Bielefelds heimlicher Möbel-Gigant stemmt sich gegen die Krise

Bielefeld. Frank Stratmann macht das, was kluge Chefs in schwierigen Zeiten tun: Er versucht, Optimismus und gute Laune zu verbreiten. Nach der Sonderkonjunktur, von der die Möbelbranche in der Coronakrise profitierte, sei nun wieder Normalität eingekehrt, sprich: Die Umsätze sind wieder deutlich gesunken. Doch den etwa 165 Mitgliedern, die sich dem von Stratmann geführten &bdquo;Einrichtungspartnerring VME“ angeschlossen haben, gehe es in Anbetracht der Umstände noch recht gut, betont Stratmann am Rande der in Bielefeld abgehaltenen &bdquo;Neuheitenmesse“ des Verbunds. Die Einrichtungspartnerring VME GmbH & Co. KG (112 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen) ist eine der größten Möbeleinkaufs-Kooperationen Deutschlands mit Sitz in Bielefeld. Die Kooperation verschafft Möbelhändlern durch die Bündelung der Bestellungen gute Konditionen bei Herstellern und bietet weitere Services zum Beispiel durch Eigenmarken und IT-Bausteine. Die Mitglieder des Verbunds verfügen über insgesamt rund 400 Möbelhäuser in Deutschland und Nachbarländern wie den Niederlanden, Österreich oder der Schweiz – Geschäfte mit einem Außenumsatz von geschätzt 3,6 Milliarden Euro. Die &bdquo;Umstände“ jedoch, die haben sich für alle eingetrübt: Während in der Coronakrise viele Menschen Lust bekamen, ihr Zuhause neu einzurichten, ist die Konsumfreude jetzt getrübt durch gestiegene Kreditzinsen, die Inflation und die Verunsicherung wegen des Krieges in der Ukraine. &bdquo;Auch die anhaltende Bauflaute macht uns zu schaffen“, sagt Stratmann und nennt zuerst die Küchenmöbler als Betroffene - obwohl viele von ihnen die Einbußen durch ein starkes Exportgeschäft kompensieren könnten. Umsätze gesunken, aber Marktposition ausgebaut In den Büchern des Einrichtungspartnerrings VME seien die zentralregulierten Umsätze von rekordhohen 1,43 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf 1,238 Milliarden Euro 2023 gesunken. Weitere 13 Prozent vom Umsatz auf gut 1,07 Milliarden Euro dürften 2024 verloren gehen, befürchtet Stratmann. Unter dem Strich habe der Bielefelder VME-Verbund in den vergangenen Jahren aber seine Marktposition ausgebaut. Zwar gäbe es einerseits Riesen wie die Lutz-Gruppe, Ikea oder die Einkaufskooperation Begros, zu der auch Porta-Möbel gehört. Andererseits hätten sich kleinere Einkaufskooperationen wie Atlas oder Union ganz aus dem Markt verabschiedet. Die größten Probleme mit der Flaute habe unterdessen derzeit die Möbelindustrie: &bdquo;Wir wissen, dass zahlreiche Hersteller unter Druck geraten sind“, sagt Stratmann, der seit 15 Jahren Hauptgeschäftsführer des Einrichtungspartnerrings VME ist. Der 58-Jährige drückt diplomatisch aus, was auf Messen wie der in Bielefeld ein Gesprächsthema unter Branchenkennern ist: Etliche Möbelhersteller sind in Schieflage, zuletzt musste der renommierte Schlaf- und Wohnzimmermöbelproduzent Loddenkemper aus Oelde Mitte November einen Insolvenzantrag stellen. Auf der alljährlich stattfindenden Messe, auf der die Hersteller überwiegend Neuheiten zeigen sollen (&bdquo;dabei sind die Preise von uns endverhandelt und für alle Mitglieder gleich“), hätten sich in diesem Jahr mehr als 90 Aussteller auf den 12.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche präsentiert. 600 bis 700 Vertreter von Handelsunternehmen seien dafür nach Bielefeld gekommen. Neue Marke &bdquo;Roomio“ schon in 90 Möbelhäusern Neben etlichen Fremdmarken sind vor allem auch die Eigenmarken des Einrichtungspartnerrings ins rechte Licht gerückt worden: Die Vollprogramm-Marke Interliving, die von Schränken und Tischen bis hin zu Polstermöbeln und Küchen ein breites Sortiment bietet. Die an jüngere Kunden gerichtete &bdquo;trendige“ Marke Trendhopper, bei der Individualisierung und Maßfertigung großgeschrieben werden. Die Küchen-Eigenmarke Culineo. Und die neue Marke &bdquo;Roomio“, die auf den günstigen Preiseinstiegsbereich abzielt. Diese Eigenmarke sei erst im März 2024 vorgestellt worden und werde schon an 90 Standorten der Mitglieder verkauft, sagt Stratmann stolz. &bdquo;Wir können den Krieg nicht stoppen und die Rezession nicht beenden“, weiß Stratmann. Aber mit neuen Modellen und neuen Farben könne die Branche Impulse geben und den Kunden und Kundinnen Lust aufs Einrichten des eigenen Zuhauses geben. Stratmann glaubt, dass es gelingen kann, Mut und Aufbruchsstimmung zu verbreiten. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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