Werbegemeinschaft im Bielefelder Norden vor dem Aus – was das bedeutet

Bielefeld. &bdquo;Wir haben dreimal versucht, einen neuen Vorsitzenden zu finden“, berichtet Mike Bartels. Leider sei dies nicht gelungen. Einen klitzekleinen Hoffnungsschimmer sieht der Vorsitzende der Jöllenbecker Werbegemeinschaft jedoch noch: &bdquo; Wenn sich in den nächsten Wochen noch jemand finden sollte, können wir den Beschluss zurücknehmen.“ Wenn nicht, werde die Werbegemeinschaft im kommenden Jahr Geschichte sein. &bdquo;Die Auflösung ist beschlossen. Wir wickeln jetzt alles ab. Einen Termin beim Amtsgericht hatten wir noch nicht. Bis Ende Dezember bleibt der geschäftsführende Vorstand im Amt“, erläutert Bartels. Dabei seien die nötigen Positionen wie Beisitzer, Schriftführer und Kassenwart nach wie vor besetzt, alleine den Vorsitz möchte keiner übernehmen. Lesen Sie auch: Bewohner irritiert: Bielefeld bewertet Stadtteil-Zentrum als eines der schlechtesten der Stadt Rund 80 Mitglieder habe der Verein zurzeit. Als frisch gebackener Chef der Kaufleute verkündete Mike Bartels im Dezember 2013, dass die Jöllenbecker wieder eine vollständige Weihnachtsbeleuchtung erhalten sollten. Das liegt dem 64-Jährigen bis heute am Herzen. Er verspricht: &bdquo;Einen Tannenbaum auf dem Marktplatz und die Beleuchtung wird es auch dieses Jahr noch geben.“ 30.000 Besucher beim Jürmker Klön in Jöllenbeck Insgesamt zieht er ein durchwachsenes Fazit für den Verein: &bdquo;Wir haben viel Lehrgeld bezahlt. Es gab schöne und frustrierende Erlebnisse.“ An Ideen für Veranstaltungen habe es nie gemangelt. Ein Fehler sei gewesen, den &bdquo;Jürmker Klön“ 2012 umzubenennen. Die Idee für das Fest, das sich bald zu einem großen Event mit Leistungsschau, Kirmes, Frühschoppen, Talkshow und Modenschau sowie Auftritten bekannter Schlagerstars wie Tony Marshall und Roberto Blanco mauserte, wurde bereits 1979 geboren. Ein Jahr später gründete sich die Werbegemeinschaft. Der &bdquo;Klön“ entwickelte sich zum Highlight. 1985 sollen es rund 30.000 Besucherinnen und Besucher gewesen sein, die den beschaulichen Ort im Norden Bielefelds stürmten. Als dann ein neues Sicherheitskonzept kam, entstanden Defizite, die damals amtierende Werbegemeinschaft verzichtete auf die Kirmes und speckte das Programm ab. In Folge gab es den &bdquo;Jürmker Herbstmarkt“, der dann wegen der Coronakrise 2020 nicht mehr stattfand. Alleine der Heimatverein veranstaltet bis heute Rundgänge - und stattet dabei bekannte Gebäude mit Infotafeln aus. Einige Jahre gab es dann ein Erdbeerfest mit Picknick auf dem Marktplatz. Dort wurde eine Erdbeerkönigin gekürt. Es gab auch Preise für die schönste Tischdekoration. Auch eine Radtour &bdquo;Rund um Jürmke“ fand ihre Fans. In den vergangenen Jahren organisierten die Gewerbetreibenden die Musikreihe &bdquo;3 Klang“, die abwechselnd in der Marien- oder der Liebfrauenkirche stattfand. Kein Platz für Weihnachtsmarkt &bdquo;Die Entwicklung war zuletzt eigentlich wieder positiv. Es gab eine gute Zusammenarbeit mit den Sportvereinen und den Kirchengemeinden“, versichert Bartels. Dies sei eine Basis gewesen, &bdquo;auf der man sich bewegen kann.“ Weil es in der Vergangenheit immer Probleme mit dem Weihnachtsmarkt gegeben habe, habe dieser 2022 erstmals zwischen Gemeindehaus und Kirche stattgefunden – mit sehr positiver Resonanz. Im vergangenen Jahr sei dies nicht möglich gewesen, da der vierte Advent auf Heiligabend gefallen sei – und das Datum für die Jürmker gesetzt sei. Lesen Sie auch: Trotz langer Tradition: Beliebter Weihnachtsmarkt im Bielefelder Norden fällt aus Knackpunkt sei immer gewesen, dass der Wochenmarkt am Freitagnachmittag auf dem Marktplatz stattfinde. Alle Lösungsansätze wie Verkleinerung oder Auslagerung seien von der zuständigen Behörde abgelehnt worden. In diesem Jahr wäre auch kein Weihnachtsmarkt auf dem Kirchengelände möglich, weil das Gemeindehaus abgerissen werde. &bdquo;Ich habe in den vergangenen Wochen mit vielen Mitgliedern gesprochen, um sie zu überzeugen, den Vorsitz zu übernehmen“, berichtet Bartels, der auch Bezirksbürgermeister in Jöllenbeck ist. Viele würden sich jedoch bereits in weiteren Ehrenämtern engagieren oder beruflich zu stark eingespannt sein. Eine potenzielle Kandidatin sei gerade Mutter geworden. &bdquo;Das sind Argumente, die ich nachvollziehen kann“, betont der Noch-Chef. Falls es irgendwann eine Neugründung geben werde, empfiehlt er jedoch dringend eine Satzungsänderung: &bdquo;Die Satzung verbietet es, dass Theesener und Vilsendorfer Mitglieder werden können.“

Meistgelesen