Unglücklich im Angestellten-Job: Bielefelderin erfindet sich neu und startet richtig durch

Bielefeld. Die Abhängigkeit als Angestellte war nicht Daniela Walters Ding. Dann hat sie alles geändert: Sie hat sich selbstständig gemacht und eine eigene kleine Firma gegründet. Die Arbeit als Floristin hatte ihr seit der 2007 begonnenen Ausbildung allerdings gefallen, und nach elf Jahren in der Branche gründete sie 2018 erstmals in Herford einen Blumenladen. &bdquo;Weil das Geschäft gut lief, bin ich nach kurzer Zeit sogar in ein größeres Ladenlokal umgezogen“, erinnert sich die 37-Jährige. &bdquo;Doch dann kam Corona und hat den Einzelhandel auf den Kopf gestellt.“ Vor 13 Monaten kam außerdem Daniela Walters kleine Tochter auf die Welt, und ihr Geschäft &bdquo;Fräulein Wunderblume“ musste in Herford die Pforten schließen. Das Ende ihrer Selbstständigkeit bedeutete das allerdings nicht. Im Gegenteil: Seit Februar 2024 ist sie mit einem weiterentwickelten Konzept am Markt. &bdquo;Fräulein Wunderblume“ ist nun ein Onlinehandel mit einer kleinen Abholstation in Bielefeld-Brake und zwei stationären Partnern, nämlich dem Obsthof Otte mit Hofladen in Hiddenhausen und &bdquo;Kuhlmann’s grüner Hof“ in Herford, der zum Beispiel auch Tiernahrung anbietet. Lesen Sie auch: Vier Frauen berichten, wie sie den Schritt in die Selbstständigkeit schafften Mehr Lust auf Selbstständigkeit Beide verkaufen ihre frischen Blumensträuße, Kränze oder Tischdekorationen für sie in Kommission. Ihr Geschäft biete jetzt noch mehr Einkaufsmöglichkeiten, freut sich &bdquo;Fräulein Wunderblume“. Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen (IHK) hat in ihrem aktuellen Gründungsreport gerade festgestellt, dass die Lust auf Selbstständigkeit wieder gewachsen ist: Um 10,2 Prozent sei die Zahl der Firmengründungen 2023 gegenüber 2022 gestiegen, sagt Kathrin Teschke, die IHK-Expertin für Existenzgründungen. Die Zahl der neuen Unternehmer, die sich selbstständig machten, sei von 9.903 im Jahr 2022 auf nun 10.915 gewachsen. Während die Zahl der sogenannten Nebenerwerbsgründungen sogar um 13,4 Prozent sank, sei die Zahl der Haupterwerbsgründungen überproportionale um 30,3 Prozent gestiegen, so Teschke. Eigenes Unternehmen in Vollzeit als Karriereoption Auffällig seien dabei besonders zwei Gruppen gewesen: Die Gründungsaktivität von jungen Menschen unter 30 Jahren war demnach besonders ausgeprägt, zweitens aber auch die Gründungsfreude von Frauen im Alter zwischen 30 und 39. Die jungen Frauen hätten nicht nur bei den Haupterwerbsgründungen enorm zugelegt (plus 49,9 Prozent), sondern als einzige Teilgruppe auch bei den Nebenerwerbsgründungen (plus 7,5 Prozent). Insgesamt sei der Anteil der Frauen unter den Firmengründern aber noch &bdquo;ausbaufähig“, erklärt Teschke: &bdquo;Nur rund jede dritte Gründung geht in Ostwestfalen auf eine Frau zurück.“ Ein großes Potenzial bleibe so ungenutzt. IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke sieht die Entwicklung dennoch positiv: &bdquo;Wer in Zeiten eines weitgehend robusten, durch Fachkräftemangel geprägten Arbeitsmarktes gründet, gründet aus Überzeugung“, denkt sie. Dies deute auf eine entsprechende Qualität der Gründungen hin. Gut sei auch der verstärkte Trend zur Haupterwerbsgründung: Offenbar habe &bdquo;das eigene Unternehmen in Vollzeit als Karriereoption an Relevanz gewonnen“, so Pigerl-Radtke. &bdquo;Es gibt keinen Mutterschutz und kein Elterngeld“ Daniela Walter ist mit ihrem Schritt in die Selbstständigkeit jedenfalls bisher zufrieden. Ihr Konzept mit Abholstation und Online-Bestellungen funktioniere ohne Öffnungszeiten – das verschaffe ihr als Mutter mehr zeitliche Flexibilität, und die Kunden könnten jederzeit einkaufen. Viele Stammkunden habe sie &bdquo;mitgenommen“, und auch das in der Corona-Zeit erprobte Abo-Modell mit Lieferungen nach Hause führt sie weiter. War die Gründung schwierig? Vorher habe sie zwei Jahre lang überlegt, &bdquo;traue ich mich, oder nicht“, dann habe es mit dem eigenen Laden gleich gut funktioniert. Neben Helfern aus dem privaten Umfeld sei ihr auch die IHK bei der Gründung &bdquo;von Stunde eins an behilflich“ gewesen, zeigt sie sich dankbar. Die Beratung durch die Kammer sei zum Beispiel wichtig gewesen, um für einen Banktermin gewappnet zu sein: &bdquo;Ich brauchte einen Kfw-Kredit, um eine Ladeneinrichtung, die erste Ware und einen Firmenwagen für Einkauf und Auslieferung anschaffen zu können“, erinnert sich Daniela Walter. Doch die Pandemie und dann die Geburt ihrer Tochter seien durchaus Herausforderungen gewesen. Während der Corona-Zeit habe sie Hilfen beantragt (&bdquo;hat funktioniert“), aber als Mutter sei es durchaus anstrengend, selbstständig zu sein. &bdquo;Es gibt eben keinen Mutterschutz und kein Elterngeld“, sagt die 37-Jährige. Ja, für Mütter sei es auf jeden Fall komfortabler, angestellt zu sein: &bdquo;Aber ich wollte den Traum von der Selbstständigkeit nicht hintenanstellen. Und: Es geht prima!“

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