Ein See auf dem Bielefelder Kesselbrink? So könnte das aussehen

Bielefeld. Die 14 Kesselbrinkgespräche der NW hat auch der Bielefelder Wissenschaftstheoretiker Peter Finke aufmerksam verfolgt. Sein Fazit: &bdquo;Die meisten der für den Kesselbrink gemachten Vorschläge setzen aus meiner Sicht nicht grundsätzlich genug an, sondern springen zu kurz, weil sie das Problem nicht an seiner Wurzel erfassen.“ Sein Vorwurf: &bdquo;Die Ideen gehen allesamt von oberflächlichen machbarkeits- und interessengesteuerten Überlegungen aus, nehmen die Versiegelung des Platzes als gegeben hin und schlagen für die verschiedensten Interessen nur unterschiedliche Nutzungen der großen Asphaltfläche vor.“ Hier setzt er denn auch an und rückt die aus seiner Sicht &bdquo;heute nicht mehr notwendige Versiegelung“ ins Zentrum seiner Überlegungen. Finke: &bdquo;Sie ist ein historisches Relikt und muss nicht so bleiben. Entsiegelung ist eines der wichtigsten Gebote der Stunde, gerade in Innenstädten.“ Sie sollte daher als erstes erfolgen. &bdquo;Wasser auf den Kesselbrink bringen“ Doch Finke, der von 1982 bis 2005 an der Uni Bielefeld als Professor für Wissenschaft, Sprach- und Kulturtheorie lehrte und forschte, geht weiter und regt an, &bdquo;Wasser auf den Kesselbrink zu bringen, einen Kesselbrinksee zu schaffen“. Weil dieser das Stadtklima verbessern helfe. Über seine Idee, die auf den ersten Blick verwegen erscheint, sagt er: &bdquo;Bielefeld ist durchaus eine wasserreiche Stadt, obwohl dies kaum wahrgenommen, ja verdrängt wird. Sie hat zwar keinen natürlichen See, auch keinen Fluss, wohl aber sehr viele Bäche, die heute in diversen Grünanlagen ein wenig beachtetes Dasein fristen. Auch in der Stadt fließen sie, aber meist unterirdisch, verrohrt in Form unsichtbarer, auswirkungsloser, geschlossener Leitungen.“ Daran knüpft Finke nun seinen Vorschlag an: &bdquo;Es wäre sehr gut, wenn es gelänge, einen oder mehrere der städtischen Bäche zum Kesselbrink zu führen und in ein Becken mit dem ganzen Umfang des Platzes zu leiten, sodass ein ständig durchflossener großer Teich oder kleiner See entstünde.“ Finke, der im hiesigen Naturwissenschaftlichen Verein aktiv ist, hält dies für &bdquo;eine optimale Nutzung einer Fläche, die heute die Innenstadtatmosphäre belastet, die man aber umgekehrt zu ihrer Entlastung und Schaffung eines hygienischeren Stadtklimas sowie der Gewinnung einer neuen Urbanität nutzen sollte“. Davon habe Bielefeld heute zu wenig. Alternative für Kesselbrink wäre ein stehender Teich Doch der See soll kein Freizeitgewässer oder gar Vergnügungspark werden, wie der Wissenschaftstheoretiker nachdrücklich betont. &bdquo;Die entstehende neue Wasserfläche muss in jedem Falle wirksam vor Verschmutzung und jeglicher ökonomischer Nutzung (Schwimmen, Sport aller Art, Bootsfahren etc.) geschützt werden.“ Es solle vielmehr ein Freiraum geschaffen werden, in dem viele natürliche Prozesse, &bdquo;die infolge der stadtkulturbedingten Versiegelung und kompletten innerstädtischen Verrohrung fast aller Fließgewässer ausgesperrt worden sind, wieder für alle sicht- und fühlbar stattfinden können.