Unterricht völlig verwandelt: Bielefelder Lehrerin bringt Hund mit ins Klassenzimmer

Bielefeld. Lehrer werden übelst beschimpft und mit Essen beworfen, Mitschüler gemobbt, andere kommen - auch aus anderen Gründen - gar nicht mehr zur Schule. Der Ton auf dem Pausenhof ist deutlich rauer geworden - und vielerorts fehlen zudem Lehrer. Wie gut, wenn dann ein unbezahlter, tierischer Pädagoge einspringt und dafür sorgt, dass Zusammenhalt gestärkt, Ängste und Stress abgebaut und den Kindern wichtige Werte vermittelt werden und sie besser lernen können. Dieses Glück hat die 6c der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Gesamtschule in Stieghorst. Seit ihrem Start als Fünftklässler vor gut einem Jahr bringt Klassenlehrerin Maila Foerster ihren sechsjährigen Dalmatiner Dr. Watson mit in die Schule. Als ausgebildeter Schulhund ist er so trainiert, dass er souverän mit allen Reizen umgehen und vor allem nie beißen würde, berichtet Foerster. Ihre Schüler sind begeistert. Dr. Watson sorge für eine positive Grundstimmung, berichten sie. &bdquo;Und wenn jemand traurig ist, merkt er das sofort, kommt zu einem und tröstet uns“, berichten die Kinder. Das sei auch auf der Klassenfahrt bei Heimweh sehr hilfreich gewesen, ergänzt Foerster. Lesen Sie auch: &bdquo;Es ist so entspannt“: Schulleiter aus OWL berichten von rigorosen Handyverboten &bdquo;Er macht immer lustige Dinge und sorgt einfach für gute Laune“, berichtet Liv. Man könne auch prima mit ihm toben, ergänzt Klassensprecher David. Wenn sein Frauchen zum Unterricht in höhere Klassen geht, sorge er dort bei Rangeleien auch für Ordnung. &bdquo;Aber hier in der 6c muss er das gar nicht, die Klassengemeinschaft ist wirklich toll“, sagt die Pädagogin. Dass die Kinder grundsätzlich rücksichts- und respektvoll miteinander umgehen, sei auch Dr. Watson zu verdanken. Regeln werden nicht infrage gestellt &bdquo;Wir wissen, dass er zwischendurch auch Ruhe braucht und achten darauf“, sagen die Sechstklässler. Oder dass kein Müll und keine Essensreste auf dem Boden liegen, die ihm möglicherweise nicht gut bekommen würden. Nicht nur diese Regel werde von den Kindern einfach gar nicht infrage gestellt. &bdquo;Ich habe mich früher nie getraut, vorne zu sitzen“, gibt Eleni offen zu. Aber jetzt: &bdquo;Denn so bin ich ganz nah bei Dr. Watson“, berichtet sie und blickt zufrieden und selbstsicher zu dem Dalmatiner, der sich wieder in sein Körbchen zwischen ihrem Platz am Fenster und Lehrerpult gelegt hat und dort ganz entspannt chillt. Auch die Angst vor Hunden hat der brave, weiße Rüde mit den schwarzen Flecken einigen Kindern in der Klasse genommen. Einen eigenen Hund hat niemand von ihnen zu Hause, berichten die Mädchen und Jungen, die aus vielen unterschiedlichen Ländern stammen und sich gegenseitig einige Brocken beigebracht haben: Russisch, Türkisch, Albanisch, Kroatisch und Polnisch zum Beispiel. Abwechselnd übernehmen sie in der Klasse den Hundedienst. &bdquo;Da kümmert man sich zum Beispiel darum, dass Watson immer frisches Wasser hat“, berichtet Liv. Vertrauen, Empathie und Eigenverantwortung Dass man auch mit einem Handicap gut leben kann und eine echte Bereicherung ist, zeigt der tierische Lehrmeister den Schülern der Klasse, zu der auch Kinder mit Behinderungen gehören. &bdquo;Inklusion funktioniert hier perfekt“, Watson nähme die Kinder nochmal anders wahr. &bdquo;Seit einer missglückten MRT-Untersuchung vor anderthalb Jahren ist er taub“, berichtet Foerster. Dadurch lernten die Schüler auch, auf ihre Körpersprache zu achten. Aber er scheine sich zu erinnern an die Zeit, als er noch hören konnte. &bdquo;Irgendwie merkt er, wenn ein Kind zu laut ist und läuft hin“, berichtet Foerster. Vertrauen, Empathie und Eigenverantwortung: Das seien weitere, gerade heutzutage und in Krisenzeiten wichtige Kompetenzen, die Watson seiner Klasse vermittelt. Er habe von klein auf Menschen noch lieber gemocht als andere Hunde, vor allem Kinder. So ist Foerster auf die Idee gekommen, mit ihm die relativ zeitaufwendige Ausbildung zum Schulhund zu absolvieren. Auch ein Wesenstest gehörte dazu. &bdquo;Ich habe da einfach sein Potenzial gesehen“, ergänzt Maila Foerster. Und er sei ein toller Schüler gewesen: &bdquo;Er hat alles immer sofort begriffen, war viel schneller als ich.“

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