„Körperlich und seelisch massiv verletzt“: Paderborner muss nach Messerattacke ins Gefängnis

Paderborn. Harry T. (Namen geändert) hat großes Glück gehabt. Als er an einem Sonntagnachmittag mit einem Messer auf seinen alten Kumpel Andy N. einstach, nahm die wahrscheinlich gut 10 Zentimeter lange Klinge einen äußerst günstigen Weg. Sie drang zwar in die rechte Flanke des 36-Jährigen ein, verletzte aber lediglich das Zwerchfell und die Leberkapsel, sodass Andy N. noch selbstständig die Rettung verständigen konnte. Außerdem traf Harry T. anschließend die richtige Entscheidung - er beließ es bei dieser einen Attacke. Denn so ist ihm mehr als ein halbes Jahr später vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht Paderborn eine Verurteilung wegen versuchten Totschlags erspart geblieben. Die beiden ehemals guten Freunde hatten sich an diesem Sommertag zunächst via Whatsapp über eine Geldschuld in Höhe von 150 Euro mächtig erregt ausgetauscht. Als dann Andy N. bei Harry T. zu Hause im Habortweg auftauchte, eskalierte der Streit vollends. Denn der 26-Jährige wollte es sich anscheinend nicht bieten lassen, dass ihn sein ehemaliger Kumpel erst mit einer Klappsäge bedrohte und ihn dann auch noch vor den Augen von Mutter und Schwester ohrfeigte. Blutiger Streit in Paderborn: &bdquo;Nicht schön, wenn jemand mit einer Säge vor dir steht“ &bdquo;Das hast du davon“ soll der Täter gesagt haben Harry T. schnappte sich anschließend nach Überzeugung der Richter um den Vorsitzenden Eric Schülke in seiner Wohnung ein Messer und versetzte Andy N. einen Stich, als dieser gerade sein Auto erreicht hatte. &bdquo;Das hast du jetzt davon“, soll der junge Mann gesagt haben, bevor er sich wieder in seine Wohnung verzog. So hat der 36-Jährige vor Gericht die Geschehnisse geschildert - und das nach Überzeugung der Richter auch wahrheitsgemäß. Zwar habe der 36-Jährige zunächst verschwiegen, dass er an diesem Nachmittag seine Klappsäge gezückt hatte, um Harry T. zum Begleichen seiner Geldschuld zu bewegen, doch das weitere Geschehen habe Andy N. sowohl im Verlauf der Ermittlungen wie zuletzt im Gerichtssaal konstant geschildert. Und so erteilen die Richter der Version des Angeklagten, er habe sich in seiner eigenen Wohnung von dem 36-Jährigen mit der Säge bedrängt in einer Notwehrsituation befunden, eine klare Absage. Außerdem sei da zudem die Blutspur, die eben nicht in den Räumlichkeiten gesichert wurde, sondern draußen, in der Nähe des Fahrzeuges, in das Andy N. gerade hatte einsteigen wollen. Gefährliche Körperverletzung statt versuchter Totschlag Weil der verletzte Paderborner selbst schilderte, dass der Angeklagte nach diesem einen Stich sofort den Rückzug angetreten hatte, kommen die Richter, wie von Staatsanwalt David Schütte beantragt, zu einem Schuldspruch wegen gefährlicher Körperverletzung. &bdquo;Großes, großes Glück“ sei es gewesen, dass bei dem Stich keine größeren Organe getroffen wurden, so der Vorsitzende Richter Schülke. &bdquo;Das ist kein Vorgang, den man steuern kann.“ Hierzu passend: Medizinerin klärt über Gefährlichkeit einer Messerattacke auf Und doch führt die Kammer so einiges ins Feld, das sie dem Angeklagten zugutehält. Durchaus müsse sich Andy N. ein gewisses Mitverschulden zurechnen lassen, konstatiert der Vorsitzende Richter und erinnert daran, dass sich die Männer zuvor heftig via Messenger auseinandergesetzt hatten. Als dann der 36-Jährige in der kleinen Wohnstraße auftauchte, um die Angelegenheit persönlich zu regeln, &bdquo;war klar, dass das keine friedensnobelpreisverdächtige Veranstaltung werden würde“, so Schülke. Beide Männer seien &bdquo;mächtig in Rage gewesen. Trotzdem habe sich Andy N. &bdquo;sehenden Auges“ auf die Auseinandersetzung eingelassen. Paderborner will sein Opfer um Entschuldigung bitten Und so verhängen die Richter schließlich eine Freiheitsstrafe in Höhe von drei Jahren und zehn Monaten gegen Harry T. Dieser hat eine gute halbe Stunde zuvor, als sich die Kammer zu ihrer Urteilsberatung zurückzog, einige wenige versöhnliche Worte gefunden. Er habe eigentlich seinen alten Freund um Entschuldigung bitten wollen, so der Angeklagte. Doch Andy N. ist auch diesem Verhandlungstag ferngeblieben. Das sei besser für seine Psyche, hatte er bereits kurz nach seiner Vernehmung auf eine weitere Prozessteilnahme verzichtet. Denn der 36-Jährige leidet noch immer unter den Geschehnissen, die Arbeit als Landschaftsgärtner ist ihm zurzeit noch unmöglich und sein Alltag hat sich völlig verändert. &bdquo;Der Angeklagte hat ihn körperlich und seelisch massiv verletzt“, erklärt seine Anwältin Ruth Kanzlsperger. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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