Klage gegen Stadt Bielefeld: Wegen Bachumleitung steht Ausflugsziel vor Stilllegung

Bielefeld. Hans Westfeld reicht’s. Er wollte ein einzigartiges Ausflugsziel im Bielefelder Norden schaffen. Die alte Deppendorfer Wassermühle am Schwarzbach sollte zum Natur- und Kulturort werden, samt sich drehendem Mühlrad. Radfahrer sollten hier in plätscherndem Ambiente einkehren, Hotelgäste idyllisch frühstücken, Hochzeitspaare sich das Ja-Wort geben. Jetzt hat der Eigentümer das Aus verkündet. Gastronomie und Hotel werden geschlossen, die alte Mühle umgebaut. Weil dem denkmalgeschützten Bau und Bachlauf das Wasser abgegraben wird. Zum Mühlentag 2018 hatten noch Tausende Besucher in der historischen Mühle vorbeigeschaut. Seit der Sanierung 2020 gibt es hier liebevoll eingerichtete Hotelzimmer, die &bdquo;Kornkammer“, &bdquo;Hochzeitszimmer“ oder &bdquo;Mühlentraum“ heißen und in denen die Gäste laut Webseite &bdquo;mit dem Rauschen des Wassers einschlafen“. Auf der &bdquo;Bachterrasse“ wird Doradenfilet mit Erbsen-Minze-Püree aufgetischt. All das ist bald Geschichte. Vielleicht schon Ende Oktober, spätestens aber zum Jahresende werde das Restaurant geschlossen, sagt Eigentümer Westfeld. Der Hotelbetrieb soll reduziert weiterlaufen. Vorerst. In historischer Mühle entstehen Wohnungen &bdquo;Die Überlegungen gehen in Richtung Boarding House.“ Aber nur bis Herbst 2025. Dann schließt auch das Hotel. Mit Hochzeitsfeiern, Gesellschaften, Seminaren in der Wassermühle, die noch bis zum kommenden Herbst möglich sind, ist ebenfalls Schluss. Und dann? &bdquo;Es wird hier drei sehr nette Wohnungen in sieben Minuten Entfernung von der Uni geben, eine davon mit Loftcharakter. Die Pläne stehen.“ Dafür werde er nur wenig umbauen, sagt Westfeld. Lesen Sie auch: Rabiate Renaturierung: Mühlenverein aus Bielefeld kämpft um den Schwarzbach Seine Entscheidung bedeutet das Ende für das Ausflugsziel, und sie ist dem Eigentümer nicht leicht gefallen. Doch die Auseinandersetzungen rund um die inzwischen beschlossene Verlegung des Schwarzbachs, der die Mühle umfließt, haben ihn zermürbt. &bdquo;Das ist komplett frustrierend und hat leider gar nichts mehr mit den ursprünglichen Plänen für die Mühle zu tun. Aber eine Wassermühle ohne Mühlrad und ohne Wasser ist eben nur noch ein Haus.“ Naturschutz und Denkmalschutz hebeln sich aus Die geplante Bachverlegung habe auch die zukünftigen Pächter abgeschreckt, die aktuell bereits Hotel und Restaurant managen und eigentlich zum 1. Oktober übernehmen sollten. &bdquo;Ich bin ja kein Gastronom, es war von Anfang die Grundidee, den Betrieb abzugeben“, erklärt Westfeld. 2015 hatte er die Mühle von Hans-Georg Baumeister gekauft, sie und den zugehörigen Bachlauf unter Denkmalschutz stellen lassen und das Gebäude aufwendig saniert. Doch auf die Eröffnung im Januar 2020 folgten Corona, Schließungen, Krisenstimmung in der Gastronomie. Die Schwarzbach-Verlegung bringt nun das Fass zum überlaufen. Zum Thema: Umstritten: Bielefelder Bürger wehren sich gegen die Verlegung des Schwarzbachs .responsive23-DsShgEtGrZJC0OD3-map-wassermuehle-deppendorf-und { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-DsShgEtGrZJC0OD3-map-wassermuehle-deppendorf-und { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-DsShgEtGrZJC0OD3-map-wassermuehle-deppendorf-und { padding-top: 142.86%; } } Absurd sei es, sagt Westfeld, dass das Wasser aus dem ebenfalls denkmalgeschützten Bachlauf umgeleitet werden solle, während der denkmalgeschützte Zufluss nicht baulich vergrößert werden dürfe. &bdquo;Aber man darf das Wasser rausnehmen und zumauern?“ Das Problem: Die schmale Öffnung, durch die der Schwarzbach an der Mühle sprudelt, ist zu schmal, damit gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie eine Durchgängigkeit für Fische besteht. Die Bezirksvertretung Dornberg hatte sich zuletzt geschlossen gegen eine Verlegung des Schwarzbachs ausgesprochen, um der EU-Verordnung zu entsprechen. Auch der Mühlenverein, der sich seit Langem für den Einbau eines Mühlrads an der Wassermühle einsetzt, macht sich dagegen stark. Doch lokale und politische Rückendeckung halfen Westfeld nicht. Statt wie gefordert ein alternatives Konzept zu erstellen, legte das Umweltamt seine Pläne direkt dem Umweltausschuss vor und erhielt grünes Licht. Bachverlegung gefährdet historische Eiche und Gebäude Westfeld bereitet jetzt eine Klage gegen die Stadt Bielefeld vor dem Verwaltungsgericht in Minden vor: Denn der Denkmalschutz des Bachlaufs sei mit der geplanten Verlegung nicht mehr gegeben. Zudem werde der geschätzt 200 Jahre alten Böckstiegel-Eiche an der Mühle das Wasser abgegraben, und auch die historischen Bauwerke der Mühle seien gefährdet, ist sich der Eigentümer sicher. Zum Thema: &bdquo;Massiver Eingriff“: Bielefelder wollen Verlegung eines ursprünglichen Bachlaufs verhindern &bdquo;Das alte Fundament steht auf Lehmboden, der bisher durch die Umflut, die jetzt stillgelegt werden soll, mit Wasser gesättigt wird. Wenn Lehmboden zukünftig austrocknet, schrumpft er und in den Gebäuden werden Risse entstehen.“ Westfeld bereitet deshalb eine weitere Klage gegen die Stadt Bielefeld vor. Wegen Schadensersatz. Zur Petition: Für den Erhalt der denkmalgeschützten Bachläufe an der Wassermühle Deppendorf

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