Bielefeld. Es ist die Horrorvorstellung vieler Frauen. Sie sind in der Nacht unterwegs und bemerken plötzlich, dass sie von einem unbekannten Mann verfolgt werden. Genau das ist nach Angaben der Polizei jetzt einer Bielefelderin in Brake passiert.
Der Unbekannte soll der Frau am Sonntag, 1. Dezember, gegen Mitternacht gefolgt sein, als diese sich vom Weihnachtsmarkt vor der Kirche, Braker Straße, aus auf den Heimweg machte. „Sie bemerkte sofort, wie ihr jemand hinterherging“, berichtet Polizeisprecher Michael Kötter.
In Höhe der Spiekeroogstraße schloss der Verfolger zu ihr auf und berührte sie gegen 0.05 Uhr von hinten. Doch die Bielefelderin reagierte erstklassig: Sie drehte sich um und schlug ihrem Verfolger unvermittelt mit der Faust ins Gesicht. Männer, die in solchen Momenten ihre vermeintliche Macht gegenüber ihren Opfern auskosten wollen, verlieren durch so eine Gegenwehr jeden Fokus auf ihr Tun.
Gegenwehr passt nicht in die Machtfantasie der Täter
Sicherheitsexpertinnen raten Frauen in solchen Fällen deshalb immer zu einem selbstbewussten, lautstarken und – wenn es möglich ist – wehrhaftem Auftreten. Gegenwehr passt nicht in das Bild, dass sich die Täter in ihrer Vorstellung ausgemalt haben. Auch müssen Sie in der Regel keine Angst vor einer Gewalteskalation haben.
Studien belegen, dass Gegenwehr das Aggressionspotenzial der Täter nicht erhöht. „Im Kopf des Täters läuft ein Film ab, eine Machtfantasie. Wer die durch Schreien, Kratzen oder Beißen unterbricht, zerreißt auch seinen Film“, berichtete eine Bielefelder Kripoexpertin bereits 2012. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Das belegt auch die Reaktion des Verfolgers in diesem Fall. Er drehte ab und verschwand.
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Die Bielefelderin informierte daraufhin die Leitstelle der Polizei. Mehrere Streifenwagen eilten daraufhin nach Brake, wo die Fahndung rund um den Tatort aber ergebnislos endete. Was der Mann möglicherweise zum Ziel hatte, ist bisher unklar.
Der Gesuchte hat Glatze und trug ein dickes Karo-Hemd
Nun hofft die Kripo auf sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung zu dem Tatverdächtigen (1,70 Meter, Glatze, sehr kurze Haare, kräftige Statur, mitteleuropäisches Aussehen). Zum Tatzeitpunkt trug er ein dickeres, hell kariertes Hemd. Hinweise zu dem Gesuchten erbittet das Kriminalkommissariat 14 unter Tel. 0521 5450.
Brake war im Februar 2024 sogar Schauplatz eines ähnlichen Vorfalls, der sogar in einer versuchten Vergewaltigung mündete. Damals hatte sich ein Mann in der Nacht eine 21-jährige Frau im Zug ausgeguckt und war ihr vom Bahnhof Brake aus gefolgt. Er griff sie ebenfalls in der Nähe der Braker Kirche von hinten an, schlug der jungen Frau mehrfach ins Gesicht und versuchte sie zu vergewaltigen.
Auch in diesem Fall beendete die massive Gegenwehr der 21-Jährigen seine „Machtfantasie“. Der Täter ergriff ebenfalls die Flucht. Die 21-Jährige blieb mit einer gebrochenen Nase und einem abgeschlagenen Schneidezahn zurück. Die Kripo suchte den Täter später mithilfe von Fahndungsfotos.
Am Ende konnte der 42-Jährige im März durch einen Abgleich der am Tatort gefundenen DNA mit einer internationalen Verbrecher-Datenbank identifiziert und wenig später in Hamburg festgenommen werden. Im September 2024 hatte er die Tat gestanden.
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