Demo mit 3.000 Teilnehmern: Bielefeld setzt ein starkes Zeichen gegen rechts

Bielefeld. Auf der Großdemo mit 25.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am 30. Januar hatten es die Organisatoren vom Bielefelder Bündnis gegen rechts versprochen, in diesem Jahr nochmals ein starkes Zeichen gegen den Rechtsruck im Lande und für die Verteidigung der Demokratie zu setzen. Mit der Kundgebung am Samstag unter dem Motto &bdquo;Kultur für Demokratie und Menschenwürde – gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit!“ hielten sie Wort. Indes kamen deutlich weniger Menschen als Anfang des Jahres, um beim insgesamt achtstündigen Kundgebungsprogramm von 14 bis 22 Uhr mit zahlreichen kulturellen Höhepunkten wie dem Auftritt von Mina Richman, der Kultband Se Bethels, des Kabarettisten Ingo Börchers oder der Greek Company dabei zu sein. Statt der erwarteten 8.000 bis 10.000 dürften es geschätzt lediglich rund 3.000 Menschen gewesen sein, die über den Tag verteilt dabei sein wollten auf dem gesperrten Jahnplatz. Doch der guten, kämpferischen Stimmung tat dies keinen Abbruch. Oberbürgermeister Pit Clausen betonte in seiner Begrüßungsrede: &bdquo;Ich will hier die Demokratie feiern, denn sie etwas ganz Besonderes.“ Dass Deutschland eine echte und vollständige Demokratie sei, sei ein Geschenk, aber auch eine Herausforderung. &bdquo;Wir sind gefordert, sie jeden Tag aufs Neue zu verteidigen.“ Es sei geboten, wachsam zu sein. Es gibt nichts Besseres als die Demokratie Clausen rief dazu auf, nicht auf die Vereinfacher und Wahrheitsverdreher hereinzufallen, die vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Herausforderungen parat hätten. Zum Thema Zuwanderung sagte er in diesem Zusammenhang: &bdquo;Sie ist nicht das Kernproblem, sondern Teil der Lösung, denn wir brauchen sie auch, um unseren Wohlstand zu sichern.“ Zum Schluss zitierte er unter dem Beifall der Kundgebungsteilnehmerinnen und -teilnehmer Winston Churchill, der einst meinte: &bdquo;Die Demokratie ist Mist, weil sie so anstrengend ist, aber es gibt nichts Besseres.“ Clausen: &bdquo;Lassen sie uns daher für sie zusammen einstehen.“ Zum Nachlesen: Liveticker: Demo auf Bielefelds Jahnplatz mit viel Programm Eine Aufforderung, die sich wie ein roter Faden durch die zahlreichen Reden und kurzen Statements zog. Klaus Rees und Friederike Vogt vom Bündnis gegen rechts riefen von der Bühne herab dazu auf: &bdquo;Keine Toleranz für die Intoleranz und die Feinde der Demokratie zu zeigen.“ Auch sie mahnten gleich zum Start des Bühnenprogramms, &bdquo;dass die Demokratie kein Selbstläufer ist.“ Im Video: So lief die Demo gegen rechts in Bielefeld Dann ging es los mit der Kultur. Die Kinderrockband Kater Kali bot fetzigen Rock mit frechen Texten nicht nur für kleine Menschen und bekannte: &bdquo;Wir sind für Kinder und gegen Nazis“. Die Singer-/Songwriterin Mina Richman, die iranische Wurzeln hat und seit 2018 in Bielefeld lebt und längst kein Geheimtipp mehr ist, sagte: &bdquo;Ich fühle mich wohl in dieser Stadt, was ja keine Selbstverständlichkeit mehr ist in so manchen Städten.“ Sie rief vor ihrem Soloauftritt mit Ukulele dazu auf: &bdquo;Den Hass mit aller Macht und Liebe zu bekämpfen.“ Der einzige Weg sei, den Hassern gut informiert mit Geduld immer wieder entgegenzutreten, weil wir hoffen müssen, dass sie sich nicht verloren, sondern nur verirrt sind.“ Mit ihren starken Liedern, vor allem mit ihrer Freiheitshymne für die Protestbewegung im Iran mit dem Titel &bdquo;Baba said“, sorgte sie für einen Gänsehautmoment auf dem Jahnplatz. Reichlich Applaus für Ingo Börchers Stimmung garantierten die inklusive Band &bdquo;Oder so“, die Kultband &bdquo;Se Bethels“, aber auch die Band &bdquo;Beatbox“ und die Sängerin Nadu mit ihren musikalischen Mitmachaktionen. Kabarettist Ingo Börchers mahnte, den einstigen CDU-Arbeitsminister Norbert Blüm zitierend: &bdquo;Ein Europa ohne Erbarmen, ist ein erbärmliches Europa“ und kritisierte: &bdquo;Es wird so viel von Obergrenzen für Flüchtlinge gesprochen, dass man die Untergrenzen der Humanität vollkommen zu vergessen scheint.“ Auch dafür gab’s reichlich Applaus. Wie auch für den wunderbaren Song &bdquo;Jahnplatz“ von Se Bethels, den sie auf Petula Clarks &bdquo;Downtown“ geschrieben haben. Darin heißt es: &bdquo;Alles wird gut - sind wir auf dem Jahnplatz. Macht was aus eurer Wut.“ Die Situation ist nicht hoffnungslos Auch die Bielefelder Schauspielerin Carmen Priego rief in ihrer Rede dazu auf, die Hoffnung nicht aufzugeben. Sie betonte: &bdquo;Die Situation ist nicht hoffnungslos, Hoffnung macht es, wenn wir gemeinsam handeln.“ Sie appellierte, sich gemeinsam gegen die extreme Rechte zu stellen und die demokratischen Institutionen zu schützen. Mit diesen Worten im Gepäck ging das Bühnenprogramm schließlich noch bis 22 Uhr weiter mit Auftreten der Greek Company, Poetry Slam und Reggae von Uwe Banton & Wale Bakare und Yah Meek. Klaus Rees war im Gespräch mit der NW trotz der deutlich geringeren Teilnehmerzahl dennoch zufrieden mit dem Verlauf: &bdquo;Es war eine Veranstaltung mit Raum für Begegnungen, vielen Mitmachangeboten und einem breiten Kulturprogramm. Damit sind wir zufrieden und würden es jederzeit wieder machen.“

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