Fahrrad oder Auto? Zankapfel Verkehr heizt den Bielefelder Wahlkampf an

Bielefeld. Die großen demokratischen Bielefelder Parteien haben ihre Karten für die Kommunalwahl 2025 auf den Tisch gelegt. Nun ist klar, mit welchen Kandidaten der Chefsessel im Rathaus erobert werden soll. Als Erstes ging die CDU mit Christiana Bauer als Bewerberin für das Amt der Oberbürgermeisterin auf den Markt, die SPD folgte wenig später mit Ingo Nürnberger und für die Grünen will es Dominic Hallau richten. Erstmals seit 16 Jahren geht nach dem Ausscheiden von Oberbürgermeister Pit Clausen keiner der Kandidaten mit dem Bonus des Amtsträgers ins Rennen. Darum wird es vornehmliche Aufgabe der Parteien sein, den Bielefeldern ihre Galionsfiguren bekannt zu machen. Vorteil für SPD-Bewerber Ingo Nürnberger Einen Vorteil kann dabei der SPD-Bewerber Ingo Nürnberger für sich verbuchen. Schon zweimal in seiner Amtszeit war der Sozialdezernent als Krisenmanager den Bielefeldern omnipräsent: 2015 beim Beginn der bundesweiten Flüchtlingskrise und ab 2020 bei der Bewältigung der Corona-Krise. Zudem hat er das Vertrauen des Amtsinhabers Pit Clausen, der den 51-Jährigen als sehr gut vorbereitet auf das Oberbürgermeisteramt sieht und das Zeug hätte, &bdquo;zehn Jahre lang im Rathaus die Geschicke“ zu steuern. Lesen Sie auch: Wie SPD-Kandidat Ingo Nürnberger die OB-Wahl in Bielefeld gewinnen will Mit einem frischen Blick von außen will die CDU-Kandidatin Christiana Bauer auf die Lage in Bielefeld schauen und alles auf den Prüfstand stellen. Ebenso wie ihr sozialdemokratischer Mitbewerber stammt sie aus Niederbayern und ist schon lange familiär in Bielefeld heimisch. Die 35-Jährige betont ihren Lebensentwurf als berufstätige Mutter mit Kind, ihr Lebenspartner ist Stieghorsts Bezirksbürgermeister Bernd Henrichsmeier. In der Kommunalpolitik ist die CDU-Kreisvorsitzende ein eher unbeschriebenes Blatt. Aber wer mit ihr ins Gespräch kommt, merkt schnell: Da ist eine, die weiß, was sie will. Ihr Vorteil im kommenden Jahr könnte eine laut aktuellen Umfragen starke Bundes-CDU werden, zudem fallen Kommunal- und Bundestagswahl ins selbe Zeitfenster. Lesen Sie auch: Mit diesen Themen will Christiana Bauer Bielefelder Oberbürgermeisterin werden Hallau will mehr Verantwortung in der Stadt übernehmen Der Dritte im Bunde ist Dominic Hallau, der für die Grünen OB werden will. Der 43-Jährige führt die grüne Ratsfraktion gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Christina Osei. Von daher gilt Hallau als Kenner der hiesigen Polit-Szene und damit der Probleme dieser Stadt. Zudem hat er jüngst den Vorsitz des Aufsichtsrates vom Verkehrsunternehmen Mobiel übernommen. Schon dies wurde als Zeichen gedeutet, dass Hallau mehr Verantwortung in dieser Stadt übernehmen will. Lesen Sie auch: Dominic Hallau (Grüne) will Oberbürgermeister in Bielefeld werden Welche Themen werden den Wahlkampf bestimmen? Die Sicherheit der Bielefelderinnen und Bielefelder wird ein zentrales Anliegen der Parteien sein. Hier hat Ingo Nürnberger mit dem Versprechen vorgelegt, dass er die Probleme am Drogen-Hotspot &bdquo;Tüte“ bis zum Frühjahr 2025 zwar nicht alle lösen könne, &bdquo;aber es wird besser werden müssen“. Hier hat er als Entscheider in der Stadtverwaltung den Vorteil, schon jetzt aktiv anpacken zu können. Aufs Tablett gehoben hat dieses Thema aber maßgeblich die CDU und spricht jetzt mit Staatsanwältin Christiana Bauer aus berufenem Munde. Auf Initiative der Christdemokraten haben sich SPD, CDU und Grüne im Themenbereich Sicherheit und Ordnung zuletzt offensichtlich angenähert. Selbst Videoüberwachung und Waffenverbotszonen sind vor dem Hintergrund der deutlich angestiegenen Straßenkriminalitätszahlen in der Innenstadt kein Tabu mehr. Zankapfel wird das Thema Verkehr Auch beim Thema Wirtschaft liegen CDU- und SPD-Kandidat nicht mehr ganz so weit auseinander. Christiana Bauer würde den Bereich als Oberbürgermeisterin zur Chefsache machen, Nürnberger überraschte jüngst mit der Aussage, dass er sich im Gegensatz zur SPD-Ratskoalition und den Grünen verstärkt auch neue Gewerbegebiete in den Stadtgrenzen vorstellen könne. Zankapfel wird das Thema Verkehr werden. Grünen-Bewerber Hallau, der den Klimaschutz in den Mittelpunkt seiner Kandidatur stellt, wagte die These, dass die Mehrheit der Bielefelder vom Auto umsteigen wolle, wenn die Bedingungen passen würden. Seine Partei wolle dies mit besserer Fahrradinfrastruktur und verbessertem ÖPNV möglich machen. Damit ist die CDU gar nicht einverstanden. Man brauche keine Bevormundung und keine Verkehrserziehung, so Christiana Bauer: &bdquo;Wir müssen die Menschen mitnehmen, Angebote schaffen und den ÖPNV sicherer machen.“ Nürnberger sieht schwere Fehler in der Verkehrspolitik Für SPD-Kandidat Nürnberger ist die gut nutzbare Mobilität eine Voraussetzung für soziale Teilhabe. Er will Platz für Radler, Fußgänger zusammen mit einem attraktiven ÖPNV schaffen, und im Ergebnis weniger fahrende und parkende Autos auf den Straßen haben. Die Verkehrspolitik sei laut Nürnberger auch deshalb in Bielefeld so umstritten, weil in der Vergangenheit handwerkliche und kommunikative Fehler begangen worden seien. Mit diesem Ausrufezeichen grenzt er sich deutlich vom den Grünen nahestehenden Umwelt- und Verkehrsdezernenten Martin Adamski ab. Vornehmlich geht es natürlich bei den Spitzenkandidaten um die Eroberung des Chefsessels im Rathaus, aber was ist ein König ohne Land? Nur mit einer stabilen Mehrheit im Rat kann er oder sie die Stadt voranbringen. Als kleines Fazit aus dem Vergleich der zentralen Wahlkampfthemen lässt sich vielleicht deuten, dass SPD und CDU bei ihren Zielen auf Annäherungskurs sind. Angesichts des Knirschens in der derzeitigen Ratskoalition aus SPD, Grünen und Linken vielleicht ein Zeichen für die Zukunft?

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