14.000 Anwohner betroffen

Große Evakuierung: Blindgänger in Osnabrück entschärft

Sieben Bomben wurden unschädlich gemacht. Schaulustige verzögerten die Arbeiten. Rund 1.000 Helfer waren den Tag über im Einsatz.

Blick auf eine Anzeigentafel an einem Gleis des abgesperrten Hauptbahnhofs in Osnabrück, wo wegen eines Bombenverdachts 14.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen müssen. | © Friso Gentsch/dpa

18.11.2024 | 18.11.2024, 06:42

Osnabrück (AFP/dpa/anwi). Die Blindgänger sind unschädlich gemacht worden: Die Stadt Osnabrück hat ihre Evakuierungsmaßnahmen am Sonntag, 17. November, nach mehr als 15 Stunden beendet. Die zwei letzten der sieben gefundenen Blindgänger hätten um 22.17 Uhr gesprengt werden müssen, teilte die Stadt mit. Im Anschluss konnten die rund 14.000 Anwohner wieder in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren.

Insgesamt handelte es sich um sieben Bomben mit Aufschlagzünder. Einer der sieben Bombenblindgänger ist ein sogenannter Zerscheller. Das ist eine Bombe, die am Boden zerbrochen ist. Die Experten mussten vor der Sprengung der zwei letzten Blindgänger vier weitere Blindgänger sowie den Zünder des Zerschellers entschärfen, hieß es.

Schaulustige hatten die Arbeiten am Abend den Angaben nach um über zwei Stunden verzögert. „Unglücklich an der ganzen Maßnahme war, dass sich zahlreiche Personen noch lange nach der Sperrung des Evakuierungsgebiets unberechtigterweise dort aufhielten oder später versuchten, dort einzudringen“, hieß es von der Stadt. Ihnen drohen demnach hohe Bußgelder.

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Rund 14.000 Menschen mussten ihr Zuhause verlassen

Nach dem Verdacht auf mehrere Bombenblindgänger mussten am frühen Morgen rund 14.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Nach Angaben der Polizei waren nicht alle Bürgerinnen und Bürger einsichtig, mehrfach öffneten die Einsatzkräfte Türen gewaltsam und setzten durch, dass Menschen ihr Zuhause verließen.

Insgesamt seien 39 Ordnungswidrigkeiten gegen Personen eingeleitet worden, die die Sperrzone nicht freiwillig verließen, teilte die Polizei am Abend mit. Zudem kam es am Rande des Evakuierungsgebiets zu einer Körperverletzung. Ein Mann habe aus bislang unbekannten Gründen auf einen anderen Mann eingeschlagen. Dieser erlitt schwere Verletzungen und kam ins Krankenhaus. Die Polizei ermittelt.

Oberbürgermeisterin würdigt Engagement

Die Stadt richtete in einer Schule ein Zentrum ein, in dem Betroffene unterkommen und verpflegt werden konnten. Menschen durften auch ihre Haustiere mitbringen. Im Evakuierungsgebiet lagen auch zwei Krankenhäuser und mehrere Altenpflegeeinrichtungen. Der Hauptbahnhof wurde für die Dauer der Arbeiten gesperrt, die Bahn leitete Züge um und organisierte einen Ersatzverkehr.

Rund 1.000 Helfer waren den Tag über im Einsatz. Oberbürgermeisterin Katharina Pötter dankte den Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes und den Einsatzkräften sowie den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern für ihr Verständnis und ihre Geduld. „Osnabrück hat schon viele Bombenentschärfungen erlebt, aber dass an einem Tag sieben Verdachtspunkte untersucht und sechs Bomben entschärft werden mussten, war auch für uns ein Novum“, sagte die CDU-Politikerin laut Mitteilung.

Die Blindgänger waren bei einer Erkundung des früheren Güterbahnhofsgeländes am Rand der Innenstadt gefunden worden. Auf dem Gelände soll ein neues Stadtviertel entstehen.

Ausfälle im OWL-Bahnverkehr durch Evakuierung in Osnabrück

Ein Fahrzeug der Feuerwehr steht vor dem abgesperrten Hauptbahnhof in Osnabrück. - © Friso Gentsch/dpa
Ein Fahrzeug der Feuerwehr steht vor dem abgesperrten Hauptbahnhof in Osnabrück. | © Friso Gentsch/dpa

Die Bergung und Unschädlichmachung der Weltkriegsblindgänger hatte Folgen auch für den Bahnverkehr in Ostwestfalen-Lippe:

  • Züge der Linie RE 60 zwischen Rheine und Hannover über Minden fielen zwischen Melle und Ibbenbüren aus.
  • Züge der Linie RB 61 zwischen Hengelo und Bielefeld über Herford fielen zwischen Ibbenbüren-Laggenbeck und Bruchmühlen aus.
  • Züge der Linie RB 75 (Haller Willem) zwischen Osnabrück und Bielefeld über Halle (Westf) fielen zwischen Wellendorf und Osnabrück Hbf aus.

Mehr dazu: Historische Bombenräumung in Osnabrück wirkt bis nach OWL