Millionen-Minus bei den Stadtwerken Bielefeld: erstmals rote Zahlen

Bielefeld. Satte Gewinne waren bei den Stadtwerken Bielefeld in den vergangenen Jahren eigentlich immer garantiert. Aber 2023 ist das Versorgungsunternehmen jedoch erstmals in die roten Zahlen geraten. Die Bilanz weist ein Minus von 9,1 Millionen Euro aus. Schon ein Jahr zuvor waren nur magere 1,6 Millionen übrig geblieben. Doch pessimistisch blicken die Geschäftsführer Martin Uekmann und Rainer Müller deshalb nicht in die Zukunft. Für den Rückbau der Atomruine in Hamm-Uentrup, an der der Versorger beteiligt ist, mussten Rückstellungen gebildet werden. Das Minus habe sich auch daraus ergeben, dass die Stadtwerke einen Verlust in Höhe von 42 Millionen Euro von ihrer Verkehrstochter Mobiel und der Bädergesellschaft BBF übernehmen mussten. Das ändert sich schon in diesem Jahr. Nach einer Vereinbarung mit der Konzernmutter Stadt Bielefeld müssen die Stadtwerke dann nur noch maximal 18 Millionen des Mobile-Minus selbst tragen. Der Rest kommt aus dem Stadtsäckel. Versorger will bis 2040 klimaneutral sein Künftig werden so Kapazitäten für notwendige Investitionen geschaffen. Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen der Unternehmensgruppe im Vergleich zu 2028 um 40 Prozent reduziert werden. Bis 2040 will die Unternehmensgruppe komplett klimaneutral sein. Dafür sollen in den kommenden Jahren gewaltige zwei Milliarden Euro aufgewandt werden.Im Auftrag der Stadt erarbeiten die Stadtwerke für Bielefeld auch die neue, vom Bundesgesetzgeber vorgeschriebene Wärmeplanung. Noch in diesem Jahr, spätestens Anfang 2025 sollen konkrete Ergebnisse vorliegen. &bdquo;Wir werden dann genau ausweisen, wo Vorranggebiete für Fernwärme sind und wo Nahwärmebereiche erschlossen werden können“, verspricht Rainer Müller. Er sagt aber auch: Nur 40 Prozent der Haushalte könnten so erreicht werden. Für 60 Prozent müssten andere Lösungen gefunden werden, etwa die Installation von Wärmepumpen. Das wiederum bedeutet notwendige Investitionen in das Stromnetz. Stolz sind die Stadtwerke auf die Kundenbindung. 85 Prozent der Haushalte in der Stadt sind ihre Kunden. Niedrigere Gaspreise kann der Versorger seinen Kunden einstweilen noch nicht versprechen. Obwohl die Lager gut gefüllt seien, seien die Gasterminpreise zuletzt um 50 Prozent gestiegen, so Müller. Wie es mit den Tarifen weitergeht, werde sich zum Jahreswechsel erweisen. Das Kerngeschäft der Stadtwerke laufe derzeit stabil, sagt Uekmann. Der Gasabsatz lag mit 3,7 Milliarden Kilowattstunden unter dem Vorjahresniveau. Dabei hätten vor allem Einsparungen in der Industrie und die wärmere Witterung eine Rolle gespielt. Der Fern- und Nahwärmeabsatz sank sogar deutlich um zwölf Prozent auf 676,7 Kilowattstunden. Auch hier dämpfte der geringere Bedarf der Industrie den Absatz.1,5 Milliarden Kilowattstunden Strom flossen durch die Leitungen der Stadtwerke, was wiederum ein leichtes Plus von 2,4 Prozent bedeutet. Und Wasser wurde mit 18,3 Millionen Kubikmetern ebenfalls etwas weniger verbraucht. Interargem ist die Vorzeigetochter Dass die Stadtwerke den Zuschlag für die Klärschlammverbrennung erhalten hätten, sei von großer Bedeutung, betont Müller. Die Klärschlammverbrennungsanlage an der MVA wird ab 2027 Fernwärme für 4.400 Haushalte liefern, Strom für 8.500 Haushalte.Vorzeigetochter der Stadtwerke-Gruppe ist Interargem mit den Müllverbrennungsanlagen in Bielefeld und Hameln. 38,7 Millionen Euro betrug das Jahresergebnis, 800.000 Abfall bearbeitet. Bei der Verkehrstochter Mobiel sei das Deutschland-Ticket eine Erfolgsgeschichte. 45.000 Kunden nutzen es. Dass es bald 58 statt 49 Euro kostet, sei ein verträglicher Kompromiss, so Uekmann. Für die Jahre bis 2029 hat Mobiel bei der Stadt einen Mehrbedarf von 57 Millionen Euro angemeldet. Damit wird aber nur bezahlt, was die Stadt zusätzlich bestellt, etwa eine kürzere Taktung auf einzelnen Buslinien. Möchte sie weniger Leitung, wird es auch günstiger. Die hohen Personal- und Energiekosten bescherten der Bädergesellschaft BBF ein Minus von 11,2 Millionen. Die Telefontochter Bitel arbeitet weiter am Glasfaserausbau. Niederdornberg und Jöllenbeck sind jetzt dran.

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