Warum diese Bielefelder Schule um jede Anmeldung kämpfen muss

Bielefeld. Die Schule liegt etwas versteckt und doch ist sie mitten in der Innenstadt: die Josefschule, zwischen Herforder, August-Bebel- und Walther-Rathenau-Straße. Mit 105 Schülern, verteilt auf vier Klassen, gehört sie zu den kleinsten Schulen in Bielefeld. An diesem Freitag, 27. September, feiert die Schule ihren 125. Geburtstag. Viele Jahre war die Schule eigenständig, seit dem Schuljahr 2015/16 aber gehört die Josefschule zum Grundschulverbund Hellingskampschule. Kathrin Meise-Waltking (51) leitet die Hellingskampschule seit 2013 und ist damit auch für den Standort Josefschule verantwortlich. Seit zwei Jahren hat sie Anika Lüdemann (43) als Konrektorin an ihrer Seite, sie ist das Gesicht des Standortes an der Josefstraße. Mit dabei hat Lüdemann immer ihren Hund Lotte, ein Havaneser mit flinken Beinen. Der geht zwar nicht mit in den Unterricht, gehört aber fest zum Schulalltag dazu. &bdquo;Die Kinder lieben ihn“, sagt sie. Kinder aus 15 Nationen besuchen die Bielefelder Schule Die Josefschule ist eine klassische Stadtteilschule. Kinder, die im Ostmannturmviertel leben, besuchen die Schule. Die meisten haben einen kurzen Schulweg, für sie ist die Schule der Mittelpunkt. Die Kinder kämen gerne hierher, sagt Meise-Waltking. &bdquo;Weil hier alles sehr familiär ist.“ Die sechs Lehrkräfte kennen alle ihre Schüler, oft auch die Familien. Häufig besuchen sie auch über Generationen hinweg die Schule. &bdquo;Erst neulich hat mir ein Vater davon erzählt, dass auch er hier war“, erzählt Lüdemann. Das freut sie natürlich. Laut Meise-Waltking besuchen Kinder aus etwa 15 Nationen die Schule. Die Lehrkräfte sind darauf eingestellt, es gibt Sprachförderung, einen Leseklub und ein Elterncafé, um das sich die Stadtteilmütter des Viertels kümmern. In der OGS, dem Offenen Ganztag, gibt es Platz für jedes Kind – das ist nicht an allen Grundschulen in Bielefeld der Fall. Meise-Waltking und Lüdemann wissen aber auch, sie müssen um jede Anmeldung kämpfen. Kinder aus bildungsnahen Familien bleiben fern &bdquo;Kinder aus bildungsnahen Familien werden eher an anderen Grundschulen angemeldet“, sagt Lüdemann. Kein Grund für das Team, den Kopf in den Sand zu stecken. Die Josefschule will mit ihrem Angebot überzeugen. Die Schule hat eine lange Tradition: Am 27. September 1899 wird sie an der Josefstraße 9 eingeweiht, damals als Volksschule. 1907 besuchen bereits 483 Schüler die Schule, 1910 steigt die Schülerzahl dann sogar auf 521 an. 1916 beteiligen sich 19 Schüler an der von der Stadt angeordneten Kartoffelzählung. Jeder Schüler bekommt dafür ein Pfund Erbsen und ein Pfund Reis. Am 30. September 1944 wird das Schulgebäude bei einem Bombenangriff zerstört. Am 2. Februar 1950 beantragt der Elternausschuss der Pfarrgemeinde St. Joseph bei der Stadtverwaltung den beschleunigten Aufbau der Josefschule als katholische Schule. Lesen Sie auch: Bielefelder Lehrer können nicht mehr: &bdquo;Es geht hier allen immer schlechter“ Wiederaufbau des Gebäudes 1955 Im November 1955 beginnt dann der Wiederaufbau des Gebäudes, am 15. Dezember 1956 wird es feierlich übergeben. Im Schuljahr 1969/70 besuchen 236 Schüler die Josefschule. Der Schulweg der Kinder ist in dieser Zeit gefährlich, denn in unmittelbarer Nähe der Schule ist in dieser Zeit Großbaustelle, weil der Stadtbahntunnel gebaut wird. 1973/74 werden 321 Schüler an der Schule unterrichtet, davon 24 italienische und 16 spanische Kinder, ab 1980/81 gibt es auch italienischen und spanischen Unterricht als Angebot. 1989/90 wird eine multinationale Auffangklasse eingerichtet. Am 22. Oktober 1999 feiert die Josefschule 100. Geburtstag. Seit neun Jahren ist die Josefschule nun nicht mehr eigenständig. Am Freitag, 27. September, wird von 14.30 bis 18 Uhr rund um die Schule das große Jubiläumsschulfest gefeiert. Die Kinder haben verschiedene Auftritte vorbereitet, es gibt eine Zaubershow, viele Attraktionen und auch ein kulinarisches Angebot. Schulfest mit Zaubershow am Freitag Am Dienstag, 8. Oktober, ist von 8.15 bis 11 Uhr Tag der offenen Tür an der Josefschule. Eltern können in dieser Zeit mit ihrem Kind am Unterricht teilnehmen, die Schule anschauen und Fragen stellen. Ende Oktober geht dann das Anmeldeverfahren für die Grundschulen los. Meise-Waltking und Lüdemann hoffen auf viele Bewerbungen. Denn sie wollen, dass die Schule wieder eigenständig wird. Lesen Sie auch: Teilweise ein Monatseinkommen: Viele Eltern in OWL können sich Schule nicht leisten Laut Amt für Schule hat der Schulausschuss am 22. Juni 2020 zwar beschlossen, dass die Josefschule um einen Zug erweitert und wieder eigenständig werden soll. Allerdings sei eine Erweiterung der Hellingskampschule um einen Zug am Teilstandort Josefstraße und Neuerrichtung der Josefschule durch Teilung des Grundschulverbundes auf Grundlage der Schülerzahlprognosen weder erforderlich noch genehmigungsfähig, heißt es aus dem Rathaus. &bdquo;Durch die aktualisierten Prognosen hat sich diese Lage weiter bestätigt“, so das Amt für Schule auf Nachfrage. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

Meistgelesen