Evakuierungen in Bielefeld: Weitere Bombenfunde am Obersee erwartet

Bielefeld. Gleich die ersten beiden Verdachtspunkte im Acker nahe dem Sattelmeyerweg stellten sich als echte Blindgänger heraus – jeweils mit mächtiger Sprengkraft, je 500 Kilogramm schwer. Damit hatten auch die Experten im Feuerwehramt Bielefeld nicht gleich gerechnet. Wie berichtet, löste der Fund eine umfassende Evakuierungsaktion aus, die am Donnerstag vor der Entschärfung der beiden Bomben nötig wurde. Nun ist klar: Es wird aller Wahrscheinlichkeit schon bald weitere Entschärfungen geben. Wie Jesko Löhr, Leiter der Abteilung Bevölkerungsschutz im Feuerwehramt, mitteilte, sei auf den Äckern dort noch eine Vielzahl von Verdachtsmomenten identifiziert worden. &bdquo;Wir gehen von einer zweistelligen Zahl aus. Ein Teil davon wird sich erneut als Blindgänger herausstellen.“ Mit anderen Worten: Es wird in den nächsten Tagen weitere Entschärfungen geben. Ob dann auch wieder Evakuierungen der umliegenden Wohngebiete nötig sein werden, ist noch unklar. Erdbewegungen können Blindgänger nach oben befördern Der Besitzer der Ackerflächen ist Bio-Landwirt und will in naher Zukunft die Distelflächen auf seinem Boden entfernen. &bdquo;Bisher habe ich immer in einer Tiefe von 25 Zentimetern gearbeitet. Um die Disteln dauerhaft entfernen zu können, muss ich dann 60 Zentimeter tief gehen.“ Weil der Landwirt bereits in der Vergangenheit immer wieder Hinweise auf Blindgänger-Verdachtsmomente von den Behörden erhalten hatte, meldete er sich beim Feuerwehramt. Und das kam in Absprache mit der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg zu dem Schluss, dass die Flächen nun überprüft werden müssen. Löhr erklärt: &bdquo;Normalerweise überprüfen wir nur Gelände, auf denen Tiefbauarbeiten geplant sind. Denn ohne wesentliche Erdbewegungen sind Blindgänger im Boden ungefährlich.“ Aber man wisse inzwischen, dass auch auf Ackerflächen Erdbewegungen stattfinden. &bdquo;Nicht sehr schnell, aber Stück für Stück.“ Gerade an Hanglagen würden dadurch immer wieder Umwälzungen stattfinden, die natürlich auch alte Bomben aus dem Weltkrieg nach oben beförderten. 1.000 Bombentrichter auf dem Gebiet des Landwirts Der Hof des Landwirts in der Nähe des Obersee-Viaduktes wurde im Krieg schwer von den Bomben der Alliierten getroffen. Der Großvater berichtete von rund 1.000 Bombentrichtern, die sie nach Kriegsende auf ihren Flächen hatten zuschütten müssen. &bdquo;Diese Trichter sind für mich immer noch erkennbar. Nicht weil es heute noch Senken seien, sondern weil sich an diesen Stellen das Wasser sammelt.“ Die Wucht der Bomben hat an diesen Stellen den Boden stärker verdichtet. Lesen Sie dazu: Nach Bombenfund in Bielefeld: Besuch beim Kampfmittelbeseitigungsdienst Wurde denn nach dem Krieg nicht alles geräumt? &bdquo;Nach dem Krieg hat es eine Oberflächenräumung gegeben“, betont Löhr. &bdquo;Aber die ging nur bis zu einer bestimmten Tiefe.“ Deshalb sei nach der ersten Luftbildauswertung von der Bezirksregierung bereits eine Oberflächendetektion mit Metallsonden erfolgt: &bdquo;Dabei ist bei einer Vielzahl von Stellen ein magnetischer Ausschlag zu verzeichnen gewesen, der auf Metall im Boden hinweist“, berichtet der Experte vom Feuerwehramt. Da man heute davon ausgeht, dass 10 bis 20 Prozent der Bomben ohne Explosion einschlugen, ist also mit weiteren Funden zu rechnen. Rund um das Viadukt liegen Dutzende Blindgänger Dabei gibt es zwei Arten. &bdquo;Das eine sind die Zerscheller, also Bomben, die beim Aufschlag in einzelne Fragmente gerissen werden. Das andere sind die Blindgänger.“ Während die Zerscheller durch ihre Zerstörung keine Gefahr mehr darstellen, stecken die Blindgänger möglicherweise noch voll funktionstüchtig in der Erde. Der Zünder könnte also durch eine Krafteinwirkung auf den Mechanismus theoretisch noch den TNT-Sprengstoff in der Bombenhülle zur Explosion bringen. Nach der Oberflächendetektion geht eine Fachfirma für Kampfmittel dann punktuell in die Tiefe. Die ersten beiden Grabungen führten nun zu den beiden Blindgängern. &bdquo;Bei den weiteren Arbeiten werden wir ganz viele Zerscheller finden, also Metallteile zerstörter Bomben. Aber ich gehe davon aus, dass auch wieder Blindgänger darunter zu finden sein werden.“ Liegen wieder Blindgänger in der Nähe Bielefelder Häuser? Im Fall eines Blindgängerfundes ist dann die große Frage: Wo liegt er genau? &bdquo;Alles, was wir jetzt als Nächstes überprüfen werden, liegt auf Äckern weiter östlich – also weiter in Richtung Herforder Straße. Unsere Hoffnung ist, dass die Bomben dann weit genug von bebautem Gebiet entfernt liegen, dass keine große Evakuierung mehr nötig sein wird.“ Der Sicherheitsabstand bei einer Entschärfung um eine solche Weltkriegsbombe ist von seiner Sprengkraft und Lage im Erdreich abhängig. Grob lässt sich sagen: Eine 500-Kilo-Bombe verursacht einen Sicherheitsradius von 500 Metern, in dem sich bei der Entschärfung kein Mensch mehr aufhalten darf. Bei einer 250-Kilo-Bombe halbiert sich dieser Radius. Sollten sich zu weit östlich Blindgänger finden lassen, dann wären die an der Herforder Straße befindlichen Industriebetriebe und möglicherweise die Herforder Straße betroffen. Doch das ist alles noch unklar. Denn die Suche nach weiteren Blindgängern zwischen Eisenbahnstrecke und Herforder Straße wird erst in Kürze fortgesetzt. &bdquo;Gut möglich, dass es in den kommenden zwei bis drei Wochen weitere Entschärfungen geben muss“, sagt Löhr.

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