“ So könne den Menschen der Freiraum Stadt zurückgegeben werden. Und das geschehe eben am besten, wenn &bdquo;ein vor Freizeitnutzung geschütztes, naturnah geplantes großes Gewässer die Belastungen der bebauten Stadt mindert“. Lesen Sie auch: Diskussionen über den Kesselbrink: Der Platz in Bielefeld, der spaltet Einen von Gewässern durchflossenen See hält Finke zwar für die beste Lösung des &bdquo;heutigen Dilemmas einer Großstadtcity“. Er räumt aber ein, &bdquo;solle dies nicht gelingen, wäre auch ein stehender Teich eine Möglichkeit zur Aufbesserung des Stadtklimas.“ Diese Lösung wäre günstiger, aber weniger effizient, schreibt Finke und betont: &bdquo;Doch auch sie würde es im Prinzip ermöglichen, den Status quo des Kesselbrinks als ständiges Streitobjekt und Quelle von Belastungen und Ärger durch Anlage einer innerstädtischen Wasserfläche zu beenden. Zweifellos aber wären sehr viel weniger Pflanzen und Tiere in der Lage, ein solches Gewässer zu nutzen.“ Bielefeld könnte Beispiel setzen Was das Problem der Tiefgarage unter dem Kesselbrink angeht, ist Finke dafür, sie komplett aufzugeben. So könne der frei gewordene Tiefenraum für eine größere Dimension des Gewässers genutzt werden. Finke betont aber auch: &bdquo;Sollte dies nicht möglich sein, müsste aus Sicherheits- und Gewichtsgründen die Tiefe des entstehenden Gewässers deutlich verringert werden. Dies wäre nicht schön und würde auch seine Nutzung als Lebensraum nochmals deutlich einschränken, aber meinen Vorschlag nicht unsinnig machen.“ Lesen Sie auch: Reportage: Zwischen Chillen, Gewalt und Angst – eine Nacht am Bielefelder Kesselbrink An die Politik adressiert mahnt Finke dann noch: &bdquo;Gewarnt sei auch vor den zu erwartenden parteipolitischen Verkürzungen. Es handelt sich beim heutigen Kesselbrinkproblem um ein Problem vieler Citys. Bielefeld könnte ein Beispiel für die Städte setzen, die es lösen wollen. Die natürlichen Ressourcen hierfür wären gegeben.“ Alle bisherigen Kesselbrinkgespräche können Sie hier nachlesen: Folge 1: Simon Böer: Stadtsportbund: Bielefelder Kesselbrink braucht mehr grüne Oasen und Sportangebote Folge 2: Georg Fortmeier: Jede Woche ein Event: Neue Ideen für den Bielefelder Kesselbrink in der Diskussion Folge 3: Raphaela Kula: &bdquo;Das Grün muss runter“: Bielefelder Künstlerin mit ungewöhnlichem Vorschlag für den Kesselbrink Folge 4: Hans E. Latzke: &bdquo;Völlig verkorkst“: Soziologe übt scharfe Kritik am Bielefelder Kesselbrink Folge 5: Tom Kummerfeldt: Impulse für das Herz Bielefelds: Neue Ideen für mehr Leben auf dem Kesselbrink Folge 6: Barbara America-Sieckmann: Bielefelder Händlerin wünscht sich Kesselbrink-Betreuer für mehr Sicherheit Folge 7: Hans-Jürgen Fieberg: Blinder Bielefelder versteht Aufregung nicht: &bdquo;Habe keine Angst auf dem Kesselbrink“ Folge 8: Anke Schmidt: Überraschende Idee: Bielefelderin wünscht sich ein Shopping-Angebot auf dem Kesselbrink Folge 9: Leida Schievink: Mehr Sicherheit: Jahnplatz-Ufos sollten auch Bielefelder Kesselbrink erhellen Folge 10: Andreas Kämper: Bielefelder verständnislos: &bdquo;Fragt endlich die Bürger, was mit dem Kesselbrink passieren soll“ Folge 11: Herbert Jaspert: Zukunft des Kesselbrinks in Bielefeld: Experte fordert radikale Umgestaltung zur Aufwertung Folge 12: Regine Meinerts: &bdquo;Das ist doch kein Platz“: Bielefelderin schlägt vor, den Kesselbrink zu verkleinern Folge 13: Dominic Hallau: Videoüberwachung auf Bielefelder Kesselbrink: Grünen-Chef offen für Gespräche Folge 14: Joachim Fischer: Bielefelder Ingenieur schlägt vor: Kesselbrink sollte zu Sportplatz gemacht werden

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