Getöteter Ex-Profiboxer Besar Nimani: Bielefelder wegen heimtückischen Mordes angeklagt

Bielefeld. Sieben Monate, nachdem der Bielefelder Ex-Profiboxer Besar Nimani in der Bielefelder Altstadt von mehreren Schüssen getroffen und dabei tödlich verletzt wurde, hat die Staatsanwaltschaft Bielefeld jetzt Anklage gegen einen der Tatverdächtigen, Hüseyin A., erhoben. Sein mutmaßlicher Komplize, Ayman Dawoud Kirit, befindet sich derweil weiterhin auf der Flucht und wird wegen dringenden Tatverdachts europaweit gesucht. Die Anklage von Staatsanwalt Veit Walter, die inzwischen alle Prozessbeteiligten erreicht hat, wirft dem 34-jährigen Angeklagten aus Bielefeld heimtückischen Mord vor. Für die Zeugen der Tat in der Obernstraße war es eine Hinrichtung auf offener Straße. Wie berichtet, sollen A. und sein Komplize am 9. März 2024 gegen 18 Uhr an der Obernstraße auf den bekannten Boxer getroffen sein und sofort das Feuer eröffnet haben. Beide feuerten aus ihren Schusswaffen insgesamt 16 Projektile ab, das wurde am Rande einer Zwischenbilanz von Innenminister Herbert Reul bekannt. Nimani (38) wurde in Oberkörper und Beine getroffen, er verblutete angesichts mehrerer Lungendurchschüsse noch am Tatort. Tatverdächtiger Bielefeld (33) wird in Brüssel festgenommen Die Täter waren nach den Schüssen vor zahlreichen geschockten Augenzeugen in Richtung Alter Markt geflüchtet, vor Erreichen des Platzes aber nach rechts in Richtung Welle abgebogen. Dort dürften sie in ein bereitstehendes Fahrzeug gesprungen sein. Die Fahndung lief anschließend auf Hochtouren. Hausdurchsuchungen in Bielefeld blieben allerdings erfolglos. Mit Unterstützung belgischer Sicherheitskräfte nahmen Zielfahnder des LKA NRW den dringend tatverdächtigen Bielefelder Hüseyin A. (33) aber am 15. Juli in Brüssel fest. Lesen Sie auch: Einer der beiden Gesuchten im Fall Nimani festgenommen Vieles spricht dafür, dass die Täter an jenem Abend ihrem Opfer aufgelauert sind. Warum? Die Anklage geht davon aus, dass es vorher zu einem Streit gekommen war. Der Auslöser für die tödliche Eskalation könnte in dem Kiosk zu finden sein, den Nimani zusammen mit einem Verwandten des Angeklagten an der Heeper Straße betrieben hatte. In diesem Kiosk soll es zum Streit zwischen dem Boxer und dem nun Angeklagten gekommen sein, der schließlich auch handgreiflich ausgetragen wurde. War es lediglich eine Ehrverletzung, die der Angeklagte angesichts der Prügelei in diesem Kiosk empfunden haben soll, die den Wunsch nach Vergeltung aufkommen ließ und schließlichj in der beschriebenen Hinrichtung mündete? Nach Angaben von Guiskard Eisenberg, Sprecher des Bielefelder Landgerichts, finde sich in der Anklage keine Konkretisierung zum Motiv der Tat. Rechtsanwalt Georg Schulze, Nebenklagevertreter von Nimanis Bruder Berat, betont, dass in der Anklage aber auch keinerlei Hinweise zu finden seien, die Gerüchte bestätigen würden, die von der Gegenseite kolportiert worden seien. &bdquo;Die Ermittlungen sind sehr ausführlich geführt worden“, so Schulze. Der Familie des Verstorbenen sei es wichtig, dass die Täter eine gerechte Strafe erhalten. Im Gerichtsverfahren erhoffe er sich aber noch weitere Erkenntnisse: &bdquo;Die Ermittlungen sind noch nicht am Ende. Ich gehe davon aus, dass noch einige Hintergründe herauskommen werden.“ Für Berat Nimani, Bruder des Getöteten, ist der Abschluss der Ermittlungen kein großer Trost: &bdquo;Das bringt meinen Bruder auch nicht wieder zurück.“ Die Trauer in der Familie sei immer noch groß. &bdquo;Trotzdem ist es für uns wichtig, dass jetzt die Wahrheit ans Licht kommt.“ Die Staatsanwaltschaft gehe an keiner Stelle davon aus, dass sein Bruder in krumme Geschäfte verwickelt gewesen sei, betont Berat Nimani. Er hatte nach der Tat angedeutet, dass der nun Angeklagte in dem Kiosk an der Heeper Straße Drogengeschäfte habe abwickeln wollen. Dies habe sein Bruder aber vehement abgelehnt, berichtet er. Und deshalb habe der Boxer Hüseyin A. aus dem Kiosk geworfen. Lesen Sie dazu: Angehörige des getöteten Ex-Boxers erheben Vorwürfe: &bdquo;Er hatte Angst, die Polizei tat nichts“ Offenbar wurde es anschließend bedrohlich zwischen den Streitparteien. Nimani soll sich anschließend so bedroht gefühlt haben, dass er Anfang 2023 sogar versucht hat, fünf Schusswaffen aus dem Kosovo nach Deutschland zu schmuggeln. An der österreichisch-deutschen Grenze hält ihn die Polizei aber auf und beschlagnahmt fünf Schreckschusspistolen mit aufgebohrtem Lauf sowie 56 Schuss Munition. &bdquo;Er wollte damit seine Frau und seine drei Kinder schützen“, sagt Bruder Berat. Der Boxer hatte sich von der Polizei in Stich gelassen gefühlt. Anonyme E-Mail berichtet von einer Notwehr-Situation Doch was passierte in den folgenden zwölf Monaten, dass es Anfang März 2024 zu der Hinrichtung kam? In einer anonymen Mail, die nur drei Tage nach der Tat bei den Ermittlungsbehörden eintraf, berichtet der Absender, der sich als Ayman Kirit ausgegeben hatte, dass er seinerseits bedroht worden sei und aus Notwehr gehandelt habe. Seriös überprüfen lässt sich nicht, ob der E-Mail-Schreiber tatsächlich der Gesuchte ist. Eine Schusswaffe wurde damals bei Besar Nimani nicht gefunden. Die Familie des Getöteten hatte die Vorwürfe aus dieser Mail damals vehement zurückgewiesen. Lesen Sie dazu: Nach Todesschüssen taucht mutmaßliche Bekenner-Mail im &bdquo;Fall Nimani“ auf Das nun in Kürze zu erwartende Gerichtsverfahren vor dem Landgericht Bielefeld wird diese Fragen aufzuklären versuchen. Der Strafverteidiger des Angeklagten Hüseyin A., Tobias Diedrich aus Bad Oeynhausen, wollte zu den Anklagevorwürfen der Staatsanwaltschaft &bdquo;momentan keine Erklärung abgeben“. Der mutmaßliche Komplize des Angeklagten, Ayman Dawoud Kirit, befindet sich weiterhin auf der Flucht. Er wird ebenfalls im Ausland vermutet. Gegen ihn wird in einem abgetrennten Verfahren ermittelt. Mehr zum Thema: Fall Besar Nimani – alle News und Hintergründe News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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