Mehr Fahrgäste in Bielefeld und Mobiel fährt voll auf Wasserstoff ab

Bielefeld. Umbau und Erneuerung der Bahnsteige und Gleise in der Brackweder Hauptstraße sind geschafft, jetzt rückt für das Bielefelder Verkehrsunternehmen Mobiel das nächste große Projekt in den Mittelpunkt: Der an der Müllverbrennungsanlage im Stadtteil Heepen entstehende &bdquo;Innovationspark Sektorenkopplung“ wird in den kommenden Monaten durch eine neue Halle für Wasserstoffbusse erweitert. Die ersten 15 nagelneuen &bdquo;Brennstoffzellenbusse“ von Mercedes, die ihre Energie aus der Verbrennung von Wasserstoff gewinnen, sind seit Ende 2024 angeliefert worden, zehn weitere werden noch 2025 erwartet. Insgesamt handle es sich um ein &bdquo;cooles Projekt“ schwärmt der Bielefelder Stadtwerke-Chef und Mobiel-Geschäftsführer Martin Uekmann, denn neben einer Wasserstofftankstelle werde ab 2026 auch eine eigene Wasserstoff-Produktion zum Standort gehören. Die schon bald auf 29 Busse angewachsene Bielefelder Wasserstoff-Flotte (vier Busse waren bereits in einer Pilot-Phase angeschafft worden) verspricht den Passagieren ein sanftes, ultraleises Fahrgefühl - ein bisschen wie im Rolls Royce also. Und sie erhalten dabei das gute Gefühl, im Kampf gegen den Klimawandel weitgehend emissionsfrei unterwegs zu sein. Allenfalls ein bisschen Motorenöl wird noch mitverbrannt, ansonsten kommt aus dem &bdquo;Auspuff“ vor allem Wasserdampf. Die nötige Energie für die Herstellung des reinen Wasserstoffs soll künftig aus der Verbrennung von Klärschlamm gewonnen werden. Langfristig sollen sämtliche Mobiel-Busse mit Wasserstoff fahren, ab 2030 dürfen keine Diesel mehr angeschafft werden. Umstieg auf Wasserstoff: Verkehrswende in Bielefeld: Das sind die neuen, modernen Busse von Mobiel Im ersten Schritt soll die Zahl der Diesel-Verbrenner nun von einst 130 auf 100 bis 110 gesenkt werden. &bdquo;Durch die frühzeitig und langfristig ausgelegte Entwicklung des Innovationsparks konnte Mobiel Fördermittel in Höhe von 8,7 Millionen Euro nutzen“, freut sich Arne Petersen, der seit März 2024 neben Uekmann zur Geschäftsführung gehört. Insgesamt sollen die 25 &bdquo;Range-Extender“ rund 19 Millionen Euro kosten. Geschäftsführer sind &bdquo;ein bisschen stolz“ Mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Verkehrsunternehmens im Jahr 2024 zeigten sich beide Geschäftsführer jetzt sehr zufrieden und sogar &bdquo;ein bisschen stolz“. Die Zahl der Fahrgäste sei um 3,5 Prozent auf insgesamt etwa 59,8 Millionen angestiegen, damit sei das Vor-Corona-Niveau nun wieder erreicht. Zur Erinnerung: Im ersten Jahr der Pandemie war die Fahrgastzahl 2020 auf 33,6 Millionen eingebrochen. Auch die Zahl der Beschäftigten sei um mehr als 30 auf nun 944 gestiegen. Hintergrund: Mobiel-Jahresbilanz 2024: Sechs Millionen neue Fahrgäste, Deutschlandticket als Booster Unter anderem seien allein 90 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für den Fahrdienst gewonnen worden, &bdquo;ein Erfolg angesichts des branchenweiten Fachkräftemangels“, wie der für den Betrieb zuständige Geschäftsbereichsleiter David Heidenreich findet. Dank der positiven Entwicklung sei es 2024 nur bei wenigen Linien kurzzeitig zu Angebotseinschränkungen aufgrund von Personalmangel gekommen, &bdquo;deutlich weniger als in vielen anderen Städten“. Gestiegen sind 2024 auch die Investitionen, und zwar um mehr als 72 Prozent auf 44,6 Millionen Euro. Die neuen Busse und der Innovationspark sowie die Stadtbahn-Maßnahmen in Brackwede und an der Artur-Ladebeck-Straße waren die dicksten Brocken. Zugleich ist der Umsatz der Stadtwerke-Tochter um mehr als 11 Prozent von 61,4 auf 54,4 Millionen Euro geschrumpft. Der Umsatzrückgang resultiere vor allem aus den gesunkenen Fahrpreis-Einnahmen durch die breite Nutzung des Deutschland-Tickets, doch: &bdquo;Die geringeren Fahrgeldeinnahmen werden durch die Zuschüsse von Bund und Land zum Deutschlandticket fast 1:1 kompensiert“, so Uekmann. Diese Ausgleichszahlungen würden allerdings nicht wie normale Erlöse verbucht. Stadt Bielefeld und Stadtwerke zahlen Millionenzuschüsse Dem präsentierten Zahlenwerk zufolge hat der Wachstumskurs beim Nahverkehrsangebot seinen Preis: Am Ende verbuchte Mobiel für 2024 einen Verlust von 44 Millionen Euro, noch einmal 8,0 Millionen Euro mehr als für 2023. Von dem Fehlbetrag werden 26 Millionen Euro als Betriebskostenzuschuss direkt von der Stadt Bielefeld getragen. Die restlichen 18 Millionen Euro übernehmen die Stadtwerke als Muttergesellschaft von Mobiel. Solche Zuschüsse muss man sich leisten können und wollen, und Uekmann hebt daher das finanzielle Engagement und das Bekenntnis der Stadt Bielefeld zum öffentlichen Personennahverkehr hervor - anders als in vielen anderen Großstädten werde in Bielefeld das Angebot verbessert. Dies gilt wohl, auch wenn es zu den seit Langem gewünschten Verlängerungen der Stadtbahn-Linien bis zur Dürerstraße (Linie 4), nach Sennestadt (1), Jöllenbeck (3) und Hillegossen oder gar zu einer neuen Linie 5 einstweilen wenig Neues gibt.

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