kindertische und -stühle kommen die Tage“, berichtet Erzieherin Ina Salinger-Reynolds. Sie leitet den &bdquo;Igelbau“, eine zusätzliche Notgruppe der DRK-Kita &bdquo;Abenteuerland“ im benachbarten Neubaugebiet Schilling. Dort zieht sich die geplante Erweiterung hin – mit gravierenden Konsequenzen für einige Kinder. &bdquo;Sie haben aufgrund der in Sennestadt ohnehin sehr knappen Kapazitäten bisher keinen Platz bekommen, einige würden sonst ganz ohne Kita-Besuch im Sommer eingeschult werden“, berichten Kita-Leiterin Melanie Thomys und Dieter Haase aus dem Presbyterium der Kirchengemeinde Sennestadt. Als die Kirche von der Not erfuhr, sei die Idee entstanden, die 130 Jahre alte Kreuzkirche oder das 2012 gebaute Kreuzkirchen-Forum als Notstandort bereitzustellen. Nutzung durch Kita bringt Kirche Einnahmen &bdquo;Das Forum stellte sich als die beste Lösung heraus, ist aber auch verbunden mit Einschränkungen für die Gemeindegruppen“, berichtet Haase. Schon wieder: Denn die Johanniter hätten es während der Coronapandemie zwei Jahre lang als Testzentrum genutzt. Zwar kommt jeden Tag ein Reinigungsdienst, aber die Gruppen müssen ihre Tische, Stühle und Klavier und das, was sie sonst noch benötigen, jeweils ein- und wieder ausräumen. Andererseits bringt die Nutzung durch die Kita auch Mieteinnahmen. Und möglicherweise weitere positive Effekte für beide Seiten, so jetzt der Tenor bei der gemeinsamen Infoveranstaltung von Gemeinde, Stadt und DRK. Vielleicht habe jemand Lust, sich ehrenamtlich als Lese-Oma oder -Opa einzubringen, so die Einladung der Kita-Vertreterinnen. Die meisten der 25 Mädchen und Jungen, die jetzt seit Montag in der Notgruppe im Gemeindehaus von acht bis 14 Uhr betreut werden, kämen aus anderen Ländern, viele aus der Ukraine. &bdquo;Zur Not verständigen wir uns mit Händen und Füßen“, berichtet Salinger-Reynolds. Sie und ihre Kolleginnen hoffen, im Sommer, zum Start des neuen Kita-Jahres zum 1. August, in den Neubau der Kita &bdquo;Abenteuerland“ umziehen zu können. Dort soll es dann in zwei Häusern Platz für insgesamt 130 Kinder in sieben Gruppen geben. Vergleichsweise geringe Mieten in Bielefeld-Sennestadt &bdquo;Hier gibt es viel Zuzug, auch aufgrund der vergleichsweise geringen Mieten in Sennestadt“, ergänzt Thomys. Viele Familien hätten allerdings keinen Kitaplatz bekommen. Das hindere die Eltern daran, wieder in einen Job einzusteigen oder sich einen zu suchen. Das DRK sei der Kirchengemeinde sehr dankbar für die kurzfristige Hilfe. Kita in Kirchenräumen: Das bringe noch mal einen besonderen Kick mit sich, so Diana Strohbücker vom Jugendamt der Stadt. Aufgrund der sinkenden Bevölkerungszahlen im Bereich der unter sechsjährigen Kinder habe sich die Versorgungsquote auch in Sennestadt zum kommenden Kita-Jahr 2025/2026 deutlich verbessert, so Sozialdezernent Ingo Nürnberger auf Nachfrage. Sie betrage im gesamten Stadtbezirk 44,2 Prozent bei den unter Dreijährigen, inklusive der Kindertagespflege, und 102,8 Prozent bei den über Dreijährigen. Lesen Sie auch: &bdquo;Wird immer schlimmer“: Aktuelle Ausfall-Regelung macht Bielefelder Kita-Eltern wütend Im Kindergartenbezirk Sennestadt Nord seien es 34,5 Prozent bei den U3 (ohne Kindertagespflege) und 91,8 Prozent bei den Ü3. Hier seien bereits zwei Gruppen durch eine Aufstockung der Thomas-Morus-Kita hinzugekommen, und eine weitere Kita ist in Planung. Im Kindergartenbezirk Sennestadt Süd seien es 43,4 Prozent bei den U3 (ohne Kindertagespflege) und 115,5 Prozent bei den Ü3. &bdquo;Hier wurde die Erweiterung der Kita Abenteuerland auf dem Schillinggelände bereits berücksichtigt“, ergänzt Nürnberger. 60 Grundstücke im Baugebiet im Bielefelder Süden Corona, Ukrainekrieg, Explosion der Energiepreise: Die Gründe, warum sich das geplante Bauprojekt auf dem Gelände der früheren Eisengießerei mit Kita und Wohnungen sehr schleppend angelaufen ist, seien vielfältig, so Bezirksbürgermeister Lars Nockemann bei der Infoveranstaltung im Kirchenforum. Aber die Notlösung habe auch &bdquo;ein absolut positives Geschmäckle“. Kita in einer Kirche, zwei Instanzen, die aufeinander zugingen: Das sei in dieser Form in Bielefeld erstmalig der Fall, in England hingegen bereits üblich. Er sei zuversichtlich, dass es mit dem Einzugstermin in den Neubau zum 1. August klappt. &bdquo;Von außen sieht es vielleicht noch nicht so aus, aber in den Innenräumen passiert ganz viel“, berichtet Nockemann. Die insgesamt 60 Grundstücke in dem Baugebiet gehören der Sennestadt GmbH. Nachdem die Entwicklung stockte, hat im November die Sparkasse die Vermarktung übernommen.

Meistgelesen