Warum sich die Selbstständigkeit noch lohnt: Gründerinnen aus Paderborn berichten

Paderborn. Warum entschließen sich Menschen noch für die Selbstständigkeit? In der Regel arbeitet man länger, ist wirtschaftlicher Unsicherheit ausgesetzt und mit dem Privatleben ist es auch nicht immer vereinbar. Doch was so negativ klingt, hat auch klare Vorteile: &bdquo;Es ist die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen“, sagt Claudia Auinger. Sie ist stellvertretende Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung der Industrie- und Handelskammer (IHK) in der Zweigstelle Paderborn und Höxter. Heutzutage sei es wichtig, sich auch im Beruf zu verwirklichen. Bei einer Gründung ginge das. Ähnlich sehen das Melanie Reese und Janina-Sophie Tröster. Beide Frauen sind deshalb in den vergangenen Jahren den Weg der Selbstständigkeit gegangen. &bdquo;Ich wollte bisschen mehr machen als eine Angestellte“, sagt Reese, die seit vergangenem Jahr den Friseursalon an der Marienstraße in Paderborn übernommen hatte und nun leitet. Sie wollte nach ihrer Erfahrung als Angestellte gewisse Dinge selbst entscheiden. Oft habe sich die Friseurmeisterin gedacht: &bdquo;Das hätte ich anders gemacht.“ &bdquo;Ich habe meine ganze Energie hier reingesteckt“ Sie ergänzte ihren Friseursalon deshalb um zwei Aspekte. &bdquo;Es geht einmal etwas mehr in die Wellness-Richtung“, sagt Reese, die zum Beispiel Kopfmassagen anbiete. Zum anderen gebe es ein Zweithaargeschäft. Dies sei ein Angebot, was sich unter anderem an Brustkrebspatientinnen und Patienten richte. Dafür habe Reese abgeschirmte Bereiche gestaltet, in denen Kunden Haarteile sowie Perücken in einer geschützten Atmosphäre ausprobieren könnten. Seit Anfang 2024 bereitete sie sich auf die Selbstständigkeit vor, bis es im September desselben Jahres ernst wurde. &bdquo;Es gab vieles, was ich noch nicht gemacht habe“, sagt Reese. Beispielsweise einen Geschäftsplan aufstellen und Ziele formulieren. Die erste Phase sei dabei sehr anstrengend gewesen. Das habe auch Auswirkungen auf das Privatleben. &bdquo;Ich habe meine ganze Energie hier reingesteckt“, sagt die gebürtige Lübbeckerin. Zudem habe sie zu Beginn Sorge gehabt, wie sie von der Paderborner Kundschaft aufgenommen werde. Das habe jedoch gut funktioniert. Sie gestaltete die Räumlichkeiten neu, führte Änderungen, wie eine Termin-Onlinebuchung ein und pflegte Social-Media-Kanäle. Mit der Zeit seien Erfolge zu sehen gewesen und Reese konnte Aufgaben verteilen. So habe sie inzwischen drei Mitarbeitende. Mit Mitte 20 bereits selbstständig Janina-Sophie Tröster kennt diese Herausforderungen. Auch sie ist Gründerin und hat das Angestelltenverhältnis verlassen. Die gelernte Ergo-Therapeutin hat zuvor im Altersheim gearbeitet. Deshalb war der 26-Jährigen klar: &bdquo;Wenn selbstständig, dann mit Senioren.“ Deshalb gründete die gebürtige Lichtenauerin die Alltagsbetreuung &bdquo;Alltags-Tröster“ für Senioren. Ihr Name &bdquo;Tröster“ kam ihr da gerade Recht. &bdquo;Mit meinem Namen sollte ich auch etwas in die Richtung machen“, sagt sie. Heute habe sie 15 Kunden, die sie auf dem Weg zur Apotheke und dem Friedhof begleite, beim Einkaufen und Schrankaufbauen helfe oder einfache eine Tasse Kaffee trinke, um zu reden. &bdquo;Wir machen das, was die Leute sich vorstellen“, sagt Tröster. Auch hier lauern verschiedene Herausforderungen. Der Kontakt zur Pflegekasse, über die die Betreuung abgerechnet werde, Rechnungen schreiben und Personal verantworten. Zwei Mitarbeiter habe sie derzeit. Trotz der größeren Verantwortung freue sie sich, dass sie sich für ihre Kunden jetzt mehr Zeit nehmen könne. So übe sie mit einem an Parkinson erkrankten Kunden sogar das Schreiben. So viel wird im Kreis Paderborn gegründet Im Kreis Paderborn scheinen viele Unternehmer das ähnlich zu sehen. Laut IHK ist zwischen 2023 und 2024 die Zahl der Gewerbeanmeldungen um 1,8 Prozent gestiegen. Ostwestfalen stagniert im Vergleich dabei an der Nullgrenze. Im benachbarten Kreis Höxter gibt es zwar ein Wachstum von 6,5 Prozent, jedoch bei wesentlich weniger Anmeldungen im Vergleich zum Kreis Paderborn. Ein leichtes Wachstum gab es laut IHK Ostwestfalen ebenso bei der Zahl der Gründerinnen von 33 auf 33,8 Prozent. Männer sind hier immer noch in einer deutlichen Mehrheit. Auch bei der Handelskammer OWL zu Lippe sind Frauen häufig in der Minderheit. Nur 16,75 Prozent aller Auszubildenden sind weiblich. Um mehr Frauen, aber auch Männer, für die Selbstständigkeit zu begeistern, veranstalten die Handwerkskammer, die Industrie- und Handelskammer sowie die Wirtschaftsförderung Paderborn einen Existenzgründungstag. Am Donnerstag, 28. August, werden deshalb an der IHK-Zweigstelle-Paderborn-Höxter am Stedener Feld, Vorträge, Erfolgsgeschichten und Netzwerkmöglichkeiten präsentiert. Die Veranstaltung findet von 15.45 bis 20.15 Uhr statt. Die Anmeldung ist kostenfrei.

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