Jahrhundertgift in Bielefelder Bach: Gefährlich hohe Belastung gemessen

Bielefeld. Was das Bielefelder Umweltamt jetzt auf Anfrage der Grünen der Senner Lokalpolitik mitteilte, klingt mehr als besorgniserregend: Im Reiherbach ist die giftige Chemikalie Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) in inzwischen mehreren &bdquo;Mess- bzw. Bewertungszyklen“ nachgewiesen worden - und das in hoher Menge. Als Ursache hat die Verwaltung die Kläranlage des Ökotech-Parks sowie &bdquo;diffuse Einträge“ aus dem Altlasten-Standort der ehemaligen Rieselfelder Windel im Stadtbezirk Senne ausgemacht. An einer Reduzierung der Einträge und der Verbesserung der Wasserqualität des Bachs werde gearbeitet, heißt es von der Verwaltung. PFOS-Substanzen sind Teile der sogenannten PFAS-, per- und polyfluorierte Alkylverbindungen. Die Gruppe umfasst mindestens 10.000 verschiedene Stoffe. In der Natur kommen die Chemikalien nicht vor. Sie sind sehr stabil, werden in der Umwelt bislang nicht abgebaut und reichern sich daher dort an – und das seit Jahrzehnten. Reiherbach in Bielefeld in schlechtem Zustand PFOS stehen im Verdacht, Krebs zu verursachen, sich negativ auf die Fortpflanzung auszuwirken und das Immunsystem zu schwächen. Dem Bundesumweltamt zufolge stecken die Ewig-Chemikalien bereits im Blut von fast jedem Menschen in Deutschland, aufgenommen vor allem durch Lebensmittel und Trinkwasser. Ein Jahrhundertgift. Lesen Sie auch: Am Reiherbach in Bielefeld: Dieses Denkmal verrottet In der Bundesrepublik sei die PFOS-Produktion mittlerweile eingestellt worden, betonen die Umweltfachleute. Mittlerweile würden nur noch Lagerbestände gemeldet. PFOS seien hierzulande seit den 1950er Jahren &bdquo;in unterschiedlichen technischen Prozessen und Produkten zur Oberflächenveredelung und in der Spezialchemie“ eingesetzt worden: in Feuerlöschschäumen etwa, in Textilien, Teppichen, Papier und Verpackungen. Inzwischen sei nur noch die Verwendung zur &bdquo;Sprühnebelunterdrückung“ beim nicht dekorativen Hartverchromen &bdquo;in geschlossenen Kreislaufsystemen“ erlaubt – jedenfalls bis 2025 noch. In Bielefeld gehört der Reiherbach zu den Hauptfundorten des Umweltgifts: Als einen &bdquo;sandgeprägten Tieflandbach“ mit einem Einzugsgebiet von 27 Quadratkilometern, definiert ihn das städtische Umweltamt, bei dem er als &bdquo;berichtspflichtiger Wasserkörper“ gegenüber der EU unter besonderer Beobachtung steht. Er ist aber nicht nur durch die PFOS belastet, sondern befindet sich insgesamt in einem schlechten ökologischen Zustand, so die städtischen Mitarbeiter. Darunter zu leiden haben besonders die Wasserlebewesen, etwa Insekten oder Fische. Gewässer wie der Reiherbach bis 2027 in einen &bdquo;guten Zustand“ zu versetzen ist Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Davon ist der Senner Bach weit entfernt – nicht nur wegen seiner Chemiefracht. .responsive23-jHytzncyiWVlUpZg-map-reiherbach-in-bielefeld { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-jHytzncyiWVlUpZg-map-reiherbach-in-bielefeld { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-jHytzncyiWVlUpZg-map-reiherbach-in-bielefeld { padding-top: 142.86%; } } Umweltamt hat mehrere Maßnahmen erarbeitet Das Umweltamt hat für das kleine Senner Fließgewässer gleich mehrere Maßnahmen erarbeitet. Um die ökologische Durchgängigkeit von der Quelle bis zur Mündung und die naturnahe Entwicklung zu verbessern, soll etwa die Trasse des Baches verändert werden. Im Fokus steht dabei derzeit besonders die Umgestaltung der Aue – und das schon seit Längerem. Auch die chemische Belastung soll verringert werden – wie genau, darüber hält sich das Amt, jedenfalls im Detail, bedeckt. Im &bdquo;aktuellen Bewirtschaftungsplan“ seien Maßnahmen zur Reduzierung der Belastungen in der Abwassereinleitung aus der Kläranlage des Ökotech-Parks vorgesehen, heißt es auf Nachfrage. Zudem soll der &bdquo;diffuse PFOS-Eintrag aus dem Altlasten-Standort“ minimiert werden – durch ein &bdquo;Konzept und resultierende Maßnahmen“. Im Bereich der &bdquo;Punktquellen“ der ehemaligen Rieselfelder seien zudem &bdquo;Optimierungen von Einleitstellen“ vorgesehen. Bereits im vergangenen Jahr hatte eine große internationale Recherche in Zusammenarbeit mit WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung herausgefunden, dass PFAS weitaus häufiger in Deutschland vorkommen als bisher bekannt – auch in Bielefeld. Dort wurden in der Lutter, in direkter Nähe zur Kläranlage Brake, und an zwei Stellen im Reiherbach eine zum Teil erhöhte Konzentration festgestellt. Auch im Kreis Gütersloh wurde das Rechercheteam an insgesamt zehn Stellen im fündig.

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