Eltern im Kreis Gütersloh bangen um Schulplätze: „Wie soll ich das meinem Kind erklären?“

Harsewinkel-Greffen. &bdquo;Als der Brief kam, hätte ich heulen können“, sagt Sina Rolf. Noch geht ihr fünfjähriger Sohn Luis in den Kindergarten, freut sich aber schon doll auf die Grundschule. Seine Eltern haben ihn an der St.-Johannes-Schule in Greffen angemeldet - wie viele andere Eltern auch. Zu viele, wie Schulleiter Stefan Schulte jetzt den Erziehungsberechtigten in einem Brief mitteilen musste. &bdquo;Leider können wir im Schuljahr 2025/26 am Teilstandort in Greffen lediglich eine Eingangsklasse mit maximal 29 Schülerinnen und Schülern bilden. Aufgrund der aktuellen Anmeldezahl von 35 Schülerinnen und Schülern wird es vermutlich zu Ablehnungen kommen müssen“, schreibt der Schulleiter. Das sorgt für Unruhe unter den Eltern der zukünftigen I-Dötze. &bdquo;Das ist nicht richtig. Ein Kind, das hier aufgewachsen ist, hier in den Kindergarten gegangen ist, sollte auch das Recht haben, hier zur Grundschule gehen zu dürfen“, sagt Andy Schmidt. Er selbst hat auch in Greffen die Grundschule besucht - &bdquo;damals gab es noch pro Jahrgang zwei Klassen mit 15,16, 17 Schülern“. Seine beiden älteren Töchter haben ebenfalls an der St.-Johannes-Schule gelernt und natürlich möchte auch der fünfjährige Louis dort zur Schule gehen. Es handele sich um den Verweis an den Hauptstandort, heißt es &bdquo;Ich kann mir nicht vorstellen, dass er im nächsten Sommer mit seiner Schultüte vor einer anderen Grundschule steht“, sagt der Vater kopfschüttelnd, der sich mit anderen besorgten Eltern in der Pizzeria &bdquo;Zaubertopf“ getroffen hat. Seit 2015 ist die St. Johannes-Schule in Greffen nicht mehr eigenständig, sondern Teil eines Verbundes mit der Astrid-Lindgren-Grundschule in Harsewinkel. Lesen Sie auch: Unternehmer eröffnen neue Privatschule im Kreis Gütersloh - ohne Tests und Noten &bdquo;Grundsätzlich melden Eltern ihre Kinder am Grundschulverbund Astrid Lindgren/St.-Johannes-Schule an. Es handelt sich daher nicht um eine allgemeine Ablehnung mit Neuanmeldung an einer anderen Grundschule, sondern lediglich um den Verweis an den Hauptstandort des Grundschulverbundes“, erläutert Anna Lena Gollnick, Fachbereichsleiterin Bürgerdienste bei der Harsewinkler Stadtverwaltung das Verfahren. &bdquo;Wie soll ich das meinem Kind erklären“, fragt eine Mutter Doch eine Fahrt von Greffen aus zur mehr als sieben Kilometer entfernten Astrid-Lindgren-Schule kommt für die angehenden Grundschuleltern am Tisch nicht infrage. &bdquo;Wie soll ich das meinem Kind erklären? Die Freunde aus dem Kindergarten gehen in Greffen zur Schule und Luis nicht?“, fragt Sina Rolf. Für ihren Sohn sei immer klar gewesen, dass er in die Grundschule, neben der seine Großeltern lange wohnten, gehen würde. Er habe auch - wie alle angemeldeten Kinder - schon am Projekttag &bdquo;Komm, wir spielen Schule“ in Greffen teilgenommen. &bdquo;Das Schreiben vom Schulleiter kam nach diesem Diagnosetag“, erzählen die Eltern. &bdquo;Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mein Kind in Brockhagen an der Grundschule angemeldet“, ärgert sich Janine Hermbecker. Ihr Mann und sie hätten sich damals bewusst für ihren Heimatort Greffen entschieden. &bdquo;Es ist einfach schön hier für die Kinder“, sagt sie. Ein Losverfahren ist an Grundschulen nicht zulässig, sagt die Stadt &bdquo;Und es war vorher auch nie die Rede davon, dass die Plätze an der Schule nicht ausreichen könnten“, sagt Vanessa Salomon. &bdquo;Man kennt doch die Anmeldezahlen der Kitas und weiß dann schon ein paar Jahre im Voraus, ob es eng werden kann“, wundert sie sich über die wenig vorausschauende Planung. Doch wie wird nun entschieden, welches Kind einen Platz in Greffen bekommen soll? &bdquo;Das Losverfahren ist im Grundschulbereich unzulässig und kann nur bei Anmeldeüberhängen der weiterführenden Schulen angewandt werden“, erläutert Anna Lena Gollnick. &bdquo;Die Entscheidung in den Grundschulen erfolgt anhand der Kriterien Geschwisterkind an der Schule sowie der Entfernung zwischen Wohnort und Schule.