Kriminalität in Bielefelder Stadtbezirk: Bürger fühlen sich nicht ernst genommen

Sennestadt. Geht es nach den Zahlen der Bielefelder Polizei, hat die Kriminalität in Sennestadt zuletzt abgenommen. Auf einer Podiumsdiskussion sprach Bielefelds Polizeipräsidentin Sandra Müller-Steinhauer in ihren Eingangsworten von &bdquo;sinkenden Fallzahlen“. Auch die Anzahl der bei Kontrollen festgestellten Drogendelikten sei gering – die Polizei habe gerade einmal zwei registriert. Dabei blieb offen, wie viele Kontrollen es überhaupt gegeben habe. Lesen Sie auch: In Bielefelder Stadtbezirk trauen sich die Anwohner abends nicht mehr raus Von dieser Bilanz wollten die mehr als 100 anwesenden Sennestädter im überfüllten Saal des Sennestadthauses daher auch nichts wissen. Unter der Moderation von Bezirksbürgermeister Lars Nockemann (SPD), der die Veranstaltung auch organisiert hatte, äußerten die Einwohner des Bezirkes ihre Sorgen und Anliegen. Auffallend oft drehte es sich dabei um den Bärenplatz. Immer wieder würden sich hier Kriminelle versammeln und auch aneinandergeraten. Ein Ladenbesitzer vom Bärenplatz berichtet davon, wie ein blutiger Mann in sein Geschäft gekommen sei, um sich ein Messer zu besorgen. Er benötige das, habe er gerufen, um nicht von Menschen vor der Tür abgestochen zu werden. Auch zu Problemen mit Alkoholikern würde es rund um den Laden immer wieder kommen. Ständig gebe es Randale. Lösung am Bärenplatz: Mehr Anlaufplätze schaffen Auch Sozialdezernent Ingo Nürnberger berichtete vom Bärenplatz: &bdquo;Die Zahl der Menschen an dem Ort ist gestiegen; das beobachten auch unsere Streetworker“, sagt er. Um die Kriminalität zu reduzieren, schlägt Nürnberger vor, mehr soziale Anlaufplätze zu schaffen. Darüber hinaus kündigte er an, einen schärferen Blick auf den Platz werfen zu wollen. Doch auch der polizeibekannte Reichowplatz wurde zum Thema: Immer wieder werde es dort abends laut, diverse Drogen würden konsumiert – auch von Kindern und Jugendlichen. Polizeipräsidentin Müller-Steinhauer sieht in den Angelegenheiten am Reichowplatz auch ein gesellschaftliches Problem, das sich nicht allein mit polizeilichen Mitteln lösen lasse. Eine Formulierung, die die Polizeichefin immer wieder verwendet, weil Drogensucht, Verarmung und Kriminalität oft in einer engen Verbindung stehen. Doch an jenen polizeilichen Mitteln fehlt es den Sennestädtern ganz allgemein: &bdquo;Wir fühlen uns nicht ernst genommen“, sagt eine Frau aus dem Publikum. Sie ergänzt, dass sie die Situation im Bezirk so sehr besorge, dass sie ihren 19-jährigen Sohn abends nicht mehr auf die Straße lasse. Zu gefährlich sei es ihr dort. Zu lange dauere es, bis die Polizei, die oft erst von der Wache aus Brackwede komme, eintreffe. Zuständigkeit von Polizei oder Ordnungsamt unklar Deshalb rückte auch die Arbeit in der Polizei-Leitstelle zunehmend in die Kritik. Ein Anwohner berichtet, er habe die Polizei rufen wollen, weil er Leute beim Dealen erwischt habe. Die jedoch habe ihn an das Ordnungsamt verwiesen und andersherum genauso. Wer ist wofür zuständig? Ordnungsamtleiter Maik Maschmeier klärte auf: &bdquo;Dealen ist eine Angelegenheit für die Polizei.“ Bei illegalem Drogenkonsum hingegen sei das Ordnungsamt anzurufen. Ein Hin und Her zwischen den Leitstellen wie das in diesem Falle dürfe es aber eigentlich nicht geben. Müller-Steinhauer versicherte gleich mehrfach, sie nehme die Beiträge der Sennestädter sehr ernst und werde sie intern ansprechen. Bezirksbürgermeister Lars Nockemann zeigte sich beeindruckt von der Resonanz der Sennestädter auf die Veranstaltung und kündigte bereits eine zweite Podiumsdiskussion an. Dann sollen auch diejenigen zu Wort kommen dürfen, für die am Mittwochabend keine Zeit mehr war.

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