Bielefelder Familie fühlt sich von unliebsamem Besuch bedroht – Verfahren eingestellt

Bielefeld. Was sich genau an einem Februarabend vor zweieinhalb Jahren in der Wohnung einer Bielefelder Familie zugetragen hat, wissen wohl nur noch die direkt Beteiligten. Zwei Männer und drei Frauen aus Stuttgart und Münster mussten sich seit Juni vor dem Landgericht verantworten – sie sollen eine Bielefelder Familie eingeschüchtert, genötigt und möglicherweise auch mit einer Waffe bedroht haben. Das Gericht hat das Verfahren nun jedoch gegen Geldauflagen vorläufig eingestellt. Bei den Angeklagten handelte es sich um ein 32 und 28 Jahre altes Ehepaar aus Stuttgart sowie ein weiteres, aus Münster stammendes Ehepaar (58 und 53 Jahre alt) nebst der 33-jährigen Tochter. Beide Familien hatten bis vor wenigen Jahren nichts miteinander zu tun, sie kannten sich nicht einmal. Doch dann führte der Zufall sie zusammen und in der Folge auch nach Bielefeld – und schließlich auf die Anklagebänke des Landgerichts. Denn beide Familien waren auf der Suche nach dem 37-jährigen Rais N. (Namen aller Betroffenen geändert). Dieser hatte in der Vergangenheit nicht nur seiner eigenen Familie, sondern auch den Familien der Angeklagten einigen Kummer beschert: So hatte N. vor einigen Jahren von den beiden Stuttgartern 10.000 Euro für vermeintliche Geldanlagen erhalten. Das Münsteraner Ehepaar wiederum kannte N. als den Freund ihrer jüngsten Tochter – doch war die Familie strikt gegen eine Hochzeit der beiden, weil sie N. für einen Heiratsschwindler hielten. Suche nach Tochter und 10.000 Euro in Bielefeld Kurz darauf waren Rais N., die 10.000 Euro sowie Samira T., die 30-jährige Tochter des Münsteraner Ehepaars, verschwunden. Durch einen Zufall stellten die beiden aufgewühlten Familien eine Weile später über soziale Medien fest, dass sie beide auf der Suche nach demselben Mann waren. Schließlich beschlossen sie, einem in Bielefeld lebenden Onkel des Verschwundenen einen Besuch abzustatten, um dort nach dem Verbleib von Rais N., dem Geld und Samira T. zu forschen. Lesen Sie auch: Familienstreit eskaliert: Bedrohlicher Besuch in Bielefelder Wohnung hat Folgen Laut Staatsanwaltschaft fuhren die Angeklagten am 21. Februar 2022 in Begleitung weiterer Personen nach Bielefeld. In der Wohnung des Onkels von Rais N. traten die ungebetenen Besucher mutmaßlich ausgesprochen ruppig und bedrohlich auf, auch sollen die beiden angeklagten Männer Pistolen vorgezeigt haben, um die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens zu veranschaulichen. Nachdem sich herausgestellt hat, dass sich Rais N. nicht in der Wohnung befand und dessen Verwandte auch keinen aktuellen Aufenthalt nennen konnten, verließen die Angeklagten und ihre Begleiter die Wohnung wieder. Was sich an jenem Abend genau abgespielt hatte, ließ sich in der mehrtägigen Verhandlung vor dem Landgericht nicht aufklären. Zwar gaben die Angeklagten zu, in der Bielefelder Wohnung gewesen zu sein, doch habe es keinerlei Drohungen oder Ähnliches gegeben. Video-Trauung in Bielefelder Wohung Die Familie des nach wie vor untergetauchten Rais N. hingegen zeigte sich vom Geschehen nachhaltig beeindruckt und stellte den Ablauf deutlich drastischer dar als die Angeklagten. Doch ließen sich eklatante Widersprüche in den Zeugenaussagen nicht von der Hand weisen. Darüber hinaus hatten die Bielefelder verschwiegen, dass 2021 ein Imam Rais N. und Samira T. in der Bielefelder Wohnung des Onkels von N. nach islamischem Ritus getraut hatte – während die beiden Gesuchten lediglich per Video zugeschaltet waren und der Onkel und die Tante von Rais N. als Trauzeugen fungierten. An diese Begebenheit wollten sich beide erst wieder erinnern, als ihnen im Gerichtssaal ein Video der Zeremonie vorgespielt wurde. Somit erschien es fraglich, ob sich das tatsächliche Geschehen tatsächlich würde aufklären lassen. Die I. Große Strafkammer unter dem Vorsitz von Richterin Yvonne Alwast stellte das Verfahren gegen die Angeklagten schließlich mit Zustimmung sämtlicher Prozessbeteiligter gegen Geldauflagen zwischen 1.800 und 3.000 Euro vorläufig ein.

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