“ Lesen Sie auch: Ungewöhnlicher Vorstoß: Schule im Kreis Gütersloh schafft klassische Hausaufgaben ab Das hatte auch Stefan Schulte den Eltern in seinem Brief mitgeteilt. Wer aufgrund dieses Verfahrens sein Kind gleich am Hauptstandort in Harsewinkel anmelden will oder sich für eine andere Grundschule entscheidet, sollte das bis zum 25. November dem Schulleiter mitteilen. Entfernung zur Schule als ein wesentliches Kriterium &bdquo;Ob Eltern daraufhin ihre Anmeldung zurückgezogen haben, wissen wir nicht“, sagt Jana Steinhoff, deren ältere Tochter bereits im letzten Jahr die Grundschule besucht und im Sommer wechselt. Der &bdquo;Geschwisterbonus“ zieht für diese Familie nicht mehr. &bdquo;Und wenn es nach der Entfernung geht, sind wir raus“, sagt Andy Schmidt und zeigt dabei auf Dusty Haffke, der nicht nur hier im Restaurant sein Nachbar ist. &bdquo;Meine Tochter Emilia geht mit seinem Sohn Louis in die AWO-Kita“, erzählt Dusty Haffke. 1.940 Meter betrage die Entfernung von den Hauseinfahrten bis zur Grundschule St. Johannes. &bdquo;Damit sind wir auf jeden Fall raus“, sagen die beiden Väter, die nun eine Absage befürchten. &bdquo;Die Zu- und Absagen erfolgen durch alle Harsewinkler Schulen einheitlich und postalisch am 11. Dezember 2024“, sagt Anna Lena Gollnick. Auch Schulleiter Stefan Schulte, der dieserr Tage viele Telefonate mit besorgten Eltern führt, kann und will sich vorher dazu nicht äußern. Anmeldeüberhänge hatten sich in der Vergangenheit relativiert &bdquo;Den Schulleiter trifft keine Schuld“, sagen die anwesenden Mütter und Väter übereinstimmend. &bdquo;Die Schule ist super“, sagt Hakan Meral - zwei seiner Kinder haben die Schule bereits besucht. Sein Sohn Hamza muss nun noch um die Aufnahme bangen. &bdquo;Auch in der Vergangenheit gab es bereits Anmeldeüberhänge“, berichtet die Fachbereichsleiterin der Stadt. Bislang hätte sich die Anmeldezahl am Standort St. Johannes zu Schuljahresbeginn jedoch insoweit relativiert, dass immer eine Klasse gebildet wurde; zuletzt mit Zustimmung des Schulrates mit 30 Schülerinnen und Schülern. Lesen Sie auch: Ex-Lehrer im Kreis Gütersloh sprachlos über Behörden - jetzt kehrt er Schule den Rücken Die SPD hatte den Anmeldeüberhang zum Thema im Schulausschuss gemacht. &bdquo;Greffen wächst weiterhin. Neben den Neubaugebieten ziehen zunehmende junge Familien in die bestehenden Wohngebiete“, merkten Sandra Hoffmann und Florian Hinney in ihrem Schreiben an. Darum ist eine Zweizügigkeit an der Schule nicht möglich &bdquo;Warum kann die Greffener Grundschule nicht wieder zweizügig werden“, fragen die Eltern der angehenden Grundschüler. &bdquo;Grundsätzlich handelt es sich bei dem Greffener Standort um einen Teilstandort des Grundschulverbundes Astrid-Lindgren/St.-Johannes-Schule, für den keine eigene Zügigkeit festgelegt werden kann“, erläutert Anna Lena Gollnick. Eine festgelegte Zügigkeit gelte immer für den gesamten Standort. Außerdem sei eine Gesamtbetrachtung aller Grundschulen notwendig. &bdquo;Die Stadt Harsewinkel ist als Schulträger an den kommunalen Klassenrichtwert gebunden, welcher sich aus den Anmeldezahlen der Schülerinnen und Schülern ergibt und die maximale Klassenanzahl an allen Harsewinkler Grundschulen für den Einschulungsjahrgang festsetzt. Die Entscheidung für die Zügigkeit pro Schule - in diesem Fall für den Grundschulverbund -, erfolgt dann anhand der Anmeldezahlen und der möglichen Verteilung der zur Verfügung stehenden Klassenanzahl, dem Klassenrichtwert. Ob eine zweite Klasse an der St.-Johannes-Schule gebildet werden kann, liegt also nicht nur in den Anmeldezahlen in Greffen begründet, sondern ergibt sich insbesondere auch aus der Gesamtschau aller Grundschulen.“

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