Wegen Bürokratie: Bielefelds Stadtteilfesten droht der Tod auf Raten

Bielefeld. Gerade erst hat eine private Nachbarschaftsinitiative in Schildesche ihr letztes Sommerfest gefeiert. Zu hoch waren die Auflagen und Gebühren der Stadt für das Miteinander in der kleinen Anliegerstraße.Jetzt melden sich auch die Organisatoren der großen Stadtteilfeste zu Wort. Was im Kleinen zur Belastung wurde, ist es beim Heeper Ting oder dem Schildescher Stiftsmarkt schon seit längerem. In Brackwede stehen die Feste gerade auf der Kippe. In Jöllenbeck sind der traditionsreiche &bdquo;Klön“ oder der Weihnachtsmarkt schon Geschichte. &bdquo;Im Ehrenamt ist die Organisation nicht mehr zu schaffen“, sagt Friederike von Spiegel. Sie managt inzwischen hauptberuflich unter anderem den Schildescher Stiftsmarkt. Die dortige Veranstalterin, die Werbegemeinschaft &bdquo;In Schildesche“, gehört wie alle anderen Werbegemeinschaften der Stadt auch dem Verkehrsverein an. In dessen Vorstand wiederum engagiert sich auch die Veranstaltungsexpertin von Spiegel. &bdquo;Die Gesellschaft braucht diese Stadtteilfeste“, sagt Ursula Pasch, Vorsitzende des Verkehrsvereins. &bdquo;Wo sonst könne sich die Menschen besser austauschen und feiern“, fragt sie. Bielefelder Bürokratie nimmt zu Jöllenbecks Bezirksbürgermeister Mike Bartels führte lange auch die in Auflösung begriffene Werbegemeinschaft Jöllenbeck, die den &bdquo;Jürmker Klön“ und später den Herbstmarkt organisierte. &bdquo;Früher ging einfach viel auf Zuruf“, sagt er. Es habe einen direkten Draht zum Bezirksamt gegeben. Jetzt müsse alles zentral angezeigt und abgestimmt werden. Die Kosten liefen davon, etwa für Sicherheitsdienste. Und auch die Genehmigungen selbst schlügen finanziell kräftig zu Buche. Unter anderem deshalb hat der Schildescher Stiftsmarkt seit 2022 ein Minus eingefahren. In der Spitze fehlten 20.000 Euro. Ganz langsam habe sich die finanzielle Situation verbessert – dank Einsparungen und zusätzlicher Sponsoren, so von Spiegel. Doch das sei eine Gratwanderung. Schnell könnten die Feste an Attraktivität verlieren. &bdquo;Stadtteilfeste müssen bei der Zentralen Veranstaltungskoordination des Ordnungsamtes angemeldet werden“, erläutert Martin Knabenreich, Chef von Bielefeld Marketing und ehrenamtliche Geschäftsführer des Verkehrsvereins. Ablaufpläne und Detailskizzen müssen dort eingereicht werden. Es geht um Absperrungen und Sicherheitskonzepte. Es geht um Kabelmatten und Wasserschläuche. Nichts wird dem Zufalle überlassen. Notwendige Genehmigungen kommen dann manchmal aber erst kurz vor dem Veranstaltungsbeginn. Zum Thema: Gebührenschock bei Straßenfest in Bielefeld: Organisatoren kapitulieren Bielefeld Marketing organisiert selbst große Innenstadtfeste wie den &bdquo;Leineweber“ oder den Weinmarkt. &bdquo;Um in den Bezirken tätig zu werden, fehlt uns der Auftrag und auch das Budget“, sagt Knabenreich. Friederike von Spiegel hält die städtische Marketinggesellschaft aber genau für den Partner, der den Ehrenamtlichen in den Werbegemeinschaften helfen könnte. &bdquo;Die Vereine brauchen ein professionelles Beraterteam“, sagt sie. Ein Entgegenkommen erhofft sie sich von der Stadt auch bei den Straßensondernutzungsgebühren oder wenn es darum geht, Umleitungsschilder und Sperren aufzustellen. Praktische Kulturförderung ist wünschenswert Auch Werbekostenzuschüsse als &bdquo;praktische Kulturförderung“ wären aus ihrer Sicht wünschenswert. Denn seien alle Auflagen und Gebühren von den Veranstaltern bezahlt, bleibe kaum noch Geld, um etwa Künstler zu engagieren. In Heepen ist die Welt derzeit noch halbwegs in Ordnung. &bdquo;Wir schaffen es noch, den Heeper Ting, die Veranstaltungen im Frühling, im Sommer und zu Weihnachten zu organisieren“, sagt Jürgen Utecht, Vorsitzender der Interessen- und Werbegemeinschaft. Aber auch er wünscht sich Hilfestellung von der Stadt. Für ein gemeinsames Materiallager zum Beispiel, das von allen genutzt werden könnte. So koste es mal eben 2.500 Euro, für den Ting eine Bühne zu leihen. Beleuchtung und Technik seien darin nicht einmal eingerechnet. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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