Bielefelder Wirtschaftsexpertin: Männerdomäne? „Das hat mich nie gestört“

Bielefeld. Brigitte Meier ist seit fast 30 Jahren fester Bestandteil der Bielefelder Wirtschaft. Als Prokuristin der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEGE) kennt sie nahezu jeder, der ein eigenes Unternehmen führt. Als Bindeglied zwischen Wirtschaft und Stadt konnte sie in vielen Projekten ihre Expertise zeigen und somit entscheidend dazu beitragen, Bielefeld als Wirtschaftsstandort zu prägen. Im Interview verrät sie, wie sie sich in einer Männerdomäne behaupten konnte und wie sich die Wirtschaftsförderung im Laufe der Jahre verändert hat. Frau Meier, wie hat Ihre Karriere in der Wirtschaftsförderung begonnen, und was hat Sie ursprünglich dazu bewegt, in diesem Bereich tätig zu werden? Brigitte Meier: Ich wollte schon immer hinter die Kulissen schauen und wissen, wie so etwas gemanagt wird. Zunächst habe ich Soziologie studiert und elf Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Soziologie und der Fakultät für Gesundheitswissenschaften in Gründung gearbeitet. Meine Aufgabe war es, Wissenschaft und Praxis im Bereich Gesundheit zusammenzubringen. Da habe ich schnell gemerkt, dass mir das Brückenbauen enorm viel Spaß macht. Als dann die Stellenausschreibung für den Aufbau von Netzwerken in der Wirtschaftsförderung kam, wusste ich schnell: Das wird mein Traumberuf – und habe seitdem keine Sekunde daran gezweifelt. Wie sind Sie als junge Frau in den Beruf gestartet? Meier: Als 1995 das Amt für Wirtschaftsförderung in eine GmbH ausgelagert wurde, kamen meine überwiegend männlichen Kollegen aus der Stadtverwaltung und kümmerten sich intensiv um Gewerbeflächen und Standortfragen der Unternehmen. Netzwerkbildung und der Austausch zwischen Hochschulen und Unternehmen gab es damals noch nicht, das war eine ganz neue Art der Vorgehensweise in der Wirtschaftsförderung. Mein erstes Projekt war die Vernetzung der Gesundheitsbranche, sodass ich das Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft (ZIG) gründete. Wie gehen Sie bei neuen Projekten vor? Meier: Ich habe immer mit einer Fragestellung begonnen: Was sind die kleinen oder größeren Probleme, die die Unternehmen beschäftigen? In der Bielefelder IT-Branche gab es Anfang der 2000-er Jahre einen großen Mangel an Fachkräften, das einte die Firmen. Sie wollten einerseits bekannter werden, besonders für angehende Arbeitnehmer, und andererseits engere Kontakte an die Hochschulen knüpfen, denn da saßen die Nachwuchskräfte. Hierbei und bei anderen Themen konnten wir unterstützen. Lesen Sie dazu auch: Bielefeld bekommt ein riesiges Gewerbegebiet auf dem Acker direkt an der A2 In Ihrem Berufsleben hatten Sie es oft mit männerdominierten Branchen zu tun. Mussten Sie sich als Frau dort behaupten? Meier: Bis heute habe ich es häufig mit &bdquo;männerlastigen“ Konstellationen zu tun, egal in welchen Gremien oder Unternehmensrunden. Das hat mich nie gestört. Es war natürlich herausfordernd, aber ich hatte den Ehrgeiz, mich da entsprechend zu positionieren. Ich glaube, das ist mir durch meine fachliche Expertise auch gelungen. Sehen Sie in diesem Bereich eine Veränderung? Meier: Im Vergleich zu den Neunzigerjahren gibt es eine enorme Verbesserung. Heutzutage gibt es viel mehr Frauen, die auf Entscheidungspositionen sitzen, als früher. Frauenförderung am Arbeitsplatz empfinde ich als langsamen Prozess, jedoch auch als stetigen. Viele Frauen in der Wirtschaft berichten mir, dass sie keine Benachteiligung oder Diskriminierung erfahren würden. Das Thema kommt erst auf, wenn es darum geht, Leitungs- und Führungspositionen zu besetzen. Die Hauptverantwortlichkeit zur Kinderbetreuung liegt unterschwellig immer noch bei den Müttern, da gibt es noch viel zu tun. Dabei haben gerade Frauen ganz fantastische Fähigkeiten, Stichwort Empathie und Kommunikation (lacht). Was machen erfolgreiche Unternehmen aus Ihrer Sicht richtig? Meier: Sie verstehen es, auf jeder Klaviatur zu spielen. Diese Firmen wissen, wie Unternehmenskultur, Diversität, Nachhaltigkeit und Innovation gehen. Die Größe der Firma spielt dabei keine Rolle. Sie verstehen, was Wandel und Zeitgeist bedeuten. Diese Veränderungen müssen natürlich von der Führungsriege ausgehen und authentisch sein. Zudem eint sie eine Resilienz, sie sind strategisch weitsichtig und denken nicht nur in Zwei-Jahres-Rhythmen. Ich war immer sehr beeindruckt von &bdquo;unseren“ Unternehmen, wie krisenfest und zukunftsfähig sie sind. Gibt es ein Projekt, auf das Sie besonders stolz sind? Meier: Auf das Unternehmensnetzwerk &bdquo;Das kommt aus Bielefeld“, mein heimliches Lieblingsprojekt. Mit dem Projekt wollen wir noch bekannter machen, welche Marktführer, Marken und Produkte aus Bielefeld kommen und welche Unternehmen als attraktive Arbeitgeber innovativ und erfolgreich wirtschaften. Inzwischen hat sich das Projekt zu einem der größten Netzwerke für die Bielefelder Wirtschaft entwickelt. Lesen Sie dazu auch: Aufwärtstrend für Wirtschaft – Bielefelder Einkommen profitieren jedoch kaum Was sind Ihre Pläne und Wünsche für die Zukunft? Meier: Die Bielefelder Wirtschaft bleibt für mich weiterhin interessant. Zusätzlich werde ich mich ehrenamtlich im sozialen Bereich in meinem Stadtteil betätigen. Außerdem mache ich gerne Sport, das werde ich zukünftig noch ausbauen. Auch mit meinem Enkelkind, das in Leipzig wohnt, möchte ich viel Zeit verbringen. Darauf freue ich mich sehr. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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