Aus für sozialen Dienstleister

Schließung von Bielefelder Wohnhilfe sorgt für Unruhe

Die Gewerkschaft kritisiert mangelnde Transparenz des Vorstands der Lebenshilfe. Die wiederum betont wirtschaftliche Notwendigkeit und sucht Lösungen für Betroffene.

In diesem Haus an der Bielefelder Kimbernstraße in Brackwede betreibt die Ambulante Wohnhilfe mehrere Wohnungen. | © Peter Unger

Eike J. Horstmann
02.11.2024 | 02.11.2024, 17:22

Bielefeld. Die Ambulante Wohnhilfen gGmbH (AWH), ein Tochterunternehmen der Wohnen & mehr GmbH unter dem Dach der Lebenshilfe Bielefeld, steht vor der Schließung. Wie den Mitarbeitern und den Bewohnern mitgeteilt wurde, ist das Ende der Einrichtung für den 1. Februar des kommenden Jahres geplant.

Von dem Schritt sind neun Mitarbeiter und 27 Leistungsberechtigte betroffen. Während der Vorstand der Lebenshilfe die Schließung als schwierige Entscheidung und als Teil einer „akut notwendigen Sanierung“ beschreibt, kritisiert die Gewerkschaft Verdi die Entscheidung und vor allem das Vorgehen des Vorstandes scharf.

Verdi gibt an, dass die Mitarbeiter erst Mitte Oktober von der Geschäftsführung über die Schließungspläne informiert worden seien. „Die Mitteilung ist wie ein Paukenschlag bei uns eingegangen“, sagt Gewerkschaftssekretärin Nicole Krug.

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Noch im Juni stand die Bielefelder AWH gut da

„Es gab bislang keine Anzeichen dafür, dass diese Überlegungen im Raum standen.“ Noch im Juni habe es Gespräche gegeben, in denen es keinen Hinweis auf eine solche Entwicklung gegeben hätte. „Es ging viel mehr darum, wie die Beschäftigten in den bestehenden Haustarifvertrag der Wohnen&mehr GmbH überführt werden können“, so Krug.

Krug kritisiert vor allem die mangelnde Transparenz gegenüber den Mitarbeitern und den Leistungsberechtigten. „Hier mangelt es an Kommunikation und Wertschätzung“, so die Gewerkschafterin. Sie fordert, dass der Vorstand der Lebenshilfe schnellstmöglich den Betroffenen gleichwertige Leistungsangebote schafft und den Mitarbeitern eine tragfähige Lösung anbietet.

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Die deutlichen Worte Krugs treffen bei der Lebenshilfe auf Unverständnis. „Man hat offen und sensibel mit allen Betroffenen geredet“, sagt Lebenshilfe-Sprecher Andreas Valentin, der die Vorwürfe der Gewerkschaft entschieden zurückweist. Es habe sehr wohl schon im Vorfeld der Ankündigung Mitte Oktober Gespräche darüber gegeben, dass die AWH geschlossen werden müsse. Auch habe der Vorstand in einem ausführlichen Schreiben alle Mitarbeiter der Lebenshilfe über die Entwicklung informiert. „Das ist alles nicht aus heiterem Himmel gekommen“, sagt Valentin.

Der Lebenshilfe Vorstand Olaf Heilig und Jana Ruth Marnitz hatte sich im Oktober mit einem Brief an die gesamte Belegschaft gewandt. - © Lebenshilfe Bielefeld
Der Lebenshilfe Vorstand Olaf Heilig und Jana Ruth Marnitz hatte sich im Oktober mit einem Brief an die gesamte Belegschaft gewandt. | © Lebenshilfe Bielefeld

Zudem würden bereits mit mehreren der betroffenen Mitarbeiter Gespräche bezüglich einer Übernahme in die Wohnen&mehr GmbH geführt. Auch um die Bewohner werde sich gekümmert: Der Vorstand der Lebenshilfe versichert, dass man für alle ein „gleichwertiges Leistungsangebot bei einem anderen Träger“ suchen werde. „Es muss niemand Sorge haben, ohne Unterstützungsleistung dazustehen.“

Die Lebenshilfe begründet die geplante Schließung der Ambulanten Wohnhilfe mit der fehlenden wirtschaftlichen Tragfähigkeit der 2015 ins Leben gerufenen Gesellschaft, die ambulante Leistungen für Menschen mit Unterstützungsbedarf anbietet. „Die Schließung fällt schwer, aber in der bisherigen Größe und Aufstellung hat die AWH keine Aussicht auf auskömmliche und damit stabile Verhältnisse“, heißt es vom Vorstand. Zudem würden durch eine Verschlankung der Strukturen die Hauptgesellschaften wie Wohnen&mehr gestärkt.